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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Soldat Moskaus. »Die Roten, die Heuchler und ›Salonsozialisten‹ scheinen sich miteinander verbündet zu haben und werden zu einer nationalen Bedrohung. Ich befürchte, sie bilden eine Sabotagefront für Onkel Joe Stalin.« [213]  
    Im November 1946 gewannen die Republikaner erstmals seit der Zeit vor der Großen Depression bei den landesweiten Wahlen im Senat und im Repräsentantenhaus die Mehrheit. Im Wahlkampf hatten sie einen neuen, vehement antikommunistischen Ton angeschlagen. Ihre Botschaft lautete, Amerika habe die Wahl zwischen »Kommunismus und Republikanismus«.
    Die politische Rhetorik der Republikaner entstammte einer 40-seitigen Broschüre der US-Handelskammer, von der 400000 Exemplar gedruckt und im ganzen Land verteilt wurden. Sie trug den Titel »Kommunistische Unterwanderung der Vereinigten Staaten«, und ihre Botschaft wurde in politischen Reden und von den Kirchenkanzeln Amerikas verkündet. Ihr Verfasser war Father John F. Cronin, ein Geistlicher aus Baltimore, der in den erzkatholischen Reihen des FBI viele Anhänger hatte. Er bezog sein Material direkt aus geheimen und vertraulichen FBI-Akten und verwendete auch Passagen aus Hoovers Berichten an das Weiße Haus. Er hatte sich mit einem neugewählten Abgeordneten des 80. US-Kongresses angefreundet, der mit dem Thema der kommunistischen Bedrohung gepunktet hatte und im Januar 1947 aus Kalifornien in die Hauptstadt entsandt wurde.
    Richard Milhous Nixon war vierunddreißig Jahre alt, ein Politiker von großer Intelligenz, mit hochfliegenden Ambitionen und einer noch kaum genutzten, aber unerschöpflichen Begabung für Intrigen. Durch harte Arbeit und angetrieben durch enttäuschte Träume war er aus kleinen Verhältnissen aufgestiegen. Zehn Jahre bevor er nach Washington kam, um im Repräsentantenhaus vereidigt zu werden, hatte sich Nixon – er hatte zu diesem Zeitpunkt sein Jurastudium noch nicht abgeschlossen – um einen Job beim FBI beworben. Er bekam nie eine Antwort. Doch in den folgenden 25 Jahren sollte er aus seinen Kontakten zum FBI das Bestmögliche herausholen. Im Februar 1947 war ihm Father Cronin behilflich, die erste dieser Verbindungen zu knüpfen. Er unterrichtete Nixon persönlich über die Ermittlungen des FBI zum amerikanischen Kommunismus und zur sowjetischen Spionage, er machte ihn mit Agenten bekannt, deren Spezialgebiet die Kommunistenjagd war, und wurde hinter den Kulissen Nixons Kontaktmann zum Bureau.
    Zu Beginn seiner Tätigkeit als Kongressabgeordneter trat Nixon dem Ausschuss für unamerikanische Umtriebe bei. Dessen Vorsitzender war J. Parnell Thomas, ein Republikaner aus New Jersey und engstirniger Angeber, der schon bald wegen politischer Korruption im Gefängnis landen sollte. Die Exzesse des Ausschusses waren berüchtigt. 1939 waren die Ermittlungen gegen die Filmindustrie ein gewaltiger Flop gewesen. Sie hatten für Schlagzeilen gesorgt, als der Ausschuss den lausbubenhaften Lockenkopf Shirley Temple indirekt als Kommunistin bezeichnete. Aber inzwischen saßen ehemalige FBI-Agenten und ehemalige Mitglieder der Kommunistischen Partei im Ausschuss, dessen Akten eine geheime, wenn auch hochselektive Geschichte des amerikanischen Kommunismus erzählten. Die Verbindungen des Ausschusses zum FBI sollten eine der stärksten Triebkräfte des Kalten Kriegs werden.
    »Ein heimtückischer und bösartiger Lebensstil«
    Am 26. März 1947 lud der Ausschuss J. Edgar Hoover zur Anhörung, ein denkwürdiger Moment in Hoovers Leben. Er war zweiundfünfzig Jahre alt und leitete das FBI seit nunmehr fast einem Vierteljahrhundert. Er war das Gesicht des Antikommunismus in Amerika.
    An diesem Tag vollzog Hoover den Bruch mit den übergeordneten Autoritäten. In den nachfolgenden 25 Jahren bis zu seinem Tod fügte sich Hoover nur, wenn er es für geboten hielt. Seine Aussage vor dem Ausschuss war ein Akt des Widerstands gegen die Truman-Regierung – die Bekundung, dass Hoover nun mit den mächtigsten politischen Feinden des Präsidenten im Kongress im Bunde stand.
    Er beherrschte die präsidiale Macht. Fünf Tage zuvor, nachdem er monatelang von Hoover unter Druck gesetzt worden war, unterzeichnete Truman einen Präsidialerlass, mit dem er die größte Untersuchung in der amerikanischen Geschichte anordnete: das Federal Loyalty and Security Program: Das FBI sollte mehr als zwei Millionen Staatsbedienstete überprüfen und musste dazu tief in das Privatleben und die politischen Überzeugungen von 14000 Beamten eintauchen.

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