Federschwingen
nicht. Genauso wenig wie ich dich liebe. Und deswegen ... hör auf, mich in Versuchung zu führen, das macht es nur noch schwerer. Du bist wunderschön, Dantalion. Aber bleib bei denen, die genauso leben wie du, die das ebenso gelassen sehen können. Ich will das nicht nur so.“
„Es ist unglaublich, wie umständlich du über Sex redest. Kannst du das Wort nicht einmal in den Mund nehmen?“ Dantalions leiser Ärger über die anhaltende Zurückweisung führte ihn in die Provokation. Erael war ein erwachsener Mann und offensichtlich hatte selbst er Bedürfnisse. Wie konnte man sich selbst so martern? Aber das würde er ihm austreiben. Dantalion grinste breiter. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Als Erael nicht antwortete, sondern ihn mit düsterer Miene anstarrte, fuhr er fort: „Was ist los, hat es dir die Sprache verschlagen? Was glaubst du, was andere Engel tun? Sich ewig für den Richtigen aufheben? Wie oft hast du schon daran gedacht, es einfach so zu tun, hm?“ Es amüsierte ihn, als bei diesem Schuss in Blaue tatsächlich Gedankenfetzen Eraels an die Oberfläche traten, die mit ihm zu tun hatten – in sehr eindeutigen Zusammenhängen. Dantalion stand ebenfalls vom Bett auf. Erael würde nicht weit kommen, zumindest nicht in seinem Zustand.
„Das Zölibat ist eine Erfindung der Menschen. Wir sind nicht dafür gedacht, enthaltsam zu leben, sonst würde es keinen Engel wie Zamael geben, oder? Er tut es, wie und mit wem es ihm beliebt. Daran ist nichts Falsches.“
„Nein!“ Diese eine Silbe war ein stimmloses Hauchen. „Ich werde niemals ohne Weiteres mit jemandem schlafen!“
„Sag niemals nie, Erael.“ Wieder verstrickten sich ihre Blicke ineinander. „Und wer redet denn vom Sex haben? Ich will nur für dich da sein.“
Dantalion hätte beinahe aufgelacht. Der Weg zu Eraels Körper führte über die Gefühlsschiene. Kein Problem, die konnte er ohne Weiteres fahren. Oh Mann, er bräuchte nicht einmal Telepath zu sein, um zu wissen, wie sehr sich Erael nach ihm verzehrte. Diese sehnsüchtige Miene reichte.
Dantalion ging wie hypnotisiert auf Erael zu, seine Handflächen strichen hauchzart über die zusammengeklappten weißen Flügel. Eraels Beben war zu spüren und zu sehen. Während Dantalions Atem tiefer wurde, wurde Eraels unregelmäßig und hektisch.
„Lass mich!“ Der kaum hörbare Protest wurde von einem fluchtartigen Schritt nach hinten unterstrichen.
Bleib ruhig, Erael. Habe ich jemals etwas getan, das dir geschadet hat? Ich werde jetzt nicht damit anfangen.
Erael antwortete nicht, weder mental noch akustisch. Er blieb stehen, wo er war, wich nicht weiter zurück, schloss ergeben die Augen . In Dantalion explodierte das Verlangen und ließ ihn zittern, als er seine Hände an Eraels Schultern legte, sich ein wenig streckte und seine Lippen langsam Eraels Mund näherte.
Eraels Mund war leicht geöffnet, Dantalion spürte den heftigen Atem, der ihm entgegen schlug.
Oh Gott, ich bin so zerrissen, durchfuhren ihn Eraels Gedanken. Jetzt kreisten sie von Verlangen zu Widerwillen und zurück. Erael begehrte ihn, ohne Frage. Doch da war so viel Unsicherheit, dass Dantalion es nicht über sich brachte, sich zu nehmen, was er wollte. Dass Erael es ihm letztendlich gegeben hätte, daran hatte Dantalion keinen Zweifel. Aber er wollte, dass Erael sich ihm wirklich freiwillig und ohne Zweifel hingab. Deswegen zwang er ihm seine Lippen nicht auf. Er näherte sich Erael nur so weit an, dass er die Wärme der Haut spüren konnte. Den Rest würde Erael selbst machen müssen, sofern er wollte.
Dantalion hätte damit gerechnet, dass Erael eine Weile zögern würde. Von wegen – kaum, dass sie sich so nah waren, packte Erael ihn an den Oberarmen und küsste ihn mit mehr Leidenschaft, als er ihm zugetraut hätte. Bei allen sieben Schalen der Hölle, der Mann hatte eine unglaubliche Zunge!
Leise stöhnend erwiderte Dantalion diesen unfassbaren Kuss, wie von selbst schlangen sich seine Arme unter Eraels Achseln und Flügeln über seine Schultern. Das gedämpfte Geräusch wurde ein wenig lauter, als Erael die Hand in Dantalions Nacken legte, als wollte er verhindern, dass Dantalion den Kuss zu früh unterbrach. Was ihm im Traum nicht eingefallen wäre. Dafür genoss er das unverschämt sinnliche Spiel ihrer Zungen viel zu sehr, das jede einzelne Faser seines Körpers in Brand zu setzen schien und seine Nerven zum Vibrieren brachte. Als wären seine Sinne übermäßig geschärft, spürte er, wie sich die
Weitere Kostenlose Bücher