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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Behendeste,
  Daß er Dieben und Schälken,
  Vorteilsuchenden allen auch
  Ewig günstiger Dämon sei,
  Dies betätigt er alsobald
  Durch gewandteste Künste.
  Schnell des Meeres Beherrscher stiehlt
  Er den Trident, ja dem Ares selbst
  Schlau das Schwert aus der Scheide;
  Bogen und Pfeil dem Phöbus auch,
  Wie dem Hephästos die Zange;
  Selber Zeus', des Vaters, Blitz
  Nähm' er, schreckt' ihn das Feuer nicht;
  Doch dem Eros siegt er ob
  In beinstellendem Ringerspiel;
  Raubt auch Cyprien, wie sie ihm kost,
  Noch vom Busen den Gürtel.
      PHORKYAS:
  Höret allerliebste Klänge,
  Macht euch schnell von Fabeln frei!
  Eurer Götter alt Gemenge,
  Laßt es hin, es ist vorbei.
  Niemand will euch mehr verstehen,
  Fordern wir doch höhern Zoll:
  Denn es muß von Herzen gehen,
  Was auf Herzen wirken soll.
      CHOR:
  Bist du, fürchterliches Wesen,
  Diesem Schmeichelton geneigt,
  Fühlen wir, als frisch genesen,
  Uns zur Tränenlust erweicht.
  Laß der Sonne Glanz verschwinden,
  Wenn es in der Seele tagt,
  Wir im eignen Herzen finden,
  Was die ganze Welt versagt.
      EUPHORION:
  Hört ihr Kindeslieder singen,
  Gleich ist's euer eigner Scherz;
  Seht ihr mich im Takte springen,
  Hüpft euch elterlich das Herz.
      HELENA:
  Liebe, menschlich zu beglücken,
  Nähert sie ein edles Zwei,
  Doch zu göttlichem Entzücken
  Bildet sie ein köstlich Drei.
      FAUST:
  Alles ist sodann gefunden:
  Ich bin dein, und du bist mein;
  Und so stehen wir verbunden,
  Dürft' es doch nicht anders sein!
      CHOR:
  Wohlgefallen vieler Jahre
  In des Knaben mildem Schein
  Sammelt sich auf diesem Paare.
  O, wie rührt mich der Verein!
      EUPHORION:
  Nun laßt mich hüpfen,
  Nun laßt mich springen!
  Zu allen Lüften
  Hinaufzudringen,
  Ist mir Begierde,
  Sie faßt mich schon.
      FAUST:
  Nur mäßig! mäßig!
  Nicht ins Verwegne,
  Daß Sturz und Unfall
  Dir nicht begegne,
  Zugrund uns richte
  Der teure Sohn!
      EUPHORION:
  Ich will nicht länger
  Am Boden stocken;
  Laßt meine Hände,
  Laßt meine Locken,
  Laßt meine Kleider!
  Sie sind ja mein.
      HELENA:
  O denk! o denke,
  Wem du gehörest!
  Wie es uns kränke,
  Wie du zerstörest
  Das schön errungene
  Mein, Dein und Sein.
      CHOR:
  Bald löst, ich fürchte,
  Sich der Verein!
      HELENA UND FAUST:
  Bändige! bändige
  Eltern zuliebe
  überlebendige,
  Heftige Triebe!
  Ländlich im stillen
  Ziere den Plan.
      EUPHORION:
  Nur euch zu Willen
  Halt' ich mich an.
  Leichter umschweb' ich hie
  Muntres Geschlecht.
  Ist nun die Melodie,
  Ist die Bewegung recht?
      HELENA:
  Ja, das ist wohlgetan;
  Führe die Schönen an
  Künstlichem Reihn.
      FAUST:
  Wäre das doch vorbei!
  Mich kann die Gaukelei
  Gar nicht erfreun.
      CHOR:
  Wenn du der Arme Paar
  Lieblich bewegest,
  Im Glanz dein lockig Haar
  Schüttelnd erregest,
  Wenn dir der Fuß so leicht
  über die Erde schleicht,
  Dort und da wieder hin
  Glieder um Glied sich ziehn,
  Hast du dein Ziel erreicht,
  Liebliches Kind;
  All' unsre Herzen sind
  All' dir geneigt.
      EUPHORION:
  Ihr seid so viele
  Leichtfüßige Rehe;
  Zu neuem Spiele
  Frisch aus der Nähe!
  Ich bin der Jäger,
  ihr seid das Wild.
      CHOR:
  Willst du uns fangen,
  Sei nicht behende,
  Denn wir verlangen
  Doch nur am Ende,
  Dich zu umarmen,
  Du schönes Bild!
      EUPHORION:
  Nur durch die Haine!
  Zu Stock und Steine!
  Das leicht Errungene,
  Das widert mir,
  Nur das Erzwungene
  Ergetzt mich schier.
      HELENA UND FAUST:
  Welch ein Mutwill'! welch ein Rasen!
  Keine Mäßigung ist zu hoffen.
  Klingt es doch wie Hörnerblasen
  über Tal und Wälder dröhnend;
  Welch ein Unfug! welch Geschrei!
      CHOR:
  Uns ist er vorbeigelaufen;
  Mit Verachtung uns verhöhnend,
  schleppt er von dem ganzen Haufen
  Nun die Wildeste herbei.
      EUPHORION:
  Schlepp' ich her die derbe Kleine
  Zu erzwungenem Genusse;
  Mir zur Wonne, mir zur Lust
  Drück' ich widerspenstige Brust,
  Küss' ich widerwärtigen Mund,
  Tue Kraft und Willen kund.
      MÄDCHEN:
  Laß mich los! In dieser Hülle
  Ist auch Geistes Mut und Kraft;
  Deinem gleich ist unser Wille
  Nicht so leicht

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