FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
durch den Briten William Stephenson, der von einem Büro im Rockefeller Center aus die Operationen des britischen Geheimdienstes in Amerika leitete. Zwei britische Bekannte schauten Donovan über die Schulter und lieferten ihm hilfreiche Anregungen: Admiral Godfrey und sein Adjutant, Kapitän Ian Fleming, der später James Bond schuf, den berühmtesten Agenten der Spionageliteratur seiner Generation.
Donovans Ambitionen hatten den unverhofften Effekt, das FBI und die Nachrichtendienste von Heer und Marine zu einen: Hoover und seine Kollegen vom Militär stellten sich wie ein Mann gegen Donovan. In einer von allen unterschriebenen offiziellen Erklärung an das Kriegsministerium bezeichneten sie Donovans Plan als schweren Schaden für die nationale Sicherheit: »Eine solche Super-Nachrichtendienstbehörde wäre viel zu schwerfällig und kompliziert.« [152]
Am 5. Juli 1941 machte Hoover in einem Telefonat mit Vincent Astor seinem Zorn über Donovans Aufstieg Luft. Astor spielte in New York immer noch die Rolle des »Geheimdienstkoordinators« und trug die Verantwortung für die Undercover-Tätigkeit des SIS. Er hatte Hoovers Arbeit in Lateinamerika kritisiert, als er das Gerede über Südamerika hörte.
Hoover vermutete, Astor und Donovan planten seinen Sturz. Er schnitt das Gespräch mit. [153]
HOOVER: Wegen dieser Idee, einen neuen Direktor ins Bureau zu holen […] Ich glaube, Sie wissen wahrscheinlich, dass mir dieser Job ohnehin nicht so viel bedeutet.
ASTOR: Aber natürlich tut er das, Edgar. Sie haben einen wirklich guten Job –
HOOVER: Und er bereitet einem schreckliche Kopfschmerzen, und wenn ihn jemand möchte […] kann er ihn gern haben, weil ich sowieso nicht besonders scharf drauf bin.
ASTOR: Also, Edgar, ich finde, Sie sollten nicht darüber reden, Ihren Job aufzugeben, ausgerechnet zu einer Zeit – die Lage – in der sich das Land jetzt befindet –
HOOVER: Schön. Das ist das Einzige, was mich davon abhält […] Wenn die wollen, dass Oberst Donovan das übernimmt, oder wenn die wollen, dass Sie es übernehmen […] Verdammt, ich telegraphiere noch heute meinen Rücktritt, wenn der Präsident die Sache so sieht […] Mir macht das absolut gar nichts aus […] Der Job bedeutet mir einfach nicht so viel.
Hoover bangte bereits seit Monaten um seine Position. Er hatte sich einflussreiche Feinde gemacht.
First Lady Eleanor Roosevelt war empört, als das FBI die politische Einstellung ihrer Privatsekretärin Edith Helm zu erforschen begann. Sie schrieb einen persönlichen Brief an Hoover: »Derartige Ermittlungen haben für mich den deutlichen Beigeschmack von Gestapo-Methoden.«
Die Mitglieder von Roosevelts Kabinett waren entnervt, als das FBI Sumner Welles, den Staatssekretär im Außenministerium, geschätzten außenpolitischen Berater Roosevelts und führenden Architekten seiner Lateinamerikastrategie, demontierte. Das Bureau hatte umfangreiche Ermittlungen zu Welles’ Homosexualität angestellt, die vollends offenbar wurde, als Welles unter Alkoholeinfluss im Zug versuchte, bei einem Dienstmann der Firma Pullman Fellatio auszuführen.
Hoovers Ruf gründete weitgehend auf der Macht seiner Spitzel. Die Menschen respektierten ihn, manche fürchteten ihn, und nicht wenige verachteten ihn. Das war Hoover nicht entgangen.
Seiner rechten Hand beim FBI, Clyde Tolson, erklärte Hoover, es gebe »eine Bewegung, mich als Direktor des FBI abzulösen«. [154] Das sah er ganz richtig; und Donovan war die treibende Kraft dahinter. Donovan und Hoover hassten einander, seit Donovan im Jahr 1924 kurz Hoovers Vorgesetzter im Justizministerium gewesen war. Hoover hatte ihn dort bekämpft, sich erfolgreich gegen Donovans Ambitionen für das Amt des Justizministers gestellt und den Plan eines Geheimdiensts unter Donovans Leitung vehement verurteilt.
Hoover hielt Donovan für unaufrichtig und gefährlich, und er verbreitete das Gerücht, Donovan sympathisiere mit dem Kommunismus. Donovan hingegen war überzeugt, dass Hoover im Auslandsnachrichtendienst versagte, und er streute das Gerücht, Hoover sei heimlich homosexuell.
Dieses Gerücht verfolgte Hoover mindestens schon seit 1937, dem Jahr, in dem das Bureau die langwierige Jagd auf Homosexuelle im öffentlichen Dienst begann. Diese Bezichtigung ist heute wahrscheinlich der bekannteste Aspekt von Hoovers Leben.
Das Einzige, was jeder über Hoover zu wissen scheint, ist, dass er sexuelle Beziehungen zu seinem ständigen Begleiter
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