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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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einem Team der Küstenwache zurück. Nach kurzer Zeit entdeckten sie ein verbuddeltes Geheimlager mit Bomben, Zigaretten und Brandy. Sie riefen die Polizei, die das FBI verständigte. Unterdessen saßen die Deutschen im Sechs-Uhr-Zug nach New York, wo Dasch und sein Partner Ernest Burger in einem Stadthotel eincheckten. Burger, der die amerikanische Staatsbürgerschaft besaß, hatte zwischen 1927 und 1933 in Detroit und Milwaukee als Maschinenschlosser gearbeitet. Dann war er nach Deutschland zurückgekehrt, wo er für die Nazis agitierte, bis er 1940 im Zuge einer politischen Säuberung von der Gestapo verhaftet wurde. Er verbrachte 17 Monaten im Konzentrationslager, bis ihn die Abwehr als Saboteur anwarb.
    In ihrem Hotel unterhielten sich Dasch und Burger ausführlich. Beide hatten schwere Zweifel an ihrer Mission. Hitler und dem Dritten Reich fühlten sie sich nur bedingt verpflichtet. Der Koffer voller Dollars war verlockend. Burger war dafür, sich mit dem Geld aus dem Staub zu machen, Dasch hielt seine Idee für besser. Er rief im New Yorker FBI-Büro an. Der Agent am anderen Ende der Leitung hielt Dasch offenbar für verrückt. Im New Yorker Büro gab es einen Aktenschrank mit drei Schubladen, den sogenannten Narrenkäfig; er enthielt Aufzeichnungen von Telefonaten mit Betrunkenen und Sonderlingen aus vielen Jahren. Der FBI-Mann machte eine Gesprächsnotiz und legte sie in der Schublade ab.
    Am 18. Juni verlor Dasch die Nerven. Er nahm den Zug nach Washington, ging zum FBI-Hauptquartier und wollte mit J. Edgar Hoover sprechen. Erst als er seine Geschichte erzählte und dabei den Koffer öffnete und 82350 Dollar in bar auf den Tisch warf, nahm man ihn ernst. Dasch redete tagelang. Er lieferte dem FBI alle Informationen, die zur sofortigen Festnahme der drei in New York verbliebenen Deutschen nötig waren. Und er wusste genug, um auch die Festnahme der zweiten in Florida gelandeten Sabotagegruppe zu ermöglichen. Am 27. Juni 1942 saßen alle Saboteure hinter Gittern.
    »Hochverrat«
    Hoover gestaltete die Geschichte um die NS-Saboteure nach eigenem Gusto. In der Version, die er dem Präsidenten und schließlich auch der Presse lieferte, war Dasch nicht übergelaufen, er hatte nie aus freien Stücken das FBI-Hauptquartier betreten und niemals erzählt, was er wusste. In einem Brief an Roosevelt behauptete Hoover, Dasch sei am 22. Juni vom FBI verhaftet worden – vier Tage, nachdem er sich gestellt hatte.
    »Daschs langes, detailreiches, ausführliches Geständnis wurde mit keinem Wort erwähnt«, schrieb Justizminister Biddle 20 Jahre später. »Man ging allgemein davon aus, ein besonders brillanter FBI-Agent, der wahrscheinlich dieselbe Sabotage-Ausbildung wie die acht Deutschen gemacht hatte, habe Insiderwissen erwerben können und regelmäßig nach Amerika berichtet.« [160]  
    Der Präsident, der Justizminister und Hoover versammelten sich zu einem der merkwürdigsten Militärtribunale in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Das Urteil stand von vornherein fest, und die Art und Weise, wie es geführt wurde, hat Nachwirkungen bis zum heutigen Tag. Am 30. Juni 1942, zwei Tage nachdem die Sensationsmeldung um den Fall Dasch durch die Presse gegangen war, erhielt Justizminister Biddle ein Schreiben von Roosevelt, das hier mit Biddles Kommentaren in Klammern wiedergegeben wird:
    Ich hatte keine Gelegenheit, mit Ihnen über die Anklage gegen die acht Saboteure zu sprechen, die mit zwei deutschen U-Booten gelandet sind, auch habe ich in jüngster Zeit nicht all die Gesetzestexte gelesen, die hier greifen. [Man beachte den Roosevelt’schen Touch, als wolle er sagen: Ich kenne Recht und Gesetz, und die Gesetze brauche ich ohnehin nicht zu lesen, wir sind im Krieg.]
    Ich denke jedoch Folgendes:
Dass die beiden amerikanischen Staatsbürger des Hochverrats schuldig sind. Da Krieg herrscht, bin ich dafür, sie vor ein Kriegsgericht zu stellen. Ich wüsste nicht, wie sie sich angemessen verteidigen könnten. Zweifellos sind sie so schuldig, wie man nur schuldig sein kann, und die Verhängung der Todesstrafe scheint mir fast zwangsläufig die Folge zu sein.
Bei den übrigen sechs, die meines Wissens Deutsche sind […] liegt meines Erachtens der Fall nicht anders [d.h., nur keine Haarspalterei, Herr Justizminister].
    F. D. R.
    Aber dem standen die Gesetze der Vereinigten Staaten und die Urteile des Obersten Gerichtshofes entgegen. Es hatte während des Bürgerkriegs in einem Fall entschieden, dass ein Zivilist

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