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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Kritik Außenstehender zu schützen und zu verhindern, dass das Bureau […] diskreditiert wird.« [108]  
    Er entließ unehrliche und inkompetente Mitarbeiter und reduzierte sein Personal auf weniger als 300 vertrauenswürdige Special Agents. Angesichts der Prohibitionsgesetze verbot er den Genuss von Alkohol im Dienst und privat. Im Laufe der Zeit führte er eine Verbrechensstatistik ein, baute ein modernes Kriminallabor sowie eine Ausbildungsakademie auf und organisierte eine landesweite Fingerabdruckkartei. Und über die folgenden zehn Jahre hielt er die Zahl der Spionageoperationen gering und auf enge Ziele beschränkt.
    Die Risiken, beim Ausspionieren von Amerikanern erwischt zu werden, waren groß. Hoover ging sie jedoch bewusst ein. Die Gefahren, wenn er es unterließ, erschienen ihm größer. Bis zum Ende der 1920er Jahre verfolgten Hoover und das Bureau die Aktivitäten der amerikanischen Kommunisten mit Hilfe von bezahlten Informanten, Parteiabtrünnigen, Polizisten und Beamten des Außenministeriums.
    Hoover überwachte die landesweite Bewegung gegen die Hinrichtung der italienischen Anarchisten Sacco und Vanzetti. Liberale im ganzen Land betrachteten ihre Verurteilung wegen Mordes als ein abgekartetes Spiel, allen voran Hoovers alter Erzfeind Felix Frankfurter, der sich bei den Deportationen von Deer Island offen gegen Hoover gestellt hatte. Hoover instruierte seine Agenten, ihn über die örtlichen Sacco-Vanzetti Defense Committees »umfassend zu informieren« und »ihn auf dem Laufenden zu halten«, gleichzeitig aber »dafür zu sorgen, dass höchste Geheimhaltung gewahrt wird«. Hoover hatte schon immer den Verdacht gehegt, dass italienische Anarchisten hinter den Bombenanschlägen von 1920 standen, die auf amerikanische Führungsfiguren abgezielt und in der Wall Street ein Blutbad angerichtet hatten. Doch er hatte nie Beweise dafür gefunden. [109]  
    Hoover spionierte William Z. Foster aus. Er war der ewige Präsidentschaftskandidat der Kommunistischen Partei, der wichtigste Gewerkschaftsmann für die Komintern in Amerika sowie der Gründer der Trade Union Educational League (TUEL). In FBI-Akten von 1927 über Geheimtreffen kommunistischer Parteiführer in Chicago und New York heißt es, dass die Kommunisten entschlossen seien, ihre Rekrutierungen nochmals zu verdoppeln und in die Reihen der American Federation of Labor einzudringen. Hoover erklärte seinem engsten Vertrauten im Außenministerium, dass die Kommunisten »die Gesamtheit der Mitglieder aller New Yorker Gewerkschaften« kontrollierten und Pläne schmiedeten, »die Führungsgremien der Gewerkschaften in diesem Land zu übernehmen«. [110]   Als Foster und seine Anhänger im Mai 1929 nach Moskau reisten, war er in höchster Alarmbereitschaft. Er schrieb mit, als Stalin sich in einer Ansprache direkt an die amerikanische Delegation wandte, und hielt seine Aufzeichnungen den Rest seines Lebens stets griffbereit.
    »Der Augenblick ist nicht mehr fern, in dem sich in Amerika eine revolutionäre Krise entwickeln wird«, sagte Stalin. »Es muss jede Anstrengung unternommen und jedes Mittel eingesetzt werden, um darauf vorbereitet zu sein, Genossen.«
    Die Krise kam rasch. Sie wurde eingeleitet vom Börsencrash im November 1929, kam mit der Großen Depression mächtig in Fahrt und dauerte bis zum Zweiten Weltkrieg.

8
    Im nächsten Krieg
    »Die Arbeiter dieses Landes betrachten die Sowjetunion als ihr Land, ist das richtig?«, fragte der Kongressabgeordnete den Kommunistenführer William Z. Foster. »Sie betrachten die sowjetische Fahne als ihre Fahne?«
    »Die Arbeiter dieses Landes«, erwiderte Foster, »haben nur eine Fahne, und das ist die rote Fahne.« [111]  
    Die Trümmer, die die Große Depression hinterließ, bereiteten den Boden für die kommunistische Bewegung. In den 1930er Jahren wurden rund acht Millionen Menschen arbeitslos. Tausende Banken gingen bankrott. Ein Viertel aller Fließbänder des Landes standen still. Präsident Herbert Hoover schien nicht willens oder fähig zu handeln. Der Kongress trug wenig oder nichts zur Bewältigung der Situation bei. Trotz erbitterter interner Kämpfe gelang es der Kommunistischen Partei Amerikas, eine erhebliche Anhängerschaft bei den Gewerkschaften und arbeitslosen Arbeitern zu rekrutieren.
    Der Kongress reagierte 1930 darauf mit der ersten formellen Untersuchung zu den kommunistischen Aktivitäten in Amerika. Der zu diesem Zweck gegründete Ausschuss (das House Committee to

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