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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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dürftiger Beweislage vorgeworfen, sie hätten ein Komplott zur Entführung Henry Kissingers geschmiedet. Der FBI-Direktor ließ im Weißen Haus verlauten, Verhaftungen stünden unmittelbar bevor. Aber trotz landesweiter Ermittlungen, die über sechs Jahre währten, wurden die Diebe nicht gefasst. Der Fall blieb ungelöst.
    Der Bürgerausschuss kopierte die gestohlenen Akten und gab sie an Kongressabgeordnete und die Presse weiter. Es dauerte Wochen, manchmal Monate, bis die Reporter allmählich die Bedeutung der Dokumente erfassten. Es handelte sich um bruchstückhafte Akten zu Undercover-Operationen des FBI, bei denen Informanten in das Gelände von 22 Hochschulen eingeschleust wurden, und um Unterlagen über die Telefonüberwachung der Black-Panthers-Ortsgruppe von Philadelphia. Es verging ein Jahr, ehe es einem Reporter gelang, das Wort zu entschlüsseln, das auf den Akten stand: COINTELPRO. Das Kürzel war außerhalb des FBI unbekannt.
    Verzweifelt bemüht, die tiefsten Geheimnisse des FBI vor der Enthüllung zu schützen, ordnete Hoover am 28. April, sechs Wochen nach dem Einbruch in Media, das Ende von COINTELPRO an. Hunderte Operationen, fast alle gegen die amerikanische Linke gerichtet, wurden abgeblasen. Sullivan, der geistige Urheber des Programms, war empört. Seinen Verbündeten erklärte er, Hoover habe die stärkste Waffe aus der Hand gelegt, die das FBI jemals eingesetzt habe, um seine Feinde zu schwächen, unschädlich zu machen und zu vernichten.
    Wenige Wochen später brachte Nixon die Operationen erneut in Gang.
    »Schnappen wir uns die Scheißkerle«
    Die frisch installierten Tonbandgeräte im Weißen Haus liefen, und sie dokumentierten die alte Freundschaft und die neuen Spannungen zwischen Nixon und Hoover.
    Am 26. Mai ließ Hoover im Oval Office Erinnerungen wiederaufleben. Er berichtete von der gegenseitigen Abneigung zwischen Präsident Johnson und Justizminister Robert F. Kennedy. Er habe davor gewarnt, Robert Kennedy werde auf dem demokratischen Nationalkonvent von 1964 versuchen, »Lyndon die Nominierung abzujagen«.
    »Damit habe ich mich bei Bobby unbeliebt gemacht«, sagte Hoover.
    Nixon versuchte dann, Johnsons Tonfall zu imitieren. »Ohne J. Edgar Hoover wäre ich niemals Präsident geworden. Passen Sie auf, dass diese Hurensöhne Sie nicht kriegen.« Beide lachten. [478]  
    Später am selben Tag wies Nixon Hoover telefonisch an, alles Nötige zu unternehmen, um die beiden Heckenschützen der Black Liberation Army zu fassen, die zwei New Yorker Polizisten getötet hatten. »Wir brauchen Informationen zur nationalen Sicherheit, und zwar uneingeschränkt«, erklärte Nixon. »In Ordnung? Und sagen Sie dem Justizminister, dass ich das angeregt – na ja, angeordnet – habe und Sie es ausführen. In Ordnung? Sind Sie damit nicht einverstanden?«
    »Ich bin voll und ganz einverstanden«, erwiderte Hoover.
    »Bei Gott, schnappen wir uns die Scheißkerle«, sagte der Präsident.
    »Ich werde mein Möglichstes tun, um die Sache zu klären«, versprach Hoover.
    »Bieten Sie alles auf, was Sie haben«, sagte Nixon, »Überwachung, Elektronik, alles.« [479]   Der Präsident hatte das Mantra der nationalen Sicherheit beschworen, Hoover hatte die rituelle Antwort gegeben.
    Zwei Wochen später begann die New York Times mit der Veröffentlichung der Pentagon-Papiere, einer streng geheimen Geschichte des Vietnamkriegs. Die Papiere waren von Daniel Ellsberg entwendet worden, der als ziviler Analyst für das Verteidigungsministerium an der Untersuchung gearbeitet hatte. Er war zum engagierten Kriegsgegner geworden und hatte monatelang versucht, einen Abnehmer für die Informationen zu finden. Hoover und Sullivan identifizierten Ellsberg schon bald als Hauptverdächtigen.
    Am 17. Juni berichtete Haldeman dem Präsidenten, er vermute, die Brookings Institution, eine Denkfabrik in Washington, sei möglicherweise im Besitz von Akten, die als Beweismaterial gegen Ellsberg geeignet seien. Nixon fasste sofort ins Auge, sie zu stehlen. »Erinnern Sie sich an Hustons Plan? Führen Sie ihn durch«, sagte der Präsident. »Gottverdammt, gehen Sie da rein und holen Sie die Akten. Sprengen Sie den Safe und her damit.« [480]  
    Nixon gierte so sehr nach politischen Geheiminformationen, dass er sein persönliches Abhör- und Einbruchsteam zusammenstellte. Er genehmigte die Schaffung einer Geheimtruppe im Weißen Haus, die derartige Aufträge durchführen sollte. Die Gruppe erhielt den Spitznahmen

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