Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
Vom Netzwerk:
ein Dutzend Experten in den heiligen Hallen des Außenministeriums.
    Unter Vorsitz von Staatssekretär Dean Acheson ergaben die Gespräche nicht viel, bis auf die Tatsache, dass »der Präsident kategorisch erklärt hat, das FBI solle nicht außerhalb der Vereinigten Staaten operieren«. [191]  
    Ein schweigsamer Teilnehmer der Runde zeigte größtes Interesse an der Zukunft des amerikanischen Nachrichtendiensts: Alger Hiss aus der Abteilung für politische Sonderangelegenheiten im Außenministerium. Als aufsteigender Stern im State Department hatte er Roosevelt nach Jalta begleitet, als der Präsident dort mit Churchill und Stalin versuchte, die Karte der Nachkriegswelt neu zu zeichnen. Er arbeitete seit zehn Jahren in der Regierung der Vereinigten Staaten als kommunistischer Agent.
    Am selben Tag erhielten die Chefs des Auslandsnachrichtendiensts in Moskau eine elektrisierende Meldung von ihrem Londoner Meisterspion. »Die Amerikaner untersuchen im Moment eine weitere sowjetische Nachr.-Organisation in den USA«, [192]   berichtete Kim Philby, ein hochrangiger britischer Nachrichtendienstoffizier in London und sowjetischer Maulwurf. Philby hatte die Geheiminformation einem Telegramm von William Stephenson entnommen, dem britischen Nachrichtendienstchef in Washington. Stephensons unanfechtbare Quelle war der Direktor des Federal Bureau of Investigation.
    Hoover legte den Fall eine Woche später in einem erstaunlichen 71-seitigen Geheimbericht an den Präsidenten, den Justizminister und den Außenminister dar. Sein Dossier »Sowjetspionage in den Vereinigten Staaten« datierte vom 27. November 1945. Es enthielt viele Namen. Einer davon war Harry Dexter White, der damals für das US-Finanzministerium intensiv an den Plänen für den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank arbeitete. Ein weiterer war Alger Hiss, der am Aufbau der Vereinten Nationen beteiligt war.
    Damit bescheinigte Hoover dem Präsidenten, dass zwei der führenden intellektuellen Architekten von Amerikas Plänen für die Nachkriegswelt kommunistische Spione waren.
    Der Präsident beachtete Hoover nicht. Die FBI-Akten und Memoranden zur nationalen Sicherheit las er selten. »Präsident Truman war jemand, der den Nachrichtendienst weder schätzte noch durchschaute«, sagte Cartha DeLoach, Hoovers getreuer Berater. »Er dachte, Mr Hoover sei sein Feind. Und so behandelte er ihn auch.« [193]  
    Truman und Hoover waren nun unversöhnliche Gegner. Ihr politischer Kampf wurde zum Krieg um die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten. Hoover hatte seit dem Ersten Weltkrieg sieben Regierungschefs gedient. Keiner dieser Präsidenten war sein Feind gewesen. Insgeheim hatte er von Franklin D. Roosevelt außerordentliche Machtbefugnisse für die politische Kriegsführung in Amerika erhalten. Er beabsichtigte, sie zu nutzen, ob es Truman wusste oder nicht.
    Nach Hoovers Überzeugung war der Präsident ein schwaches Glied in der Kommandokette. Er glaubte, Generäle, Politiker und das amerikanische Volk müssten unter seiner, Hoovers Führung den Krieg gegen den Kommunismus austragen. Und er hielt das FBI für Amerikas stärkste Macht in einem Kampf auf Leben und Tod.
    Hoover hatte eine große Landkarte im Kopf. Für seinen Geheimdienst dachte er über die Grenzen des Landes hinaus. Die Bedrohungen, denen er seit dem Ersten Weltkrieg gegenüberstand, hatten sich von Berlin gegen New York gerichtet, von Moskau gegen New Mexico und von Tokio gegen Hawaii. Er glaubte, die Sowjets planten einen heimlichen Angriff auf die Vereinigten Staaten und die amerikanischen Kommunisten würden dabei als Stoßtruppen eingesetzt. Um Amerika zu schützen, musste er seine Behörde und seinen Einfluss auf den ganzen Globus ausdehnen. Sein Schlachtfeld war die Welt.

18
    »Roter Faschismus«
    Am 26. September 1946 überstellten Clark Clifford, Sonderberater im Weißen Haus, und sein Assistent George Elsey Präsident Truman einen Geheimbericht zur Vorbereitung auf einen Krieg gegen die Sowjets. In ihrem Schlachtplan für ein bevorstehendes Armageddon bezogen sie sich auf Hoover und das FBI.
    Truman müsse sich auf einen dritten Weltkrieg mit atomaren und biologischen Waffen vorbereiten, warnten sie den Präsidenten. Der Feind sei eine sowjetische Diktatur, die, gestützt auf einen heimtückischen Nachrichtendienst und mit Hilfe des amerikanischen Untergrunds, die Weltherrschaft anstrebe. Jeder amerikanische Kommunist, schrieben sie, sei ein potentieller Spion und ein

Weitere Kostenlose Bücher