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Feenfuchs und Feuerkuss

Feenfuchs und Feuerkuss

Titel: Feenfuchs und Feuerkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lariane Westermann
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Doppelstunde halten.
    Sie lief an den hohen
Bücherregalen vorbei und erreichte den Arbeitsbereich. An einem der Plätze
erkannte sie Molly, die gedankenversunken aus dem Fenster starrte. Luisa trat
an ihren Tisch, der mit Büchern und vollgekritzelten Notizzetteln übersät war.
Molly hatte sie immer noch nicht bemerkt.
    Luisa griff nach einem Zettel,
dessen Rand mit Herzchen verziert war. Da kam plötzlich Leben in ihre Freundin.
Erschrocken fuhr Molly auf: „Gib das sofort wieder her.“ Sie versuchte Luisa
den Zettel zu entreißen.
    Diese konnte gerade noch die
erste Zeile des Gedichts lesen: „ Es
zerbricht mein Herz so wunderbar .“
    Mit entrüstetem Blick bekam Molly
den Zettel wieder in die Finger.
    Die Lehrerin, die Aufsicht hatte,
schaute missbilligend von ihren Korrekturen auf und bedeutete den beiden, still
zu sein. Mit hochrotem Kopf setzte Molly sich wieder an ihren Platz und
sortierte ihre Bücher.
    Luisa schob einen der Stühle
neben ihre Freundin und schaute sie fröhlich an. „Entschuldige, Mollymaus. Ich
wusste ja nicht, dass deine Gedichte neuerdings geheim sind.“
    Molly, deren blonde Haare zu
einem französischen Zopf geflochten waren, zuckte mit den Schultern. „Es ist
noch nicht fertig.“
    Luisa beugte sich näher zu ihr
und flüsterte in ihr Ohr: „Wenn ich verspreche, niemandem davon zu erzählen,
darf ich es dann lesen?“
    Sie konnte Molly ansehen, wie sie
mit sich rang. „Wehe, du erzählst Jess davon. Sie macht sich sowieso schon
genug darüber lustig, dass ich immer an Kaspar denken muss.“
    Luisa blickte ihre Freundin ernst
an, hob die rechte Hand zum Schwur und wisperte: „Ich, Luisa Frost, schwöre
hiermit feierlich, dass ich die Kenntnis über dieses Gedicht mit in mein Grab
nehmen werde.“
    Molly kicherte leise und reichte
Luisa unsicher ihr Gedicht.

    Es
zerbricht mein Herz so wunderbar,
    Bebend
liege ich verraten da.
    Klagelaute
und Tränenfluten,
    Erstickt
beginne ich zu rufen:

    Was
bleibt, mein Licht, nur ohne dich?
    Hassen
werde ich wie immer mich.
    Verbiete
mir an dich zu denken.
    Wem
soll ich mein halbes Herz noch schenken?

    Luisa blickte ihre Freundin
erstaunt an. Diese Bedrücktheit kannte sie aus Mollys bisherigen Gedichten
nicht.
    „Warum fragst du Kaspar nicht
einfach, ob ihr euch mal außerhalb der Theatergruppe treffen könnt?“
    „Nein“, lehnte Molly strikt ab. „Kaspar
ahnt nichts von meinen Gefühlen.“
    Damit
hat sie sicher Recht ,
dachte Luisa traurig. Kaspar hatte, wie alle wussten, alle Hände voll damit zu
tun, seine Karriere als Schauspieler voranzubringen. Es könnte durchaus sein,
dass er Molly niemals seine Aufmerksamkeit schenken würde. „Ich verstehe
einfach nicht, was du an ihm findest. Klar, er sieht toll aus, aber der Rest?“
Luisa zog eine Grimasse.
    Molly runzelte die Stirn. „Er ist
nicht so arrogant, wie ihr immer glaubt. Wenn man erreichen will, was Kaspar
sich vorgenommen hat, muss man eben straight sein.“
    Das
ist so typisch für Molly ,
dachte sie, immer sieht sie nur das
Positive in einem Menschen .
    Luisa war kurz geneigt, Mollys
Verteidigungsversuche im Keim zu ersticken, aber sie ließ ihrer Freundin den
Glauben an ihren Schwarm.
    „Wie läuft es denn mit dem
Wettbewerb?“, fragte Luisa stattdessen.
    Molly tippte auf eine Kladde mit
Blättern, dir vor ihr lag. „Ich hab das Stück fertig. Seit Tagen trage ich es schon
mit mir herum.“
    „Wieso das denn? Willst du es
nicht abgeben?“
    „Ich hatte noch nicht den Mut.“
    Luisa strich ihrer Freundin über
die Haare. „Trau dich ruhig! Das, was ich davon gelesen habe, war richtig gut.“
    „Danke“, murmelte Molly. „Vielleicht
gebe ich es Herrn Postler heute.“
    „Ja. Mach das. Die Theatergruppe
kann stolz sein, eine Schreiberin wie dich ins Rennen zu schicken.“
    Molly lachte leise. „Ja. Man wird
sehen. Aber es wäre ein Traum. Mein Stück in der alten Ruine…“
    Luisa ließ Molly für ein paar
Augenblicke in ihren Gedanken schwelgen, dann sagte sie: „Themenwechsel. Was gibt
es Neues vom Valentinshof? Seit Ophelia auf dem Gestüt steht, kriege ich den
neusten Klatsch gar nicht mehr mit.“
    Molly, deren Eltern der Bauernhof
gehörte, auf dem Luisas Pferd bis vor kurzem untergebracht gewesen war,
schmunzelte. „Meine Mutter ist gestern ausgerastet, weil die Zwillinge das
Pferd einer Einstallerin mit Fingerfarben zum Indianerpony umgestaltet haben.“
    „Echt? Ich fasse es nicht. Deine
kleinen Brüder sind wirklich eine Plage.“ Luisa konnte es

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