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Faust: Der Tragödie erster Teil

Faust: Der Tragödie erster Teil

Titel: Faust: Der Tragödie erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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saß beim Königsmahle,
  Die Ritter um ihn her,
  Auf hohem Vätersaale,
  Dort auf dem Schloß am Meer.
      Dort stand der alte Zecher,
  Trank letzte Lebensglut
  Und warf den heiligen Becher
  Hinunter in die Flut.
      Er sah ihn stürzen, trinken
  Und sinken tief ins Meer,
  Die Augen täten ihm sinken,
  Trank nie einen Tropfen mehr.
      (Sie eröffnet den Schrein, ihre Kleider einzuräumen, und erblickt das
  Schmuckkästchen.)
      Wie kommt das schöne Kästchen hier herein?
  Ich schloß doch ganz gewiß den Schrein.
  Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne sein?
  Vielleicht bracht's jemand als ein Pfand,
  Und meine Mutter lieh darauf.
  Da hängt ein Schlüsselchen am Band
  Ich denke wohl, ich mach es auf!
  Was ist das? Gott im Himmel! Schau,
  So was hab ich mein Tage nicht gesehn!
  Ein Schmuck! Mit dem könnt eine Edelfrau
  Am höchsten Feiertage gehn.
  Wie sollte mir die Kette stehn?
  Wem mag die Herrlichkeit gehören?
    (Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.)
      Wenn nur die Ohrring meine wären!
  Man sieht doch gleich ganz anders drein.
  Was hilft euch Schönheit, junges Blut?
  Das ist wohl alles schön und gut,
  Allein man läßt's auch alles sein;
  Man lobt euch halb mit Erbarmen.
  Nach Golde drängt,
  Am Golde hängt
  Doch alles. Ach wir Armen!
    Spaziergang
    Faust in Gedanken auf und ab gehend. Zu ihm Mephistopheles.
      MEPHISTOPHELES:
  Bei aller verschmähten Liebe! Beim höllischen Elemente!
  Ich wollt, ich wüßte was Ärgers, daß ich's fluchen könnte!
      FAUST:
  Was hast? was kneipt dich denn so sehr?
  So kein Gesicht sah ich in meinem Leben!
      MEPHISTOPHELES:
  Ich möcht mich gleich dem Teufel übergeben,
  Wenn ich nur selbst kein Teufel wär!
      FAUST:
  Hat sich dir was im Kopf verschoben?
  Dich kleidet's wie ein Rasender zu toben!
      MEPHISTOPHELES:
  Denkt nur, den Schmuck, für Gretchen angeschafft,
  Den hat ein Pfaff hinweggerafft!
  Die Mutter kriegt das Ding zu schauen
  Gleich fängt's ihr heimlich an zu grauen,
  Die Frau hat gar einen feinen Geruch,
  Schnuffelt immer im Gebetbuch
  Und riecht's einem jeden Möbel an,
  Ob das Ding heilig ist oder profan;
  Und an dem Schmuck da spürt, sie's klar,
  Daß dabei nicht viel Segen war.
  "Mein Kind", rief sie, "ungerechtes Gut
  Befängt die Seele, zehrt auf das Blut.
  Wollen's der Mutter Gottes weihen,
  Wird uns mit Himmelsmanna erfreuen!"
  Margretlein zog ein schiefes Maul,
  Ist halt, dacht sie, ein geschenkter Gaul,
  Und wahrlich! gottlos ist nicht der,
  Der ihn so fein gebracht hierher.
  Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen;
  Der hatte kaum den Spaß vernommen,
  Ließ sich den Anblick wohl behagen.
  Er sprach: "So ist man recht gesinnt!
  Wer überwindet, der gewinnt.
  Die Kirche hat einen guten Magen,
  Hat ganze Länder aufgefressen
  Und doch noch nie sich übergessen;
  Die Kirch allein, meine lieben Frauen,
  Kann ungerechtes Gut verdauen."
      FAUST:
  Das ist ein allgemeiner Brauch,
  Ein Jud und König kann es auch.
      MEPHISTOPHELES:
  Strich drauf ein Spange, Kett und Ring',
  Als wären's eben Pfifferling',
  Dankt' nicht weniger und nicht mehr,
  Als ob's ein Korb voll Nüsse wär,
  Versprach ihnen allen himmlischen Lohn-
  Und sie waren sehr erbaut davon.
      FAUST:
  Und Gretchen?
      MEPHISTOPHELES:
  Sitzt nun unruhvoll, Weiß weder, was sie will noch soll,
  Denkt ans Geschmeide Tag und Nacht,
  Noch mehr an den, der's ihr gebracht.
      FAUST:
  Des Liebchens Kummer tut mir leid.
  Schaff du ihr gleich ein neu Geschmeid!
  Am ersten war ja so nicht viel.
      MEPHISTOPHELES:
  O ja, dem Herrn ist alles Kinderspiel!
      FAUST:
  Und mach, und richt's nach meinem Sinn,
  Häng dich an ihre Nachbarin!
  Sei, Teufel, doch nur nicht wie Brei,
  Und schaff einen neuen Schmuck herbei!
      MEPHISTOPHELES:
  Ja, gnäd'ger Herr, von Herzen gerne.
  (Faust ab.)
      So ein verliebter Tor verpufft
  Euch Sonne, Mond und alle Sterne
  Zum Zeitvertreib dem Liebchen in die Luft.
  (Ab.)
    Der Nachbarin Haus
    Marthe allein.
      Gott verzeih's meinem lieben Mann,
  Er hat an mir nicht wohl getan!
  Geht da stracks in die Welt hinein
  Und läßt mich auf dem Stroh allein.
  Tät ihn doch wahrlich nicht betrüben,
  Tät ihn, weiß Gott, recht herzlich

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