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Feenfuchs und Feuerkuss

Feenfuchs und Feuerkuss

Titel: Feenfuchs und Feuerkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lariane Westermann
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großen Augen
an. „Ich kann das aber nicht so gut wie du.“
    „Macht doch nichts. Du kriegst
das schon hin.“
    Er reichte ihr den vermaledeiten
Zettel mit den englischen Hieroglyphen. Luisa schob den leeren Teller beiseite
und schaute Sam an. Er nickte ihr aufmunternd zu.
    Mist , dachte Luisa. Das wird
unangenehm .
    Sie begann die Buchstaben
aneinander zu reihen. Worte ergaben sich, deren Bedeutung sie nicht kannte. Sam
flüsterte ihr deren richtigen Klang zu. Sie wiederholte ihn und kämpfte sich
durch die Zeilen. Zum Ende hin, hatte sich ihre Zunge dem Rhythmus der Verse
ein wenig angepasst und Sam musste ihr weniger helfen.
    „Very good“, sagte er und stellte
dann die Todesfrage: „Und was bedeutet das?“
    Luisa blies ihre Wangen auf und
sagte lachend: „Ich habe keinen blassen Schimmer.“
    Sam schien das nicht so wirklich
zu amüsieren. „Ok. Dann erkläre ich es dir. Und dann liest du es noch einmal.“
    Luisa nickte brav.
    „Euer Lehrer hat euch eine Szene
aus Romeo und Julia gegeben…“
    „Oh, ich liebe den Film“, stieß
Luisa hervor.
    Sie biss sich auf die Zunge, als
sie Sams entsetztes Gesicht sah. „Es geht hier aber nicht um Leonardo DiCaprio.“
Er tippte mit dem Finger auf den Zettel. „Es geht um Shakespeares Romeo.“
    Wieder nickte sie und machte sich
einen Knoten in die Zunge, damit sie nicht weiter albernen Kram von sich gab.
    „Romeo sieht in dieser Szene
sieht Julia zum ersten Mal und beschreibt ihre unvergleichliche Schönheit.“
      Luisa suchte für einen Moment in den Zeilen
nach Anhaltspunkten für Sams Aussage, aber ihre Augen mochten lieber auf seinen
Lippen ruhen, als er weiter sprach. „Für ihn bringt ihr Erscheinen Fackeln zum
hellen Leuchten. Ihr Glanz erhellt die Nacht, ist wie ein Edelstein auf dunklem
Grund…“
    Während Sam weiter redete, lief ein
Schauer Luisas Rücken hinab.
    Sie musste schlucken, als Sam
seine leidenschaftliche Erklärung beendet hatte, und murmelte: „Mir war gar
nicht klar, dass Shakespeare in dieser Art über Liebe schreibt.“
    Sam hob seine Augenbrauen. „Ja,
bei diesem Thema zeigt sich sein ganzes Talent.“
    Er sah ihr bei diesen Worten tief
in die Augen, direkt in ihre Seele hinein. Aber vielleicht versuchte er auch
nur einen Funken Intelligenz in ihrem verträumten Blick zu erkennen. Luisa
musste zugeben, dass sie bisher in Sams Nähe nicht gerade mit Cleverness
geglänzt hatte.
    Sie richtete sich auf und
befeuchtete ihre Lippen.
    Ok,
Shakespeare ,
dachte sie, sei so nett und lass mich
nicht dumm da stehen .
    Sie räusperte sich und versuchte
die schönen Beschreibungen Julias nicht zu sehr zu verhunzen.
    Als sie endete sah Sam sie immer
noch unergründlich an.
    „So schlimm?“, fragte sie
unsicher.
    Erst reagierte Sam nicht, dann
schüttelte er den Kopf. „Nein. Schön“, sagte er mit rauer Stimme und strich
sich Haarsträhnen aus der Stirn. „Sehr schön.“
    Luisa fiel ein Stein vom Herzen. „Ok,
Romeo. Jetzt müssen wir nur noch diese Fragen beantworten“, sagte sie und
zeigte Sam die Aufgaben, die Herr Barnes ihnen diktiert hatte.
    Er sah irritiert drein. Sie
wollte sich schon entschuldigen, weil sie ihn Romeo genannt hatte, aber dann
sammelte er sich und las sich die Fragen durch.
    Luisa kratzte sich am Kopf. Wie
schaffte sie es nur immer wieder, in Sams Gegenwart die Kontrolle über ihr
Mundwerk zu verlieren?
                                                                                                             
    Nachdem sie auch ihre
Französisch-Hausaufgaben bezwungen hatten, was Luisa himmelhoch jauchzend
stimmte, machte Sam sich auf.
    Im Flur nahm er seinen Helm und
griff nach der Haustürklinke.
    „Bis morgen dann“, sagte er
schnell und öffnete das Tor zur Freiheit. Offensichtlich konnte er es kaum
erwarten von ihr wegzukommen.
    „Warte“, rief Luisa. Der Anblick
seines Motorradhelmes hatte sie auf eine Idee gebracht. „Kannst du mich
vielleicht mitnehmen?“
    „Ich hab leider keinen zweiten
Helm bei.“
    Luisa überlegte kurz. „Ich habe
noch einen Fahrradhelm.“ Sie sah ihn hoffnungsvoll an.
    Sam schüttelte den Kopf. „Das ist
verboten.“
    „Ach, uns erwischt schon keiner.“
    „Lieber nicht.“
    „Bitte. Du könntest mich zu
meinem Pferd fahren. Sonst schaffe ich es nicht mehr, bevor meine Mutter nach
Hause kommt.“
    „Ich weiß nicht.“
    „Bitte, ich muss Ophelia dringend
sehen.

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