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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Vereinigten Staaten während des Zweiten Weltkriegs, als Tarnung. Sarubin zeigte sich erkenntlich. Er bezahlte Boris Morros dafür, dass er, Sarubin, Morros’ Musikfirma in Hollywood als Deckung für sowjetische Spione benutzen konnte.
    Das FBI hatte im Frühjahr 1943 ein Gespräch Sarubins mit dem amerikanischen Kommunisten Steve Nelson abgehört, in dem es darum ging, sowjetische Agenten in das Berkeley Radiation Laboratory einzuschleusen. In jenem Sommer erhielt Hoover den anonymen Brief eines verärgerten sowjetischen Geheimdienstoffiziers in Washington, in dem Sarubin als Chef des sowjetischen Auslandsgeheimdienstes für die Spionage in den Vereinigten Staaten identifiziert wurde. Sowjetische Spione, hieß es in dem Brief weiter, rekrutierten und führten große Netzwerke von Untergrundagenten, die »die gesamte amerikanische Kriegsindustrie plünderten«. Genannt wurden fünf sowjetische Geheimdienstoffiziere, die in den Vereinigten Staaten als Diplomaten und Geschäftsleute getarnt arbeiteten, unter ihnen Boris Morros. [269]  
    Doch das FBI wartete vier Jahre, ehe es im Juni 1947 einen Agenten zu Morros nach Los Angeles schickte. Die unerklärliche Verzögerung veranlasste Hoover zu dem bissigen Vermerk: »Was mich beunruhigt, ist die Frage, wie viele ähnliche Fälle es in unseren eigenen Akten gibt. H.« [270]  
    Dass sich Morros zur Zusammenarbeit mit dem FBI bereit erklärte, während er zum Schein weiter seinen Herren in Moskau diente, war in der Tat ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher war die Tatsache, dass die Codeknacker des Heeresnachrichtendienstes und das FBI Teile seiner alten sowjetischen Akte entschlüsseln konnten und seine engen Kontakte zum KGB darin bestätigt fanden. Die sowjetischen Chiffrierspezialisten machten nur äußerst selten einen Fehler. Moskaus Codename für Boris Morros, geboren als Boris Moroz, war Frost. Das russische Wort für Frost ist moroz . Jede noch so kleine Lücke im Panzer des sowjetischen Geheimdienstes war ein Geschenk der Kriegsgötter.
    Nach zehn Jahren im Dienst Moskaus war Morros jetzt ein Mann des FBI. Das Bureau nannte seinen Fall Mocase. Seine Musikfirma diente nach wie vor als Tarnung für KGB-Operationen in New York und Los Angeles. 1948 gelang ihm ein Durchbruch für das FBI, als er sich die Einladung zu einer Reise nach Genf sicherte, um sich mit Alexander Korotkow zu treffen, der das globale KGB-Netzwerk von Illegalen leitete. 1950 traf er sich erneut mit Korotkow in Moskau. Morros erfand Geschichten über seine Einladung ins Weiße Haus und in den Vatikan zum Nutzen des Kremls. Trotz seiner Zweifel schluckte der KGB alles.
    Ein in den frühen 1950er Jahren einzigartiger Fall: Weder die CIA noch das Pentagon hatte einen Agenten im KGB. Nur wenige im Weißen Haus und im Kongress wussten, dass Hoover ein solcher Durchbruch gelungen war.
    »Das FBI ist J. Edgar Hoover«
    Das FBI wurde nunmehr von drei Untersuchungsausschüssen des Kongresses bei seiner Arbeit gegen die kommunistische Bedrohung unterstützt. Der Ausschuss für unamerikanische Umtriebe machte Jagd auf die Linken in Hollywood und denunzierte Kommunisten innerhalb des Klerus. Der Senatsunterausschuss für Innere Sicherheit verfolgte die sowjetischen Machenschaften bei den Vereinten Nationen und kommunistische Sympathisanten an den Universitäten. Der Ständige Senatsunterausschuss für Untersuchungen hatte jetzt einen neuen Vorsitzenden, Senator Joe McCarthy, einen Republikaner aus Wisconsin.
    McCarthy lief seit drei Jahren Sturm gegen die Kommunisten. Einen veralteten, fehlerhaften FBI-Bericht in verstümmelter Fassung nahm er als Grundlage für seine erste falsche Anschuldigung, die ihn 1950 berühmt machte: die Behauptung, das Außenministerium sei mit hunderten Kommunisten durchsetzt. Anders als behauptet, konnte er jedoch keine Liste mit Namen vorweisen, sondern nur eine Zahl, die sich im Laufe der Zeit änderte. Dennoch verdankte der Senator einen Großteil seines Ruhms und seiner Macht dem – oft missbräuchlichen – Rückgriff auf FBI-Berichte, die ihm Hoovers Verbindungsleute beschafften. McCarthy und sein Chefermittler, der ehemalige FBI-Agent Don Surine, lasen stapelweise FBI-Berichte zur kommunistischen Bedrohung. Surine wiederum hielt Hoover über McCarthys Tätigkeit auf dem Laufenden.
    Wie seine Kollegen im Kongress bekannte sich auch Senator McCarthy privat und öffentlich zu Hoover. »Niemand muss Ihnen ein Denkmal errichten«, schrieb McCarthy in einer typischen

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