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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Bundesrecht für illegal erklärt wurden und nicht der Strafverfolgung unterliegen«. [114]  
    Hoover spionierte die Kommunisten jedoch weiterhin aus. Er hielt sich dabei an seine Auslegung des Rechts, indem er an das Außenministerium Bericht erstattete.
    Am 20. Januar 1931, einen Tag nach seinem Gespräch mit dem Abgeordneten Fish, schickte Hoover einen Brief an Robert F. Kelley, den renommiertesten Russlandexperten und Leiter der Osteuropaabteilung im Außenministerium. Er fasste eine Reihe von Berichten aus dem New Yorker Büro der Behörde zusammen, die auf der Arbeit von Geheiminformanten innerhalb der Kommunistischen Partei basierten.
    Hoover berichtete von einer Organisation namens Workers’ Ex-Servicemen’s League, die er als eine »aktive kommunistische Zelle« amerikanischer Armeeveteranen des Ersten Weltkriegs bezeichnete. Die Veteranen wollten, dass die Regierung ihnen einen versprochenen »Bonus« für ihre Kriegsteilnahme ausbezahlte, der eigentlich erst 1945 fällig gewesen wäre. Die Gruppe »versuchte, eine beeindruckende Zahl ehemaliger Soldaten für einen ›Hungermarsch‹ nach Washington zu mobilisieren«, schrieb Hoover. »Die von der League betriebene Kampagne steht unter Federführung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei.« Die Veteranen und die Kommunisten hätten laut Hoover ihre Kräfte vereint und planten, einen Protestmarsch zu organisieren, wie man ihn noch nie gesehen habe. [115]  
    Hoovers Geheimdienstberichte über die bestehenden Pläne für den Bonusmarsch waren prophetisch. Im Sommer 1932 versammelten sich tausende zerlumpte, arbeitslose Weltkriegsveteranen aus dem ganzen Land zu einer Demonstration gegen die Regierung. Auf einem ihrer Transparente stand: »Im letzten Krieg kämpften wir für die Bosse/Im nächsten werden wir für die Arbeiter kämpfen«. Während sie nach Washington marschierten, viele in Begleitung ihrer Familien, schlugen sie behelfsmäßige Lager auf. Sie kampierten wild auf Capitol Hill, bauten am Anacostia River Zelte auf und übernachteten in leerstehenden Regierungsgebäuden.
    Am 28. Juli rief der Präsident die Armee zu Hilfe – unter Führung von General Douglas MacArthur und seinem Adjutanten Major Dwight D. Eisenhower. Sie stellten sich den Marschierenden der Bonusarmee mit Panzern, Kavallerie und Maschinengewehren entgegen, außerdem marschierte die Infanterie mit aufgepflanzten Bajonetten und Tränengas auf. General MacArthurs Soldaten brannten die Lager am Fluss nieder; einer der Demonstranten wurde im Handgemenge getötet. Das Schauspiel, wie die Armee der Vereinigten Staaten die unbewaffneten Veteranen und ihre Frauen und Kinder vom Kapitol verjagte, bot Szenen, wie man sie seit dem Bürgerkrieg nicht mehr gesehen hatte. Die Bilder in den Zeitungen und in der Wochenschau bedeuteten für Präsident Hoover eine politische Katastrophe. Er war gerade von den Republikanern als Kandidat für eine zweite Amtszeit bestätigt worden.
    Justizminister Mitchell verkündete, die Kommunisten seien schuld. Er wandte sich an J. Edgar Hoover, damit dieser seine Behauptung stützte. Agenten des Bureau in New York, Chicago und St. Louis versuchten monatelang, zu beweisen, dass die Kommunistische Partei die Demonstration geplant und finanziert hatte. Sie unterwanderten Versammlungen und Kundgebungen, suchten in Bankunterlagen und beschatteten Anführer der Demonstration, aber ihre Ermittlungen brachten kein Ergebnis. Eine Grand Jury trat zusammen, um Beweise dafür zu sammeln, dass die Bonusarmee das Produkt einer kommunistischen Verschwörung sei. Sie wurde nicht fündig.
    Das Bureau of Investigation hatte nur ein paar hundert Agenten aufzuweisen, die sich in ihrem Metier auskannten und sich den Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit verpflichtet fühlten, darunter ein paar Dutzend Experten für Spionage und Spionageabwehr. Weder das Bureau noch J. Edgar Hoover hatten sich mit Ruhm bekleckert. Wenn die Amerikaner den Namen des Direktors kannten, dann wohl hauptsächlich im Zusammenhang mit der Entführung des kleinen Sohns von Charles und Anne Lindbergh im Jahr 1932, wo der Präsident Hoover als Polizeikoordinator vorgestellt hatte. Der Fall war das Jahrhundertverbrechen, und die Suche nach dem Täter sollte noch zwei Jahre lang fortgesetzt werden.
    »Ein stehendes Heer von Kriminellen«
    Trotz des politischen und sozialen Elends, das die Große Depression hervorrief – eine nationale Katastrophe, in der sich das amerikanische Volk an jeden

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