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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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mit hundert Schluchten
  Empfehl' ich, Gote, deinem Trutz.
  Nach Elis ziehn der Franken Heere,
  Messene sei der Sachsen Los,
  Normanne reinige die Meere
  Und Argolis erschaff' er groß.
  Dann wird ein jeder häuslich wohnen,
  Nach außen richten Kraft und Blitz;
  Doch Sparta soll euch überthronen,
  Der Königin verjährter Sitz.
  All-einzeln sieht sie euch genießen
  Des Landes, dem kein Wohl gebricht;
  Ihr sucht getrost zu ihren Füßen
  Bestätigung und Recht und Licht.
      CHOR:
  Wer die Schönste für sich begehrt,
  Tüchtig vor allen Dingen
  Seh' er nach Waffen weise sich um;
  Schmeichelnd wohl gewann er sich,
  Was auf Erden das Höchste;
  Aber ruhig besitzt er's nicht:
  Schleicher listig entschmeicheln sie ihm,
  Räuber kühnlich entreißen sie ihm;
  Dieses zu hinderen, sei er bedacht.
  Unsern Fürsten lob' ich drum,
  Schätz' ihn höher vor andern,
  Wie er so tapfer klug sich verband,
  Daß die Starken gehorchend stehn,
  Jedes Winkes gewärtig.
  Seinen Befehl vollziehn sie treu,
  Jeder sich selbst zu eignem Nutz
  Wie dem Herrscher zu lohnendem Dank,
  Beiden zu höchlichem Ruhmesgewinn.
  Denn wer entreißet sie jetzt
  Dem gewalt'gen Besitzer?
  Ihm gehört sie, ihm sei sie gegönnt,
  Doppelt von uns gegönnt, die er
  Samt ihr zugleich innen mit sicherster Mauer,
  Außen mit mächtigstem Heer umgab.
      FAUST:
  Die Gaben, diesen hier verliehen—
  An jeglichen ein reiches Land—,
  Sind groß und herrlich; laß sie ziehen!
  Wir halten in der Mitte stand.
  Und sie beschützen um die Wette,
  Ringsum von Wellen angehüpft,
  Nichtinsel dich, mit leichter Hügelkette
  Europens letztem Bergast angeknüpft.
  Das Land, vor aller Länder Sonnen,
  Sei ewig jedem Stamm beglückt,
  Nun meiner Königin gewonnen,
  Das früh an ihr hinaufgeblickt,
  Als mit Eurotas' Schilfgeflüster
  Sie leuchtend aus der Schale brach,
  Der hohen Mutter, dem Geschwister
  Das Licht der Augen überstach.
  Dies Land, allein zu dir gekehret,
  Entbietet seinen höchsten Flor;
  Dem Erdkreis, der dir angehöret,
  Dein Vaterland, o zieh es vor!
  Und duldet auch auf seiner Berge Rücken
  Das Zackenhaupt der Sonne kalten Pfeil,
  Läßt nun der Fels sich angegrünt erblicken,
  Die Ziege nimmt genäschig kargen Teil.
  Die Quelle springt, vereinigt stürzen Bäche,
  Und schon sind Schluchten, Hänge, Matten grün.
  Auf hundert Hügeln unterbrochner Fläche
  Siehst Wollenherden ausgebreitet ziehn.
  Verteilt, vorsichtig abgemessen schreitet
  Gehörntes Rind hinan zum jähen Rand;
  Doch Obdach ist den sämtlichen bereitet,
  Zu hundert Höhlen wölbt sich Felsenwand.
  Pan schützt sie dort, und Lebensnymphen wohnen
  In buschiger Klüfte feucht erfrischtem Raum,
  Und sehnsuchtsvoll nach höhern Regionen
  Erhebt sich zweighaft Baum gedrängt an Baum.
  Alt-Wälder sind's! Die Eiche starret mächtig,
  Und eigensinnig zackt sich Ast an Ast;
  Der Ahorn mild, von süßem Safte trächtig,
  Steigt rein empor und spielt mit seiner Last.
  Und mütterlich im stillen Schattenkreise
  Quillt laue Milch bereit für Kind und Lamm;
  Obst ist nicht weit, der Ebnen reife Speise,
  Und Honig trieft vom ausgehöhlten Stamm.
  Hier ist das Wohlbehagen erblich,
  Die Wange heitert wie der Mund,
  Ein jeder ist an seinem Platz unsterblich:
  Sie sind zufrieden und gesund.
  Und so entwickelt sich am reinen Tage
  Zu Vaterkraft das holde Kind.
  Wir staunen drob; noch immer bleibt die Frage:
  Ob's Götter, ob es Menschen sind?
  So war Apoll den Hirten zugestaltet,
  Daß ihm der schönsten einer glich;
  Denn wo Natur im reinen Kreise waltet,
  Ergreifen alle Welten sich.
  So ist es mir, so ist es dir gelungen;
  Vergangeheit sei hinter uns getan!
  O fühle dich vom höchsten Gott entsprungen,
  Der ersten Welt gehörst du einzig an.
  Nicht feste Burg soll dich umschreiben!
  Noch zirkt in ewiger Jugendkraft
  Für uns, zu wonnevollem Bleiben,
  Arkadien in Spartas Nachbarschaft.
  Gelockt, auf sel'gem Grund zu wohnen,
  Du flüchtetest ins heiterste Geschick!
  Zur Laube wandeln sich die Thronen,
  Arkadisch frei sei unser Glück!
    Szene 42
      PHORKYAS:
  Wie lange Zeit die Mädchen schlafen, weiß ich nicht;
  Ob sie sich träumen ließen, was ich hell und klar
  Vor Augen sah, ist

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