Faulspiel (German Edition)
dem Schreiberling. Lieber wäre er mit seinen Gedanken und seiner Enttäuschung für den Rest des Abends allein geblieben.
„Da hat man dir ja übel mitgespielt. Ist ein wenig unfair, oder? Ist deine Verletzung wirklich so schlimm? Ich habe euch heute Nachmittag beim Training beobachtet. Auf mich hast du dabei einen gesunden Eindruck gemacht. Irgendetwas stimmt doch hier nicht!“
Max wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden und das gab er dem Journalisten auch durch seine Körperhaltung zu verstehen. Diese Schreiber waren wirklich penetrante Zecken, die seiner Meinung nach die Privatspähre eines Menschen missachteten, wenn sie eine Story witterten. Oft genug hatte er erlebt, dass Runge oder seinesgleichen andere Sportler oder Menschen des öffentlichen Lebens in den Dreck gezogen hatten.
Am liebsten hätte Max ihm seine Enttäuschung und seine Wut ins Gesicht geschrien.
„Mein Junge, ich kenne das zu gut. Habe so was schon öfter erlebt. Genau so oder so ähnlich. Vielen vor dir ist es bereits so ergangen. Ich kann mir gut vorstellen, wie du dich jetzt fühlst.“
Runge sah ihn mitleidig an, und Max hatte das unbestimmte Gefühl, dass dieser Reporter ehrlich zu ihm war. Er konnte diese Empfindung an nichts Besonderem festmachen, jedoch sagte ihm sein Bauch, dass dieser Journalist nicht zu den Typen gehörte, die nur auf eine reißerische Story aus waren. Dennoch versuchte er erneut, das Gespräch zu beenden.
„Gehen Sie bitte und lassen Sie mich für heute in Ruhe! Ich bin hundemüde und möchte nur noch ins Bett.“
Runge sah ihn durchdringend an, und wieder hatte Max das Gefühl, dass in seinem Blick nichts Falsches lag. Ganz im Gegenteil, der Blick war offen und ehrlich.
„Bist du eigentlich so dumm und naiv oder tust du nur so? Das sieht doch ein Blinder, was hier los ist. Die können dich gar nicht spielen lassen! Die ganze Saison hat nur dir gehört. Du hast so einen Lauf, dass du die Bayern morgen im Alleingang abschießen würdest. Glaubst du etwa, die könnten sich noch ein Jahr ohne Champions League erlauben? Deren Mannschaft kostet ein Vermögen.“
In aller Ruhe steckte sich Runge eine neue Zigarette zwischen die schmalen Lippen und fixierte den wie angewurzelt stehenden Max Kaiser.
„Du glaubst doch wohl nicht allen Ernstes, dass die den besten Stürmer seit Gerd Müller auf der Tribüne schmoren lassen, wenn sie wirklich vorhätten, das Spiel zu gewinnen! Ich bin mir recht sicher, dass das Spiel verkauft worden ist. Ihr seid bei den internationalen Buchmachern Favorit, und wer morgen auf die Bayern setzt, kann damit vermutlich ein Stange Geld gewinnen. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten; die erste wäre, dass die Bayern das Spiel gekauft haben und die andere, dass eure Funktionäre das Spiel manipulieren, ohne dass die Bayern etwas davon ahnen. Eigentlich spricht alles für die zweite Variante.“
Max fühlte sich nicht besonders wohl in seiner Haut. Es war für ihn unvorstellbar, dass ein Bundesligaspiel manipuliert sein sollte. Sicherlich hatte er schon von Spielverkäufen aus den unteren Amateurligen gehört. Da ging es um ein Fässchen Bier oder um einen Satz Trikots, vielleicht mal um ein paar Euro für die Mannschaftskasse, aber doch nicht in der höchsten Spielklasse. Das konnte doch nicht sein! Unmöglich!
„Erzählen Sie mir doch bitte nicht solch einen Blödsinn. Es werden doch keine Spiele in der Ersten Liga verkauft! Wir spielen hier immerhin um die Meisterschaft und nicht um die goldene Ananas!“
„Wie du meinst, ich hatte dich eigentlich für ein intelligentes Kerlchen gehalten, das erfahren möchte, was hierzulande wirklich mit dem Fußball los ist.
Seit vielen Jahren recherchiere ich jetzt schon in Sachen Fußballskandale und Spielmanipulationen. Du kannst dir nicht vorstellen, was in diesem Geschäft hinter den Kulissen abläuft. Ich beobachte dich schon seit Beginn deiner Karrieremit den Augen eines Luchses. Wenn man dich spielen sieht, dann stellt man fest, dass du richtigen Spaß am Fußball hast, und dass die Freude an dem Sport deine wichtigste Triebfeder ist. Du kannst sicher sein, dass viele dieser großen Sportereignisse getürkt und nicht ganz koscher sind. Dabei geht es mittlerweile um viel zu viel Geld.
Wenn die Bayern verlieren, werden sie mit etwas Pech nur Vierter und haben keine Möglichkeit, nächste Saison in der Königsklasse zu spielen. Das wäre ein finanzielles Desaster für den Club. Zwei oder drei Jahre ohne die Einnahmen aus der
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