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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
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Annahme, er könnte ihm dadurch entgehen. „Jetzt habe ich dich genau da, wo ich dich haben wollte: in meinen Armen.“
    Erael keuchte und brauchte einen Moment, ehe er seine Beherrschung zu einer Antwort wiederfand.
    „Und du glaubst, dass ich deshalb mit dir schlafen werde“, zischte er und stand mit einem Ruck auf. In derselben Bewegung drehte er sich zu Dantalion herum und funkelte ihn wütend an. „Mir war klar, dass du nur auf das eine aus bist. Doch da kannst du warten, bis du schwarz wirst!“
    Dantalion grinste und breitete mit einer energischen Bewegung seine Flügel in voller Größe aus.
    „Ist das noch nicht schwarz genug?“ Seine Stimme war ein verführerisches Raunen. Zufrieden beobachtete er, wie Eraels Augen bei der glänzend schwarzen Pracht fast aus den Höhlen zu purzeln schienen, und er lächelte verstohlen, als er das scharfe Einatmen hörte. Es war nicht das erste Mal, dass Erael seine Flügel zu sehen bekam, in Mortens Wohnung war Morten selbst wahrscheinlich interessanter gewesen als die Farbe von Dämonenschwingen.
    „Das ist wunderschön!“
    Dantalion war sich nicht ganz sicher, ob Erael das tatsächlich gesagt, oder er sich das eingebildet hatte. Dafür war die bewundernde Miene äußerst real.
    Wie zufällig strich Dantalion sich durch die schwarze Mähne und hakte anschließend die Daumen in einer machohaften Geste in den Bund seiner dunklen Lederhose, die restlichen Finger wiesen auffällig unauffällig auf seinen angeschwollenen Schritt.
    „Wenn du es noch schwärzer willst, brauch ich Kajal und Nagellack“, erklärte er frech grinsend, wohl wissend, dass er damit Eraels Blick genau dorthin lenken würde, wo er ihn hinhaben wollte.
    Eraels Lippen pressten sich zu einem schmalen Strich zusammen. Unglaublicherweise schaffte er es aber, Dantalion weiterhin ins Gesicht zu schauen, obwohl ihm auf keinen Fall entgangen sein dürfte, was da gerade in Dantalions Hose entstanden war. Wäre Dantalion an Eraels Stelle gewesen, lägen sie bereits kopulierend im Bett. Also war Erael entweder zu verklemmt, zu prüde oder zu hetero, um seinen Instinkten nachzugehen. Letzteres glaubte Dantalion aber nicht. Dazu hatte Erael zu sehr auf ihn reagiert, ihn zu lange angeschaut und ihn zu sehr bewundert. Er kannte die Blicke, mit denen Heteros ihn anschauten. Erael war sich seiner sexuellen Orientierung vielleicht nicht sicher. Aber dem konnte er ja auf die Sprünge helfen. Warum er dann aber so abweisend war, blieb Dantalion ein Rätsel.
    „Du kannst ja mal Zamael fragen, ob er dir damit aushelfen kann. Er hat sich neulich wirklich gefreut, dich wiederzusehen . Von eurem lasterhaften Lebenswandel her würdet ihr großartig zusammenpassen.“
    Spott und Verachtung lagen in Eraels Tonfall und Dantalion spürte, wie er wütend wurde. Verdammt, sie waren beide scharf aufeinander . Der eine mehr, der andere weniger bewusst. Warum konnten sie nicht einfach eine schöne Zeit haben und die Sache abhaken? Warum musste Erael sich so verdammt tugendhaft anstellen und obendrein Zamael ins Spiel bringen?
    „Du kannst ihm einen schönen Gruß und den hier von mir ausrichten!“, sagte er und zeigte Erael den Finger, der für Zamael bestimmt war. „Wenn ich ihm das nächste Mal begegne, töte ich ihn, sollte er es noch einmal wagen, mich anzufassen.“
    Eraels Ausdruck blieb verschlossen, doch Dantalion glaubte, in den blauen Augen ein Aufblitzen bemerkt zu haben. Für den Bruchteil einer Sekunde zog er die Brauen zusammen. Ach, Mist! Er holte tief Luft und verband seinen Geist mit Eraels. Auf das, was ihn dort erwartete, hätte er sich nicht vorbereiten können, selbst wenn er tausend Jahre Zeit gehabt hätte: pure Lust, die ihn in ihrer Mächtigkeit fast erschlug. Dahinter lauerten Zweifel und Sorge, die bestimmt die Oberhand hatten, wenn Erael nicht gerade vor Verlangen verglühte, und eine Winzigkeit an Schadenfreude und Triumph gegenüber Zamael. Die Zweifel bezogen sich nicht, wie er vermutet hätte, auf die Sünde, die er begehen könnte, sondern lediglich darauf, ob er … gut genug wäre und ihn zufriedenstellen könnte. Erael war also gar nicht so brav und bieder, wie er sich gab. Er war einzig und allein unsicher und schüchtern. Dantalion begann zu grinsen.
    „Warum wehrst du dich so gegen mich, Erael?“, fragte er geradeheraus. „Glaubst du, ich will dir schaden?“
    Erael schüttelte den Kopf. „Nein, das willst du wahrscheinlich nicht. Aber du wirst es trotzdem tun, denn du liebst mich

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