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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
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sein Zimmer zurück, näherte sich dem Bett langsam, um Erael nicht zu erschrecken, und setzte sich neben ihm auf die Matratze.
    „Ich wisch dir jetzt das Blut ab“, sagte er so ruhig er konnte. „Es kann sein, dass das ein bisschen weh tut.“
    Erael schlug die Augen auf und bedachte ihn mit einem Blick, der zu fragen schien, ob er noch alle Tassen im Schrank hatte. Klar, es war lächerlich, ihn jetzt auf ein leichtes Brennen vorzubereiten, nachdem er gefoltert worden war.
    „Mach endlich“, forderte Erael, als Dantalion sich deutlich scheute, Erael weitere Schmerzen zuzufügen. „Du tust gerade so, als sei ich aus Zucker.“
    „Es tut mir leid“, sagte Dantalion und meinte damit nicht allein sein peinliches Zögern, sondern vor allem Seeres Fehlverhalten.
    „Dir muss es nicht leidtun“, sagte Erael mit einem halbherzigen Lächeln. Dass er im Moment noch etwas anderes zustande brachte, als eine schmerzerfüllte Miene war bewundernswert. Dantalion gab sein Bestes, um seine Wunden so vorsichtig wie möglich zu reinigen. Eraels Schmerz brannte sich in seinen eigenen Kopf, als wäre er selbst gefoltert worden. Eine Sekunde lang stockte er. Warum schirmte er sich eigentlich nicht gegen Eraels Empfindungen ab? Es war doch nichts leichter als das! Bereits in der nächsten Sekunde kannte er die Antwort: es war ein gewisses Schuldgefühl, dafür, dass er von Eraels Qual erst so spät etwas mitbekommen hatte. Automatisch wurden seine Berührungen noch sanfter. Gleichzeitig versuchte er, die Synapsen in Eraels Kopf zu blockieren, die den Schmerz an sein Gehirn weiterleiteten.
    In der ganzen Zeit, in der Dantalion Eraels Wunden behandelte, gab der kaum einen Mucks von sich. Sein Respekt vor Eraels Selbstbeherrschung wuchs. Er kannte kaum jemanden – sich selbst eingeschlossen –, der so stark war, um sich nach so etwas noch unter Kontrolle zu haben. Aufmerksam beobachtete er Eraels angespannte Miene und bemerkte, wie seine Bemühungen fruchteten. Erael entspannte sich allmählich, auch das Zittern verebbte.
    „Wird es besser?“
    Erael nickte leicht, seine Mundwinkel hoben sich minimal an.
    „Ja. Danke.“
    „Keine Ursache. Ich will einfach nur ein wenig gutmachen, was Seere getan hat. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.“
    „Es ist nicht recht, Gleiches mit Gleichem zu vergelten“, sagte Erael. „Aber ich kann verstehen, dass Seere den Wunsch hat, sich für das zu rächen, was wir seinem Freund angetan haben. Allerdings ist seine Rache ziemlich überzogen gewesen. Wir haben Morten Rykers schließlich kaum ein Haar gekrümmt.“
    „Ihr habt ihn entführt“, erwiderte Dantalion scharf.
    „Ja, aber nicht gefoltert. Wir hatten nie vor, ihm etwas zu tun.“
    „Das konnte Seere aber nicht wissen“, antwortete Dantalion. „Er hasst euch Engel. Als junger Dämon, sozusagen als Teenager, ist er von einem entführt und gefangen gehalten worden. Wie ein ... Sklave. Er hat ihn in jeder Weise gedemütigt, die man sich vorstellen kann. Er war erst nach vielen Jahren der Gefangenschaft so weit, dass er fliehen konnte. Dabei hat er ihm fast einen Flügel ausgerissen. Seitdem geht ihm dieser Engel zwar aus dem Weg, so gut es geht, doch als ihr Morten mitgenommen habt, sind diese Erinnerungen in Seere übergekocht.“
    Daraufhin nickte Erael verständig.
    „Ja. Trotzdem würde es den Beziehungen zwischen Engeln und Dämonen nicht schaden, würde er erst nachdenken und anschließend handeln.“
    „Das kannst du genau so Jelial ausrichten.“
    Erael seufzte und schwieg. Er hatte keine Kraft mehr zu reden, sondern dachte lediglich: Ihr müsst unsere Fehler ja nicht wiederholen.
    Dantalion wollte etwas erwidern, doch das erledigte sich von selbst: Statt der müden Gedanken empfing er nur noch gähnende, schwarze Leere. Erael hatte seine letzte Kraft verbraucht und war in eine tiefe Bewusstlosigkeit gefallen. So schnell, dass Dantalion ihn nicht mehr hatte auffangen können, mental gesehen.
    Erst stand Dantalion ratlos neben seinem Bett. Mit der Versorgung ohnmächtiger Engel hatte er keinerlei Erfahrung. Rasch kappte er die telepathische Verbindung – mit Gehirnen in komaähnlichen Zuständen war nicht zu spaßen. Zu schnell saß man in einem solchen Geist fest und verlor sich selbst, wenn man Pech hatte. Ihm blieb jetzt nur noch, an Eraels Seite zu wachen, bis der von selbst wieder zu sich kam, und sich währenddessen weiter um dessen Verletzungen zu kümmern. Und zu hoffen, dass Erael keine schwerwiegenden

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