FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Vereinigten Staaten in Pearl Harbor angriff, hatte Hoover seine Kriegspläne griffbereit. Seine Agenten sammelten seit Monaten Informationen über politisch Verdächtige in Amerika.
Der neue Justizminister Francis Biddle schickte sich an, Haftbefehle für 3846 deutsche, italienische und japanische Ausländer zu unterschreiben. Hoover und seine Leute hatten unterdessen bereits Hunderte festgenommen, die als besonders gefährlich galten, zum Teufel mit den Haftbefehlen. Um die Verdächtigen zu identifizieren, waren ihnen alle Mittel recht gewesen, auch Einbruchdiebstahl. FBI-Agent Morton Chiles war in die Wohnung eines Mannes eingebrochen, der angeblich mit den Deutschen sympathisierte, hatte dessen Adressbuch gestohlen und war überstürzt geflohen, als der Verdächtige nach Hause kam. Chiles warf das Buch in den Briefkasten, die Post stellte es am folgenden Tag dem FBI zu.
»Es war illegal. Es war Einbruch«, sagte Chiles. Aber »ich habe 114 Menschen in ein Internierungslager geschickt« – aufgrund der Namen in diesem Buch. [159]
Die Inhaftierung der 112000 Japaner und Japano-Amerikaner, die nach Pearl Harbor in Lager verschleppt wurden, erfolgte jedoch ohne Hoovers Zustimmung. Er wollte nicht, dass Menschen aufgrund ihrer Rasse festgenommen werden. Er wollte gegen sie ermitteln und sie, wenn nötig, aufgrund ihrer Loyalitäten hinter Gitter bringen.
Der Präsident erweiterte Hoovers Befugnisse im Kriegsfall. Hoover durfte fortan Ermittlungen zum Leumund der Bewerber für den Staatsdienst durchführen. Jetzt organisierte er die Zusammenarbeit mit den Pass- und Einwanderungsbehörden zur Überwachung der amerikanischen Grenzen, Flughäfen und Bahnhöfe. Er musste hunderte Fabriken sichern, die kriegswichtige Güter herstellten. Außerdem war er für die Zensur der amerikanischen Presse zuständig. In New York und Washington öffneten Hoover und seine Leute Briefe sowie Telegramme und Kabel, die über Western Union, die International Telephone and Telegraph Company und die Radio Corporation of America geschickt wurden.
In den ersten Kriegsmonaten, während amerikanische Soldaten, Seeleute und Piloten in Nordafrika, Westeuropa und dem Südpazifik kämpften und starben, trug das FBI zu Hause und in Übersee seine Schlachten aus – gegen die Bedrohung durch Spione und Saboteure.
In den letzten Maitagen 1942 verließen zwei deutsche U-Boote ihren Stützpunkt im französischen Lorient. Das erste setzte in der Nacht zum 13. Juni vier Nazi-Saboteure in Uniformen der deutschen Marine am Strand von Amagansett, Long Island, ab. Das zweite war mit vier weiteren NS-Agenten nach Jacksonville, Florida, unterwegs.
Die acht Eingeschleusten, allesamt Deutsche, hatten jahrelang in den Vereinigten Staaten gelebt. Man hatte sie angeworben, weil sie akzentfrei Englisch sprachen, sich in amerikanischen Städten auskannten und sich bereit erklärt hatten, Brücken, Tunnels, Bahnhöfe, Kaufhäuser und Rüstungsfabriken in die Luft zu jagen. Sie hatten wasserdichte Koffer bei sich, die Sprengstoff, als Kohleklumpen getarnte Bomben, Zeitzünder und Sprengkapseln, gefälschte Sozialversicherungskarten und rund 180000 Dollar in bar enthielten. Die acht unterstanden dem Kommando des Abwehr-Offiziers Walter Kappe, der 1925–1937 in den Vereinigten Staaten gelebt und gearbeitet hatte. Er war Propagandachef des Amerikadeutschen Bunds gewesen, der führenden Organisation der amerikanischen Nazis und NS-Sympathisanten. Nach Deutschland zurückgekehrt, baute er für Hitler internationale Spionageringe auf.
George Dasch war der Gruppenführer der in Long Island gelandeten Saboteure. Dasch hatte als vierzehnjähriger Kindersoldat im Ersten Weltkrieg gekämpft. In die Vereinigten Staaten war er mit neunzehn als blinder Passagier auf einem Schiff gekommen. Er hatte ein Jahr lang als Gefreiter bei der US-Armee gedient, eine Amerikanerin geheiratet sowie in und um New York als Kellner gearbeitet. Seine Loyalitäten waren gespalten. Er hatte sich um die amerikanische Staatsbürgerschaft beworben, aber sein Antrag war nicht vollständig, und er hatte auch keinen formellen Treueeid abgelegt.
Dasch und die anderen Saboteure landeten gegen Mitternacht am Strand und wurden sofort von der amerikanischen Küstenwache entdeckt. Der unbewaffnete Wachmann John Cullen sah vier Männer, die sich mit einem Floß abmühten, und hörte sie Deutsch sprechen. Einer von ihnen trug ein Gewehr. Cullen trat den Rückzug an, kehrte aber bei Tagesanbruch mit
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