FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
und Wasserstoffbomben könnten in die Vereinigten Staaten geschmuggelt, dort zusammengebaut und »durch Fernsteuerung oder durch Personen gezündet werden, die bereit sind, sich selbst zu opfern«. Sie kämen aus dem kommunistischen Untergrund.
Laut Hoovers Bericht waren »20000 loyale Mitglieder der Kommunistischen Partei, einschließlich des harten Kerns« – also jener Leute, die er in sein Sicherheitsregister aufgenommen hatte und aus Gründen der nationalen Sicherheit internieren wollte –, im Falle eines Kriegs oder einer Krise »bereit, den Anweisungen der Sowjetregierung bedingungslos zu folgen«.
Mit seinen Visionen von nuklearen Anschlägen und jugendlichen Selbstmordattentätern verfolgte Hoover das Ziel, die amerikanische Regierung weichzuklopfen. Hoovers apokalyptische Szenarien klangen wie Science-Fiction, doch sie waren Ausdruck seiner schlimmsten Befürchtungen.
Sie beschrieben eine Bedrohung, mit der es das FBI aufnehmen konnte: die politische Mobilisierung der amerikanischen Kommunisten im Krieg.
Hoover überstellte seinen Bericht zeitlich genau abgestimmt an das Weiße Haus. Eine Woche zuvor hatte ein Bundesgeschworenengericht in New York die Anklage gegen die Atomspione zugelassen, die mitgeholfen hatten, die Geheimnisse des Manhattan-Projekts an Moskau zu verraten. Die Anklage gegen Julius Rosenberg vom 17. August 1950 war hieb- und stichfest. Die Geschworenen betrachteten die Beweise als unanfechtbar. Ebenso der Richter. Und ebenso das amerikanische Volk.
Am 23. September verabschiedete der Kongress den Internal Security Act von 1950. Das Gesetz zur inneren Sicherheit enthielt Bestimmungen, die Hoover seit zehn Jahren gefordert hatte. Die Gesetze zur Spionage und Sabotage wurden erweitert und verschärft. Subversive Bürger konnten jetzt aus politischen Gründen inhaftiert werden. Kommunistische Organisationen und kommunistische Frontorganisationen mussten sich beim Subversive Activities Control Board, einem neugegründeten Ausschuss zur Überwachung subversiver Umtriebe, registrieren lassen. Für den neuen Justizminister J. Howard McGrath waren mit dem Gesetz zur inneren Sicherheit Hoovers Bestimmungen zur Sicherungsverwahrung, der Aussetzung verfassungsmäßig garantierter Schutzrechte und der immer länger werdenden Namensliste von mehr als 20000 Amerikanern rechtlich sanktioniert. Hoovers Sicherheitsregister war jetzt also legal und ein anerkannter Bestandteil des Apparats der nationalen Sicherheit in den Vereinigten Staaten. Und das sollte die nächsten 21 Jahre so bleiben.
Das Jahr 1950 brachte Präsident Truman viele dunkle Tage. Keiner war schwärzer als der 1. November.
Am Morgen traf ein Bericht des neuen CIA-Direktors General Walter Bedell Smith ein: Chinesische kommunistische Kampfverbände hatten sich in den Koreakrieg eingeschaltet. Doch der CIA-Bericht unterschätzte das Ausmaß des Angriffs eklatant. Eine Lawine von 300000 chinesischen Soldaten rollte über das Land hinweg, die tausende und abertausende amerikanische Soldaten tötete und schier ins Meer fegte. Unterstützt wurden sie von Chinas neuem Diktator, dem Vorsitzenden Mao Tse-Tung. Amerikanische Generäle gingen davon aus, dass Stalin mit seinem neuentwickelten Atomwaffenarsenal hinter Mao stand.
An jenem Tag wurde Washington von einer ungewöhnlichen Hitzewelle heimgesucht. Das Thermometer zeigte am Nachmittag über 29 Grad. Truman hatte sich zu einem Mittagsschläfchen im Blair House gegenüber dem Weißen Haus hingelegt. Der Amtssitz befand sich in einem baulich schlechten Zustand und wurde umfassend renoviert. Vor dem Eingang zum Blair House tauchten zwei puertoricanische Nationalisten auf. Sie waren mit einer Luger und einer Walther bewaffnet, hatten 69 Schuss Munition bei sich und versuchten, sich den Weg ins Blair House freizuschießen und den Präsidenten im Namen der Unabhängigkeit Puerto Ricos zu töten. Einer von ihnen kam dabei ums Leben, ebenso ein Agent des Secret Service. Der zweite Attentäter wurde verhaftet und vor Gericht gestellt. Truman wandelte das Todesurteil in eine lebenslange Freiheitsstrafe um. Die Ermittlungen des FBI zu den Anführern und Gefolgsleuten der Unabhängigkeitsbewegung dauerten mehr als 50 Jahre.
Am 28. November 1950, nachdem das Ausmaß des chinesischen Angriffs in Korea offenkundig geworden war, berief Truman eine der seltenen formellen Sitzungen des Nationalen Sicherheitsrats ein. Es drohte die Gefahr eines dritten Weltkriegs mit dem Einsatz von
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