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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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davon machen‹.« Dank der Bemühungen des sowjetischen Geheimdiensts wusste Stalin bereits von der Bombe.
    Zwei Wochen später war die Geheimwaffe kein Geheimnis mehr. Zwei Atombomben töteten in Hiroshima und Nagasaki rund 200000 Japaner, fast alle waren Zivilisten. Während die zweite Bombe unterwegs war, legte die Augusta in Virginia an, Truman kehrte ins Weiße Haus zurück, eine Million Sowjetsoldaten marschierten in der Mandschurei ein, und Tenno Hirohito versammelte seinen Kriegsrat in der Kaiserlichen Bibliothek, um zu entscheiden, wie das Unerträgliche zu ertragen sei. Die Nachricht von der Kapitulation Japans erreichte Washington am 14. August 1945.
    »Geheime, weltumspannende nachrichtendienstliche Erfassung«
    Präsident Truman wusste jetzt, wie wenig er darüber wusste, was in der Welt vorging. Wie er an die nötigen Kenntnisse herankommen sollte, wusste er aber nicht. Hoover versprach, was der Präsident brauchte. Und im Gegenzug wollte er Macht.
    »Das künftige Wohlergehen der Vereinigten Staaten erfordert und verlangt die Tätigkeit eines leistungsfähigen weltweiten Nachrichtendiensts«, schrieb Hoover am 29. August an den Justizminister. Das FBI sei »gut geeignet, einen solchen Nachrichtendienst zu betreiben«, behauptete Hoover. »Wie Sie sehr wohl wissen, ist es eine Tatsache, dass das vom Bureau in der westlichen Hemisphäre unterhaltene SIS-Programm ein voller Erfolg war.« [187]  
    Am 6. September setzte Hoover mit einem Brief an den Präsidenten noch eins drauf. Zwei dicke Freud’sche Verschreiber darin lassen erkennen, wie wütend er war. Er lästerte über »Donovans Pläne für seine verbrecherische [Fortsetzung seiner] Dynastie« und »Donovans tödliche Geheimnisse« und forderte eine Entscheidung. [188]  
    Die bekam er. Truman feuerte Donovan am 20. September. Das Office of Strategic Services löste er komplett auf. Als der Sommer des Jahres 1945 zu Ende ging, standen die Vereinigten Staaten ohne Nachrichtendienst da.
    Am nächsten Tag drückte Hoover persönlich dem Justizminister seinen Plan in die Hand und bat ihn dringend, ihn sofort an den Präsidenten weiterzuleiten. Er trug den Titel: »FBI-Plan für eine US-amerikanische geheime weltumspannende nachrichtendienstliche Erfassung.« Und er machte Hoover zum uneingeschränkten Aufseher über die nationale Sicherheit Amerikas. [189]  
    Unter Hoovers Leitung würde das FBI Sowjets im In- und Ausland observieren. Nachrichtendienstauswerter des Außenministeriums sollten die Erträge dieser Arbeit sichten. Hoover würde seine Geheimoperationen mit dem Außen- und dem Kriegsminister abstimmen. Er wollte dem Präsidenten klarmachen, dass eine Aufteilung des amerikanischen Nachrichtendienstes in einen Auslands- und einen Inlandsbereich verheerende Konsequenzen nach sich ziehen konnte. Schon sandte er Truman Geheimdienstbulletins, darunter hundertseitige Berichte über subversive Aktivitäten in einem Dutzend verschiedener Auslandsbotschaften in den Vereinigten Staaten.
    Am 2. Oktober 1945 schickte Hoover einen FBI-Special-Agent ins Weiße Haus, um zu überprüfen, ob Präsident Truman seinen Vorschlag gelesen hatte. Umsichtig wählte er Morton Chiles für den Auftrag, einen alten Freund des Präsidenten; Truman kannte Chiles von Geburt an. »Ich war ungefähr 35 Minuten lang bei Präsident Truman«, schrieb Chiles noch am selben Tag in einem Bericht an Hoover. »Wir erörterten ausführlich die Beteiligung des Bureau am weltweiten Nachrichtendienst in der westlichen Hemisphäre und die Ratsamkeit, die Kompetenzen des Bureau auf eine weltweite Zuständigkeit auszudehnen.« [190]  
    Chiles merkte sofort, dass der Präsident Hoovers Thesen nicht kannte. Falls man sie ihm vorgelegt hatte, so hatte er sie nicht gelesen. »Ich hatte Gelegenheit, ihm den Plan des Bureau, die Arbeitsweise des Bureau und alle Gründe, warum das Bureau seine Zuständigkeit weltweit ausdehnen sollte, ausführlich darzulegen«, schrieb Chiles. »Er äußerte seine Sorge bezüglich der Möglichkeit, dass eine weltweite Nachrichtendienstorganisation den Ruf einer ›Gestapo‹ erlangen könne.«
    Hoover hörte nicht zum ersten Mal, dass seine Leute mit den Nazis verglichen wurden. Aber er bekam es erstmals von einem Präsidenten zu hören.
    Der Präsident wandte sich an die alten Hasen im Außen- und Kriegsministerium, die den amerikanischen Nachrichtendienst und die nationale Sicherheit auf einen neuen Kurs bringen sollten. Am 20. November versammelte sich

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