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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Massenvernichtungswaffen. Truman rief den nationalen Notstand aus, stockte das Budget des Pentagons um das Dreifache auf, berief auf Bitte der europäischen Alliierten General Eisenhower zum Oberkommandierenden der NATO und wies streng geheime Aufforderungen von General Douglas MacArthur und dem Vereinigten Generalstab zurück, das gesamte amerikanische Atomwaffenarsenal auf China und die Mandschurei abzuwerfen. Er sei jedoch bereit, die Bombe einzusetzen, wenn es nötig sei, sagte Truman.
    »Es scheint, der dritte Weltkrieg hat begonnen«, schrieb er am 9. Dezember in sein Tagebuch. »Ich hoffe es nicht – aber was immer kommen mag, wir müssen irgendwie damit fertigwerden – und das werden wir auch.«
    »Zwanzig Jahre Hochverrat«
    Das FBI studierte weiter das alte Geheimdienstmaterial des Venona-Projekts und kam zu dem Schluss, dass in der Britischen Botschaft in Washington weiterhin ein KGB-Agent tätig war. Das FBI wusste allerdings lediglich, dass er ein hochrangiger Diplomat war und den Codenamen Homer trug.
    Die Briten und Amerikaner arbeiteten seit nunmehr zehn Jahren nachrichtendienstlich eng zusammen, doch Hoover war mit dieser Partnerschaft nie glücklich gewesen. Für britenfreundliche Amerikaner hatte er nur Hohn und Spott übrig, und über die kultivierten britischen Geheimdienstexperten rümpfte er die Nase. Hoover war entsetzt über die Zurückhaltung der Briten, den Fall Homer zu untersuchen.
    An einem warmen Samstagabend im April 1951 traf sich die Crème de la crème des britischen und amerikanischen Geheimdienstes bei Kim Philby in Washington. Zu den Gästen zählten unter anderem James Angleton und Bill Harvey von der CIA; Bob Lamphere und Mickey Ladd vom FBI; Robert Mackenzie und Jeff Patterson vom britischen Geheimdienst; und Philbys chaotischer Hausgast, der britische Diplomat Guy Burgess.
    Das Essen war ungenießbar, aber der Alkohol floss in Strömen. Die Weltkriegsveteranen waren auf einem Meer von Alkohol in die fünfziger Jahre gespült worden. Angleton, ein intellektueller Kopf bei der CIA, saß mittags gern mit Philby bei einem Drink zusammen und besprach die Einzelheiten der amerikanischen und britischen Pläne für Kommandounternehmen jenseits des Eisernen Vorhangs. Er prophezeite, Philby werde der nächste Direktor des britischen Auslandsgeheimdienstes.
    Die Party endete im Chaos. Der völlig betrunkene Burgess machte eine Szene und legte sich mit den Amerikanern und ihren Ehefrauen an. Mickey Ladd vom FBI fragte sich laut, warum Philby, der wichtigste britische Geheimdienstoffizier in Washington, jemanden wie Burgess als Gast in seinem Haus duldete.
    Ein paar Wochen später, am 25. Mai 1951, berichteten die Zeitungen auf beiden Seiten des Atlantiks, Burgess und Donald Maclean, ein Spitzendiplomat des britischen Außenministeriums in den Vereinigten Staaten, seien gemeinsam hinter den Eisernen Vorhang verschwunden. Maclean war 1944 und 1945 Erster Sekretär der Britischen Botschaft in Washington gewesen.
    Er war Homer.
    Seine Flucht nach Moskau führte den Chef des britischen Auslandsgeheimdienstes, Sir Percy Sillitoe, nach Washington. Sir Percy hatte einen prall gefüllten Diplomatenkoffer mit Dossiers über Philby, Maclean und Burgess mitgebracht, die er Hoover und dem FBI vorlegte. Die drei Briten verband seit zwanzig Jahren eine Freundschaft, die bis in ihre Studienzeit am Trinity College in Cambridge zurückreichte. In den 1930er Jahren waren alle drei Kommunisten oder Sozialisten gewesen. Die Dossiers enthielten noch weitere offene Geheimnisse. Burgess war ein bekanntermaßen promiskuitiver, Maclean ein heimlicher Homosexueller und Philby mit einer österreichischen Kommunistin und Sowjetagentin verheiratet. Alle drei waren Alkoholiker. Und obwohl ihre Vorgesetzten davon wussten, wurden sie geschützt und befördert. Maclean und Burgess befanden sich inzwischen in Moskau; Philby hatte man nach London zurückgerufen.
    Für Hoover war Philby zweifelsfrei ein sowjetischer Agent, der es Moskau ermöglicht hatte, die CIA und das Pentagon auf höchster Ebene zu infiltrieren. Sir Percy widersprach höflich. Er wollte es einfach nicht wahrhaben, dass ein so hochrangiger und gebildeter Mann wie Philby ein Verräter sein könnte.
    Bei näherer Betrachtung der Vergangenheit dieser britischen Spione im Cambridge der dreißiger Jahre kam Hoover zu dem Schluss, dass Kommunismus und Homosexualität unauflöslich miteinander verbunden waren.
    Dieser Zusammenhang erschien ihm plausibel.

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