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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Clyde Tolson hatte. Mit dem Buch eines britischen Journalisten, das unvergessliche Schilderungen Hoovers in Transvestitenfummel enthält, hat sich diese Vorstellung längst im öffentlichen Bewusstsein festgesetzt.
    Eine faszinierende Vorstellung – wenn sie wahr wäre. Aber man kann davon ausgehen, dass sie falsch ist. Der Vorwurf beruht auf Gerüchten, die über mehrere Ecken aus unzuverlässigen Quellen stammen. Nicht der Hauch eines Beweises unterstützt die Idee, dass Hoover jemals Sex mit Tolson oder sonst einem Mann oder einer Frau hatte. Die beiden waren persönlich und beruflich unzertrennlich, Hoover vermachte Tolson testamentarisch seinen weltlichen Besitz, und es gibt Fotos der beiden, die tiefere menschliche Gefühle als bloße Zuneigung offenbaren. Einer von Hoovers Biographen nannte die Beziehung eine Ehe ohne Sex, und vielleicht reicht diese Deutung nah an die Wahrheit heran. Aber niemand, der Hoover kannte, glaubte, dass mehr dahinter steckte.
    »Er verabscheute Homosexualität«, sagte Cartha »Deke« De- Loach, über viele Jahre ein loyaler Stellvertreter Hoovers. »Deshalb wurden so viele Homosexuelle vom Bureau entlassen.« [155]   Falls Hoover ein Homosexueller war, dessen heimliche sexuelle Frustration in die Kampfeswut gegen seine Feinde floss, dann wurde dieser innere Furor niemandem bekannt.
    »In meinem Besitz befindet sich eine geheime Landkarte«
    Hoover verlor seinen Posten nicht, und er behielt auch im Kampf gegen Donovan die Nerven. Dennoch ernannte der Präsident »Wild Bill« Donovan am 11. Juli 1941 zum »Koordinator für Aufklärung« und erteilte ihm damit die Befugnis, sämtliche Nachrichten mit Auswirkungen auf die nationale Sicherheit »zu sammeln und zu analysieren«. Roosevelt, der die Bereiche des amerikanischen Nachrichtendiensts aufgeteilt hatte, wollte sie nun wieder zusammenführen. [156]  
    Der britische Geheimagent William Stephenson kabelte nach London: »Sie können sich vorstellen, wie erleichtert ich bin, dass unser Mann in Washington nach Monaten des Rangelns und Streitens jetzt an der richtigen Stelle sitzt.« [157]   Seine Wortwahl lässt aufhorchen. Der britische Nachrichtendienst sah Donovan als einen der Ihren an, und die Briten benutzten ihn, um in jenen verzweifelten Monaten des Jahres 1941 ihr oberstes Ziel zu erreichen: die Vereinigten Staaten zum Kriegseintritt zu bewegen.
    »In meinem Besitz befindet sich eine geheime Landkarte, die in Deutschland von Hitlers Regierung erstellt wurde – von den Planern der neuen Weltordnung«, verkündete der Präsident am 27. Oktober 1941 in einer landesweit übertragenen Ansprache. »Diese Karte zeigt Südamerika und einen Teil Mittelamerikas so, wie Hitler sich die Neuordnung vorstellt. Heute gibt es in diesem Gebiet vierzehn verschiedene Länder. Die Geographieexperten in Berlin haben jedoch sämtliche existierenden Grenzen skrupellos ausradiert und Südamerika in fünf Vasallenstaaten aufgeteilt, womit der gesamte Kontinent unter ihre Herrschaft fällt. Sie haben es so eingerichtet, dass einer dieser neuen Marionettenstaaten die Republik Panama und damit unsere große Lebensader – den Panamakanal – einschließt.
    Das ist sein [Hitlers] Plan«, fuhr Roosevelt fort. »Diese Landkarte verdeutlicht die Pläne der Nazis nicht nur in Südamerika, sondern auch in den Vereinigten Staaten selbst.«
    Die geheime Landkarte hatte der Präsident von »Wild Bill« Donovan bekommen. Der wiederum hatte sie von seinem Busenfreund William Stephenson, dem Stationschef des britischen Geheimdienstes in New York. Und woher stammte die Karte ursprünglich? Einer von Stephensons Topleuten, H. Montgomery Hyde, behauptete, der britische Geheimdienst habe sie einem Kurier der Deutschen Botschaft in Rio de Janeiro entwendet. »Der Präsident war tief beeindruckt«, schrieb Hyde. »Die Entdeckung der Karte war der überzeugende Beweis für Deutschlands Absichten in Lateinamerika und versetzte allen guten Bürgern der Vereinigten Staaten einen spürbaren Schock.« Aber die Karte war eine Fälschung aus der Werkstatt des britischen Geheimdienstes. Dass es sich um einen Trick handelte, der dazu diente, die Vereinigten Staaten in den europäischen Krieg zu ziehen, blieb jahrzehntelang ein Geheimnis. [158]  
    Der Präsident hatte die nachrichtendienstlichen Tätigkeiten aufgeteilt. Ein Ergebnis davon war eine falsche Weltkarte. Ein anderes war ein Überraschungsangriff.

13
    Kriegsrecht
    Als Japan am 7. Dezember 1941 die

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