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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Investigate Communist Activities) war jedoch nichts anderes als ein langwieriges, zum Scheitern verurteiltes Spektakel. Von Beginn an wurde die Arbeit der parlamentarischen Ermittler durch gefälschte Dokumente, falsche Beweise und Zeugen, die sich in Szene setzen wollten, belastet.
    Der streitlustige Republikaner Fish, Abgeordneter im Repräsentantenhaus für Franklin D. Roosevelts Heimatwahlkreis im Staat New York, führte den öffentlichen Kreuzzug an, zu dem Hoover Distanz hielt. Dennoch war Hoover bereit, vor dem Untersuchungsausschuss auszusagen, und stellte einige seiner umfangreichen Dossiers über amerikanische Radikale zur Verfügung. Er warnte eindringlich vor der Macht der kommunistischen Propaganda, in der er ein neues Instrument der Kriegsführung in einem bewaffneten Konflikt zwischen Arbeitern und Bossen sah, einen Klassenkampf, der die wackeligen Grundpfeiler des amerikanischen Kapitalismus erschüttern konnte.
    Wie er jedoch ausführte, könne das Bureau gegen die amerikanischen Kommunisten nichts unternehmen, solange der Kongress nicht erneut ein Verbot revolutionärer Reden erließ. Er wollte ein Gesetz auf nationaler Ebene, das den Kommunismus unter Strafe stellte.
    1931, als sich das Elend der Großen Depression immer weiter ausbreitete und die Proteste gegen die Regierung zunahmen, beendete Fish seine Anhörungen. Erzürnt hatte er feststellen müssen, dass »kein Ministerium unserer Regierung durch den Kongress ermächtigt oder mit den finanziellen Mitteln ausgestattet wurde, um Ermittlungen gegen den Kommunismus anzustellen, und kein Ministerium der Regierung, insbesondere nicht das Justizministerium, irgendetwas über die revolutionären Aktivitäten der Kommunisten in den Vereinigten Staaten weiß. Wir haben ungefähr 100000 Kommunisten in New York, und wenn es ihnen einfiele, könnten sie ins Weiße Haus eindringen und den Präsidenten entführen, und kein Staatsministerium würde etwas darüber erfahren, bis es am nächsten Tag in der Zeitung steht.« [112]  
    Doch vom Kongress bekam Hoover keine neue Munition für den Krieg gegen den Kommunismus; auch nicht vom Obersten Gerichtshof. Der neue Vorsitzende Richter und ehemalige Außenminister Charles Evans Hughes kam vom progressiven Flügel der Republikanischen Partei. Er hielt daran fest, dass sogar den Kommunisten die in der Verfassung zugesicherten Bürgerrechte zustanden. Der Vorsitzende Richter formulierte die Mehrheitsauffassung des Gerichts, wonach die Verurteilung der neunzehnjährigen Yetta Stromberg in Kalifornien widerrufen wurde. Die junge Frau hatte in einem kommunistischen Sommerferienlager allmorgendlich eine rote Fahne gehisst und war deswegen zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Gericht befand, ihre Verurteilung verletze die Verfassung und die Bill of Rights. In Amerika durfte fortan jedermann ungestraft die rote Fahne schwenken.
    Der Abgeordnete Fish nahm sich vor, diese Fahne einzuholen. Wenn es nach ihm ging, sollten kommunistische Worte und Taten unter Strafe gestellt werden. Und er wollte das Bureau mit im Boot haben. Deshalb wandte er sich an Hoover.
    Der Direktor erklärte dem Abgeordneten seine prekäre Situation. Wie Hoover Fish am 19. Januar 1931 darlegte, sei das Bureau »nie per Gesetz ermächtigt worden«, Amerikaner auszuspionieren. Es operiere »allein aufgrund einer Gesetzesvorlage zur Bewilligung von Geldern« – der dünne Grashalm einer sprachlichen Wendung in einer Haushaltsvorlage, die besagte, dass das Bureau für den Außenminister arbeiten durfte. Das war nicht nur eine Formsache: Eine legitimierende Formulierung innerhalb einer Haushaltsvorlage war und blieb eine Formulierung und kein Gesetz. [113]   Wenn der Kongress und der Oberste Gerichtshof den Kommunismus ächten wollten, sollten sie das tun. Aber bis dahin besitze das Bureau nicht die Macht, offen wegen politischer Aktivitäten zu ermitteln. Hoover bewegte sich auf einem schmalen Grat.
    Auch dem Justizminister William D. Mitchell erklärte Hoover, dass Untergrundarbeit immens wichtig sei, um »in den innersten kommunistischen Kreisen Fuß zu fassen« und über ihre »wechselnden Strategien und Geheimpropaganda« auf dem Laufenden zu bleiben. Aber »das Bureau of Investigation stehe ständig auf dem Prüfstand« – und es »wäre zweifellos dem Vorwurf angeblicher geheimer und unerwünschter Methoden ausgesetzt«, warnte Hoover. Nach dem Gesetz könne er nicht bei politischen Aktivitäten ermitteln, »die nicht nach

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