FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
»plumbers«, die Klempner, weil sie anfangs versuchte, die Lecks zu flicken, die dem Präsidenten Kummer machten. Die Klempner führten in seinem Auftrag Einbruchdiebstähle, Telefonüberwachungen und Desinformationskampagnen durch.
Ihr führender Kopf war ein merkwürdiges Genie namens G. Gordon Liddy. Er hatte von 1957 bis 1962 bei Hoovers FBI gearbeitet, war dort zum Fachbereichsleiter aufgestiegen und hatte die dunklen Künste von COINTELPRO gelernt. Liddy erhielt eine Tarnstelle als Rechtsberater des Komitees zur Wiederwahl des Präsidenten (CREEP), dessen Vorsitz John Mitchell führte. Liddy schmiedete Pläne und präsentierte sie persönlich dem Justizministerium. Sie sahen vor, eine Million Dollar für Geheimagenten auszugeben, die führende Kriegsgegner kidnappen und nach Mexiko verschleppen sollten. Ferner wollte man linksliberale Politiker mit Hilfe von Prostituierten, die auf verwanzten Hausbooten arbeiteten, in die Falle locken, Informanten in die Wahlkampftruppen von Nixons Gegnern einschleusen und die Telefone der demokratischen Wahlkampfbüros für die Präsidentschaftskampagne von 1972 anzapfen. Mitchell billigte weder Kidnapping noch Erpressung – im Rückblick, sagte er, hätte er Liddy aus dem Fenster werfen sollen –, aber die Spionageelemente des Plans wurden abgesegnet.
Liddy vermasselte es von Anfang an. Seine erste Mission war ein Einbruch im Büro von Ellsbergs Psychiater, wo er jedoch keine diffamierenden Akten fand. Sein letzter Auftrag neun Monate später war die Verwanzung der Parteizentrale der Demokraten im Watergate-Komplex, wo er und seine Spießgesellen, allesamt ehemalige FBI- und CIA-Agenten, auf frischer Tat ertappt wurden.
»Warum Watergate?«, fragte Ed Miller vom FBI, der selbst viele Einbruchdiebstähle durchgeführt hatte und bald Sullivan als drittmächtigsten Mann beim FBI ablösen würde. »Es war Sullivans Einfluss auf das Weiße Haus zu verdanken […] Sie waren versessen auf Einbrüche, die sie für eine höchst erfolgreiche Ermittlungstechnik hielten. Und damals beschloss das Weiße Haus, eine eigene [Einbrechertruppe] zu schaffen.« [481]
Wenn Hoover die schmutzige Arbeit, die der Präsident erledigt haben wollte, nicht tat, musste Nixon sie selber erledigen.
»Das gibt einen Aufstand«
Der Präsident hatte die Klempner eingesetzt, weil er bezweifelte, dass sich Hoover für die politische Kriegsführung einspannen ließ. Viele Elemente des Amtsenthebungsverfahrens, das drei Jahre später gegen Nixon angestrengt wurde, fußten auf seiner Enttäuschung über das FBI, seiner Gier nach politischen Geheiminformationen, die Hoover nicht mehr lieferte, und den Einbrüchen und Lauschangriffen, die folgten.
Die Pentagon-Papiere brachten den Stein ins Rollen. Ellsberg, der zunächst untergetaucht war, stellte sich am 28. Juni 1971. Das FBI musste gemäß dem Espionage Act von 1917 gegen ihn ermitteln, was ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter hätte bringen können. Aber »Hoover weigerte sich«, sagte Nixon. »Deshalb führten wir die Ermittlungen hier durch. So einfach war das.« [482]
Die Intrige zur Entfernung Hoovers aus seinem Amt begann am nächsten Tag.
Die Demontage fing mit einer »bizarren Geschichte« an, wie Nixon sie erzählte: »Edgar Hoover weigerte sich zu ermitteln, weil Marx – Marx’ Tochter mit diesem Hurensohn Ellsberg verheiratet war.« Der Schwiegervater des Hurensohns war weder Karl Marx noch Groucho Marx, wie Nixon hervorhob, sondern Louis Marx, ein wohlhabender Spielzeughersteller, der jedes Jahr bei einer von Hoover geleiteten weihnachtlichen Wohltätigkeitsveranstaltung spendete. Im Hauptquartier wurde er offiziell als Freund des FBI geführt. Sullivan und sein Chef der nachrichtendienstlichen Abteilung Charles Brennan entschieden, dass Marx im Fall Ellsberg verhört werden sollte. Er war bereit, gegen seinen Schwiegersohn auszusagen. Aber Hoover sagte nein. Das Verhör fand trotzdem statt. Daraufhin setzte Hoover Brennan kurzerhand von seinem Posten ab.
Der erboste Sullivan versuchte, im Führungspersonal des FBI eine Revolte anzuzetteln. Das Weiße Haus und der Justizminister erfuhren innerhalb von Stunden von Sullivans Zorn. Mitchell berichtete dem Präsidenten am 29. Juni, im Bureau braue sich eine Revolution zusammen. »Disziplinarrechtlich hat Hoover recht. Aber seine Entscheidung war falsch«, beschied er seinem Justizminister. »Er kann nicht einfach – und ich meine, Sie sollten ihm das sagen – er
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