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Faust: Der Tragödie erster Teil

Faust: Der Tragödie erster Teil

Titel: Faust: Der Tragödie erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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fangen.
      MEPHISTOPHELES:
  Wenn dir's beliebt, so bin ich auch bereit,
  Dir zur Gesellschaft hier zu bleiben;
  Doch mit Bedingnis, dir die Zeit
  Durch meine Künste würdig zu vertreiben.
      FAUST:
  Ich seh es gern, das steht dir frei;
  Nur daß die Kunst gefällig sei!
      MEPHISTOPHELES:
  Du wirst, mein Freund, für deine Sinnen
  In dieser Stunde mehr gewinnen
  Als in des Jahres Einerlei.
  Was dir die zarten Geister singen,
  Die schönen Bilder, die sie bringen,
  Sind nicht ein leeres Zauberspiel.
  Auch dein Geruch wird sich ergetzen,
  Dann wirst du deinen Gaumen letzen,
  Und dann entzückt sich dein Gefühl.
  Bereitung braucht es nicht voran,
  Beisammen sind wir, fanget an!
      GEISTER:
  Schwindet, ihr dunkeln
  Wölbungen droben!
  Reizender schaue
  Freundlich der blaue
  Äther herein!
  Wären die dunkeln
  Wolken zerronnen!
  Sternelein funkeln,
  Mildere Sonnen
  Scheinen darein.
  Himmlischer Söhne
  Geistige Schöne,
  Schwankende Beugung
  Schwebet vorüber.
  Sehnende Neigung
  Folget hinüber;
  Und der Gewänder
  Flatternde Bänder
  Decken die Länder,
  Decken die Laube,
  Wo sich fürs Leben,
  Tief in Gedanken,
  Liebende geben.
  Laube bei Laube!
  Sprossende Ranken!
  Lastende Traube
  Stürzt ins Behälter
  Drängender Kelter,
  Stürzen in Bächen
  Schäumende Weine,
  Rieseln durch reine,
  Edle Gesteine,
  Lassen die Höhen
  Hinter sich liegen,
  Breiten zu Seen
  Sich ums Genüge
  Grünender Hügel.
  Und das Geflügel
  Schlürfet sich Wonne,
  Flieget der Sonne,
  Flieget den hellen
  Inseln entgegen,
  Die sich auf Wellen
  Gauklend bewegen;
  Wo wir in Chören
  Jauchzende hören,
  Über den Auen
  Tanzende schauen,
  Die sich im Freien
  Alle zerstreuen.
  Einige klimmen
  Über die Höhen,
  Andere schwimmen
  Über die Seen,
  Andere schweben;
  Alle zum Leben,
  Alle zur Ferne
  Liebender Sterne,
  Seliger Huld.
      MEPHISTOPHELES:
  Er schläft! So recht, ihr luft'gen zarten Jungen!
  Ihr habt ihn treulich eingesungen!
  Für dies Konzert bin ich in eurer Schuld.
  Du bist noch nicht der Mann, den Teufel festzuhalten!
  Umgaukelt ihn mit süßen Traumgestalten,
  Versenkt ihn in ein Meer des Wahns;
  Doch dieser Schwelle Zauber zu zerspalten,
  Bedarf ich eines Rattenzahns.
  Nicht lange brauch ich zu beschwören,
  Schon raschelt eine hier und wird sogleich mich hören.
      Der Herr der Ratten und der Mäuse,
  Der Fliegen, Frösche, Wanzen, Läuse
  Befiehlt dir, dich hervor zu wagen
  Und diese Schwelle zu benagen,
  So wie er sie mit Öl betupft-
  Da kommst du schon hervorgehupft!
  Nur frisch ans Werk! Die Spitze, die mich bannte,
  Sie sitzt ganz vornen an der Kante.
  Noch einen Biß, so ist's geschehn.-
  Nun, Fauste, träume fort, bis wir uns wiedersehn.
      FAUST (erwachend):
  Bin ich denn abermals betrogen?
  Verschwindet so der geisterreiche Drang
  Daß mir ein Traum den Teufel vorgelogen,
  Und daß ein Pudel mir entsprang?
    Studierzimmer
    Faust. Mephistopheles.
      FAUST:
  Es klopft? Herein! Wer will mich wieder plagen?
      MEPHISTOPHELES:
  Ich bin's.
      FAUST:
  Herein!
      MEPHISTOPHELES:
  Du mußt es dreimal sagen.
      FAUST:
  Herein denn!
      MEPHISTOPHELES:
  So gefällst du mir. Wir werden, hoff ich, uns vertragen;
  Denn dir die Grillen zu verjagen,
  Bin ich als edler Junker hier,
  In rotem, goldverbrämtem Kleide,
  Das Mäntelchen von starrer Seide,
  Die Hahnenfeder auf dem Hut,
  Mit einem langen, spitzen Degen,
  Und rate nun dir, kurz und gut,
  Dergleichen gleichfalls anzulegen;
  Damit du, losgebunden, frei,
  Erfahrest, was das Leben sei.
      FAUST:
  In jedem Kleide werd ich wohl die Pein
  Des engen Erdelebens fühlen.
  Ich bin zu alt, um nur zu spielen,
  Zu jung, um ohne Wunsch zu sein.
  Was kann die Welt mir wohl gewähren?
  Entbehren sollst du! sollst entbehren!
  Das ist der ewige Gesang,
  Der jedem an die Ohren klingt,
  Den, unser ganzes Leben lang,
  Uns heiser jede Stunde singt.
  Nur mit Entsetzen wach ich morgens auf,
  Ich möchte bittre Tränen weinen,
  Den Tag zu sehn, der mir in seinem Lauf
  Nicht einen Wunsch erfüllen wird, nicht einen,
  Der selbst die Ahnung jeder Lust
  Mit eigensinnigem Krittel mindert,
  Die

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