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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Führer hätte klammern können, der einen Ausweg aus der Krise versprach –, blieb die Kommunistische Partei bei den Präsidentschaftswahlen im November 1932 eine kleine, schwache Organisation. Die Partei hatte ein paar tausend Mitglieder, die ganz für Stalin und die Sowjets lebten. Bei den amerikanischen Arbeitern und Gewerkschaften hatten sie kleinere Erfolge verbuchen können, und ihre Ideen wurden auch zunehmend für Intellektuelle und Radikale attraktiv, die am politischen System Amerikas verzweifelten.
    Die meisten Amerikaner interessierten sich weder für den Krieg gegen das Verbrechen noch für den Krieg gegen den Kommunismus. Sie mussten ums Überleben kämpfen. Sie sehnten sich nach einer starken Führungsfigur und waren bereit für einen Präsidenten, der eine »amerikanische Diktatur mit Zustimmung der Regierten« schuf, wie es der Abgeordnete Fish treffsicher formulierte.
    Dass Franklin D. Roosevelt die Wahl gewinnen würde, stand vom Tag seiner Nominierung an fest. Er war entschlossen, sämtliche ihm verfassungsmäßig zustehenden Befugnisse zu nutzen – und sie zu überschreiten –, um die Republik vor dem politischen und wirtschaftlichen Chaos zu bewahren.
    Unter Präsident Roosevelt bekam das FBI einen festen Platz am Firmament der amerikanischen Regierung. Aber beinahe hätte es J. Edgar Hoover an seiner Spitze verloren. Er überstand den Machtwechsel nur mit knapper Not.
    Präsident Roosevelt, der am 4. März 1933 seinen Amtseid ablegte, hatte Senator Thomas Walsh aus Montana zum Justizminister berufen. Walsh war zehn Jahre zuvor, auf dem Höhepunkt von Hardings Präsidentschaft, ins Fadenkreuz der politischen Spionage des Bureau of Investigation geraten. Er hatte gegen Hoover und seine Vorgesetzten gekämpft, und sie hatten zurückgeschlagen. Die Chance, dass Hoover seinen Posten behalten würde, war gering. Doch am Vorabend von Roosevelts Amtseinführung erlag der zweiundsiebzigjährige Walsh, mit seiner jungen Frau im Schlafwagenabteil unterwegs nach Washington, einem Herzinfarkt.
    Nun suchte Roosevelt händeringend nach einem neuen Justizminister. Sein Außenminister Cordell Hull schlug Homer S. Cummings vor, den einstigen Vorsitzenden des Nationalkomitees der Demokratischen Partei. Cummings hatte 1932 auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten die Delegierten durch eine mitreißende Rede für Roosevelt gewinnen können. Wichtiger noch, Cummings war in Connecticut zehn Jahre lang Staatsanwalt gewesen und hatte daher Erfahrung mit der praktischen Umsetzung von Recht und Gesetz, was man von den meisten seiner Vorgänger im Justizministerium nicht behaupten konnte.
    »Wir stehen jetzt im Krieg«, erklärte Justizminister Cummings im August 1933 in einer Rede vor den »Töchtern der Amerikanischen Revolution«, »in einem Krieg gegen das organisierte Verbrechen.« [116]  
    Er war es, der Gangster wie John Dillinger, Pretty Boy Floyd, Baby Face Nelson oder Bonnie und Clyde auf die Liste der »Staatsfeinde« setzte. Es war Cummings, der dem Bureau die Befugnis erteilte, Waffen zu tragen sowie Hausdurchsuchungen und Verhaftungen vorzunehmen. Cummings veranlasste den Kongress, ein von ihm konzipiertes Strafgesetzbuch auf Bundesebene zu verabschieden, das es dem Bureau ermöglichte, gegen die organisierte, einzelstaatliche Grenzen überschreitende Kriminalität vorzugehen. Wer in einem gestohlenen Wagen aus einem Bundesstaat floh, einen Bundesbeamten angriff oder eine Bank ausraubte, verstieß nunmehr gegen Bundesgesetz. Cummings hoffte, Hoovers Männer würden dort für Recht und Ordnung sorgen, wo eine korrupte Stadtpolizei und selbstgefällige Sheriffs versagten.
    Cummings rief Hollywood auf, sich in die Schlacht einzuschalten. In der Traumfabrik entstanden die Filme, die Hoovers Ruhm mitbegründeten. Cummings taugte nicht zum Anführer, er sah aus wie ein Bibliothekar. Für Hoover dagegen war die Rolle wie maßgeschneidert. Er posierte gern mit einem Maschinengewehr in der Hand oder mit einem Starlet flirtend für Pressefotografen. Für seine neue Glanzrolle gab es viele Vorbilder im Kino. In G Men mit James Cagney als schneidigem FBI-Agenten trat ein fiktiver Hoover bei einer Kongress-Anhörung zugunsten von Cummings’ Programm zur Verbrechensbekämpfung auf. »Diese Banden werden ausradiert!«, versprach er. »Dies ist ein Krieg!«
    Hoover wurde zur Symbolfigur für den Krieg gegen das Verbrechen, zum Star einer Show, die die Phantasie des amerikanischen Volkes beflügelte, man

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