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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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deines
  Grenzunbewußten Reichs, gewinne dir
  Verehrer, Diener, Wächter all' in einem!
      HELENA:
  Vielfache Wunder seh' ich, hör' ich an,
  Erstaunen trifft mich, fragen möcht' ich viel.
  Doch wünscht' ich Unterricht, warum die Rede
  Des Manns mir seltsam klang, seltsam und freundlich.
  Ein Ton scheint sich dem andern zu bequemen,
  Und hat ein Wort zum Ohre sich gesellt,
  Ein andres kommt, dem ersten liebzukosen.
      FAUST:
  Gefällt dir schon die Sprechart unsrer Völker,
  O so gewiß entzückt auch der Gesang,
  Befriedigt Ohr und Sinn im tiefsten Grunde.
  Doch ist am sichersten, wir üben's gleich;
  Die Wechselrede lockt es, ruft's hervor.
      HELENA:
  So sage denn, wie sprech' ich auch so schön?
      FAUST:
  Das ist gar leicht, es muß von Herzen gehn.
  Und wenn die Brust von Sehnsucht überfließt,
  Man sieht sich um und fragt—+
      HELENA:
  Wer mitgenießt.
      FAUST:
  Nun schaut der Geist nicht vorwärts, nicht zurück,
  Die Gegenwart allein—+
      HELENA:
  ist unser Glück.
      FAUST:
  Schatz ist sie, Hochgewinn, Besitz und Pfand;
  Bestätigung, wer gibt sie? +
      HELENA:
  Meine Hand.
      CHOR:
  Wer verdächt' es unsrer Fürstin,
  Gönnet sie dem Herrn der Burg
  Freundliches Erzeigen?
  Denn gesteht, sämtliche sind wir
  Ja Gefangene, wie schon öfter
  Seit dem schmählichen Untergang
  Ilios' und der ängstlich-+
  labyrinthischen/ Kummerfahrt.
  Fraun, gewöhnt an Männerliebe,
  Wählerinnen sind sie nicht,
  Aber Kennerinnen.
  Und wie goldlockigen Hirten
  Vielleicht schwarzborstigen Faunen,
  Wie es bringt die Gelegenheit,
  über die schwellenden Glieder
  Vollerteilen sie gleiches Recht.
  Nah und näher sitzen sie schon
  An einander gelehnet,
  Schulter an Schulter, Knie an Knie,
  Hand in Hand wiegen sie sich
  über des Throns
  Aufgepolsterter Herrlichkeit.
  Nicht versagt sich die Majestät
  Heimlicher Freuden
  Vor den Augen des Volkes
  übermütiges Offenbarsein.
      HELENA:
  Ich fühle mich so fern und doch so nah,
  Und sage nur zu gern: Da bin ich! da!
      FAUST:
  Ich atme kaum, mir zittert, stockt das Wort;
  Es ist ein Traum, verschwunden Tag und Ort.
      HELENA:
  Ich scheine mir verlebt und doch so neu,
  In dich verwebt, dem Unbekannten treu.
      FAUST:
  Durchgrüble nicht das einzigste Geschick!
  Dasein ist Pflicht, und wär's ein Augenblick.
      PHORKYAS:
  Buchstabiert in Liebesfibeln,
  Tändelnd grübelt nur am Liebeln,
  Müßig liebelt fort im Grübeln,
  Doch dazu ist keine Zeit.
  Fühlt ihr nicht ein dumpfes Wettern?
  Hört nur die Trompete schmettern,
  Das Verderben ist nicht weit.
  Menelas mit Volkeswogen
  Kommt auf euch herangezogen;
  Rüstet euch zu herbem Streit!
  Von der Siegerschar umwimmelt,
  Wie Deiphobus verstümmelt,
  Büßest du das Fraungeleit.
  Bammelt erst die leichte Ware,
  Dieser gleich ist am Altare
  Neugeschliffnes Beil bereit.
      FAUST:
  Verwegne Störung! widerwärtig dringt sie ein;
  Auch nicht in Gefahren mag ich sinnlos Ungestüm.
  Den schönsten Boten, Unglücksbotschaft häßlicht ihn;
  Du Häßlichste gar, nur schlimme Botschaft bringst du gern.
  Doch diesmal soll dir's nicht geraten: leeren Hauchs
  Erschüttere du die Lüfte. Hier ist nicht Gefahr,
  Und selbst Gefahr erschiene nur als eitles Dräun.
      FAUST:
  Nein, gleich sollst du versammelt schauen
  Der Helden ungetrennten Kreis:
  Nur der verdient die Gunst der Frauen,
  Der kräftigst sie zu schützen weiß.
  Mit angehaltnem stillen Wüten,
  Das euch gewiß den Sieg verschafft,
  Ihr, Nordens jugendliche Blüten,
  Ihr, Ostens blumenreiche Kraft.
  In Stahl gehüllt, vom Strahl umwittert,
  Die Schar, die Reich um Reich zerbrach,
  Sie treten auf, die Erde schüttert,
  Sie schreiten fort, es donnert nach.
  An Pylos traten wir zu Lande,
  Der alte Nestor ist nicht mehr,
  Und alle kleinen Königsbande
  Zersprengt das ungebundne Heer.
  Drängt ungesäumt von diesen Mauern
  Jetzt Menelas dem Meer zurück;
  Dort irren mag er, rauben, lauern,
  Ihm war es Neigung und Geschick.
  Herzoge soll ich euch begrüßen,
  Gebietet Spartas Königin;
  Nun legt ihr Berg und Tal zu Füßen,
  Und euer sei des Reichs Gewinn.
  Germane du! Korinthus' Buchten
  Verteidige mit Wall und Schutz!
  Achaia dann

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