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Feanors Fluch

Feanors Fluch

Titel: Feanors Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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verzagten da; doch Feanor panzerte sein Herz und sagte: »Geschworen haben wir, und nicht mit leichtem Sinn. Diesen Eid halten wir. Mit vielerlei Unheil werden wir bedroht, und nicht das geringste ist der Verrat; eines aber wird nicht gesagt: daß wir an Kleinmut leiden werden, an Feigheit oder der Furcht vor Feigheit. Daher sage ich, wir gehen weiter, und dies eine künde ich voraus: Taten werden wir leisten, die besungen werden sollen bis ans Ende aller Tage von Arda.«
    Doch in dieser Stunde wandte sich Finarfin von dem Zuge ab und kehrte um, voller Leid und voller Bitterkeit gegen das Haus Feanor, denn sein Schwiegervater war Olwe von Alqualonde; und mit Finarfin gingen viele seiner Leute denselben Weg in Kummer zurück, bis sie von fern wieder den Schein des Mindon auf dem Tuna gewahrten, der noch leuchtete in der Nacht; und so kamen sie zurück nach Valinor. Dort erlangten sie Vergebung von den Valar, und Finarfin wurde eingesetzt, die Reste der Noldor im Segensreich zu regieren. Seine Söhne aber waren nicht bei ihm geblieben, denn sie mochten sich von Fingolfins Söhnen nicht trennen; und Fingolfins ganze Schar zog weiter mit, denn sie sahen sich gezwungen durch Blutsbande und durch den Willen Feanors; überdies fürchteten sie das Urteil der Valar, denn nicht alle waren sie beim Sippenmord von Alqualonde ohne Schuld geblieben. Auch waren Fingen und Turgon mutigen Herzens und mochten nicht aufgeben, was sie einmal begonnen, bis zum bitteren Ende, wenn es denn bitter sein mußte. So zog die größte Schar weiter, und rasch begann das verheißene Unheil sein Werk.
    Die Noldor kamen zuletzt in den hohen Norden von Arda; und sie sahen die ersten Zähne des Eises, das im Meer schwamm, und wußten, sie näherten sich der Helcaraxe. Denn zwischen dem Lande Aman, das im Norden ostwärts abbog, und den Ostküsten von Endor (was Mittelerde heißt), die sich westwärts hinzogen, lag eine Meerenge, in der die kalten Wasser des Umzingelnden Meeres und die Wellen von Belegaer ineinander flössen, und dort gab es weite Dunst- und Nebelfelder von tödlicher Kälte, und die Meeresströmungen waren erfüllt vom Klirren der Eisberge und vom Knirschen des Grundeises. Dies war die Helcaraxe, und noch niemand bis auf die Valar und Ungolianth hatte es gewagt, sie zu betreten.
    Dort machte Feanor Halt, und die Noldor berieten, welchen Weg sie nun nehmen sollten. Doch sie begannen Qualen zu leiden von der Kälte und den zähen Nebeln, durch die kein Schimmer von einem Stern drang; und viele waren des Weges leid, und vor allem die aus Fingolfins Gefolge begannen zu murren, Feanor verwünschend, den sie den Anstifter allen Übels für die Eldar nannten. Feanor aber, der von allem wußte, was gesagt wurde, beriet sich mit seinen Söhnen, und nur zwei Wege sahen sie, um von Araman nach Endor zu entkommen: über das Eis der Meerenge oder zu Schiff. Die Helcaraxe aber glaubten sie unüberschreitbar, während der Schiffe zu wenige waren. Viele hatten sie auf der langen Reise verloren, und nicht genug waren übrig, um die ganze große Schar auf einmal überzusetzen; niemand aber war bereit, am westlichen Ufer zu warten, während andre zuerst überfuhren: Schon war die Furcht vor Verrat unter den Noldor erwacht. So kam es Feanor und seinen Söhnen in den Sinn, mit allen Schiffen plötzlich abzufahren; die Herrschaft über die Flotte nämlich hatten sie seit der Schlacht im Hafen in den eigenen Händen behalten, und die Schiffe waren nur mit jenen bemannt, die dort gekämpf t hatten und an Feanor gebunden waren. Und wie gerufen kam ein Wind von Nordwesten auf, und Feanor schlich sich heimlich an Bord, mit allen, die er sich ergeben glaubte, stach in See und ließ Fingolfin in Araman zurück. Und da der Meeresarm schmal war, gelangte er, nach Osten und ein wenig nach Süden steuernd, ohne Verluste hinüber und setzte als erster von allen Noldor von neuem den Fuß auf die Küste von Mittelerde; und Feanors Landeplatz lag an der Mündung des Fjords, der Drengist genannt wurde und der sich nach Dor-lomin hineinzog.
    Nachdem sie aber gelandet waren, sprach Maedhros, sein ältester Sohn, der einst der Freund Fingons gewesen war, ehe Morgoths Lügen sich zwischen sie drängten, zu Feanor und sagte:
    »Welche Schiffe und Ruderer hast du nun ausersehen, zurückzukehren, und wen sollen sie zuerst herüberholen? Fingon, den Tapferen?«
    Da lachte Feanor wie ein Verdammter und rief: »Keinen einzigen! Nicht als Verlust achte ich, was ich zurückgelassen;

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