FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
die CIA in den vergangenen zwei Jahren unternommen hatte, waren schiefgegangen. Von den hunderten von der CIA angeworbenen ausländischen Agenten, die man mit Fallschirmen hinter dem Eisernen Vorhang abgesetzt hatte, waren fast alle verhaftet oder getötet worden. In ihrem Krieg gegen den Kommunismus in Übersee hatte die CIA keine Erfolge zu vermelden. Und auch das FBI konnte keine neuen Anklagen gegen kommunistische Spione erheben.
Einige dieser Fehlschläge gingen auf das Konto von Philbys Geheimnisverrat, aber nicht alle. Falls die Sowjets noch einen Agenten in den höchsten Rängen des amerikanischen Geheimdienstes hatten, konnten sie die Geheimoperationen der Vereinigten Staaten weiterhin sabotieren, im Inland wie im Ausland.
Nach Hoovers Ansicht mussten sich die Zusammenarbeit zwischen FBI und CIA und die Vorgehensweise gegenüber den Sowjets grundlegend verbessern. Er ernannte seinen Mitarbeiter Sam Papich zum Kontaktmann für das CIA-Hauptquartier, General Smith ernannte Jim Angleton zum Kontaktmann für das FBI. Papich, in Montana geboren, aber mit jugoslawischen Wurzeln, hatte in und nach dem Zweiten Weltkrieg für das FBI in Rio de Janeiro verdeckt gearbeitet, nach außen hin war er Mitarbeiter des Wirtschaftsinformationsdienstes Dun & Bradstreet gewesen. Der aus Idaho stammende Angleton hatte in Yale studiert und war im Zweiten Weltkrieg amerikanischer Spion in Italien gewesen. Die beiden waren in den nachfolgenden zwei Jahrzehnten als Verbindungsleute zwischen FBI und CIA tätig.
Angleton wurde wenig später Chef der Spionageabwehr bei der CIA, der Mann, der sowjetische Spione enttarnen sollte. Zu diesem Zweck studierte er systematisch die Spionagefälle der vergangenen Jahre und versuchte, die jahrzehntelangen sowjetischen Täuschungsmanöver zu enträtseln. Er entdeckte Muster, die vor ihm nur wenigen aufgefallen waren und die sich nicht mit bloßem Auge oder durch vernünftiges Nachdenken erkennen ließen.
Seine Ernennung zum Chef der Spionageabwehr war für Hoover ein Glücksfall. Angleton arbeitete erstaunlich eng mit dem FBI zusammen. Bald wurde er J. Edgar Hoovers beste Quelle für die Interna der CIA. »Er war sehr kooperativ und hat, wie Sie wissen, von sich aus beträchtliche Informationen übermittelt, die für uns hilfreich waren«, berichtete Papich. »Sein offener Austausch ohne die Mantel- und-Degen-Atmosphäre wie sonst bei der CIA machte ihn für uns zu jemandem, mit dem wir arbeiten konnten.« [261]
Am 2. Juli 1952 teilte Angleton dem FBI mit, dass die politischen Tarn- und Propagandaorganisationen der CIA in Europa »auf breiter Front von der Infiltration durch Sowjetagenten bedroht« seien. Seiner Vermutung nach hatte der KGB unter den tausenden osteuropäischen und weißrussischen Flüchtlingen, die von der CIA in Deutschland und England zur Eindämmung des Kommunismus rekrutiert worden waren, Spione platziert. An den CIA-Operationen in Europa wirkten viele politische Exilanten und »Emigranten mit, die die Organisation dazu benutzten, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen«, sagte Angleton. Er ließ durchblicken, dass der Direktor für verdeckte CIA-Operationen, Frank Wisner, der insgeheim bereits hunderte Millionen Dollar ausgegeben hatte, soeben weitere 28 Millionen beantragt hatte, um sein Imperium in Übersee zu erweitern. Hoover schrieb in königsblauer Tinte: »Es ist schockierend, dass eine solche Verschwendung und eine solche Laxheit durchgehen und nichts dagegen getan werden kann.« [262]
Dagegen musste etwas unternommen werden. Für Hoover stand bei den Präsidentschaftswahlen von 1952 die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten auf dem Spiel. Er wollte unbedingt, dass General Eisenhower Präsident der Vereinigten Staaten und Richard Nixon dessen Vize wurde. Am 11. Juli legten sich die Republikaner auf ihren Kandidaten fest; die Demokraten schickten am 24. Juli Gouverneur Adlai Stevenson ins Rennen. Hoover lag bereits ein Bericht über Stevenson vor. Der stellvertretende FBI-Direktor Mickey Ladd hatte ihn in den Dossiers des »Sex Deviates« Program ausgegraben: »Ihrer Bitte entsprechend beiliegend ein Blind Memorandum zu Gouverneur Stevenson, der angeblich ein bekannter Homosexueller ist«. [263]
Zur selben Zeit, als Adlai Stevenson zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten nominiert wurde, ging ein 19-seitiges Memorandum über ihn an Lou Nichols vom FBI, der für die Kontakte zum Kongress und zur Presse zuständig war. Es war ein
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