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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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dieser Freßzellen besitzt
einen ganz spezifischen Satz von Rezeptoren, damit zumindest eine an
jeden Fembot-Eindringling andocken und ihn immobilisieren kann. Durch
diese Bindung wird ein Signal ausgelöst, das die Produktion
weiterer Freßzellen mit den »richtigen« Rezeptoren
stimuliert. Doch im Gegensatz zu den totipotenten [iii] Immunsystemen, die auch die Informationen der neuen Zellen
schützen, entreißen diese Freßzellen den
Eindringlingen ihre Codes und formen sie in den
Assembler-Bibliotheken von Alexs Knochenmark um. Alex selbst kann die
Codes ebensowenig verändern wie seine eigene DNS. Nur die Elfen
sind in der Lage, mit Hilfe der Bibliotheken ein Gegenmittel zu den
Kreuzzug-Viren herzustellen.
    Langsam werden Kopien der Codes aus der Bibliothek der
Feen-Fembots in verknäuelte Buckyball-Strings umgeschrieben und
in Protein-Hüllen aus modifizierten HIV-Viren in Alexs
T-Lymphozyten eingeschleust.
    Langsam wird er vom Feen-Fieber geheilt.
    Langsam wird sein Blut zu einem Buch.
    Die Käfigstäbe erscheinen nicht mehr wie lebende
Schlangen, sondern eher wie grüne Zweige, die mit Hilfe von
Gedächtnisfäden zu einer Art Korb verwoben sind. Der
Käfig ist kaum größer als Alex, und er hat die Wahl,
sich niederzukauern oder gebückt zu stehen, was zur Folge hat,
daß er sich ständig krümmt und windet, um einerseits
seine armen Gelenke zu entlasten und andererseits den abstehenden
Enden der Zweige auszuweichen.
    Die strahlenden Geschöpfe, die jenseits des Käfigs auf
und ab stolzieren, schrumpfen zu normalen Feen, kaum zu unterscheiden
von den Puppen, die sie einst waren. Das sind nicht die wilden Feen
mit ihren feingeschnittenen Gesichtern und geschmeidigen
Körpern, sondern gedrungene Wesen mit kleinen Äuglein, die
unter affenartigen Brauenwülsten hervorblinzeln. Sie sind
größtenteils nackt und meist nur mit Messern bewaffnet.
Paradoxerweise kann Alex sie im Halblicht der Morgendämmerung
immer schlechter erkennen, denn je mehr das Fieber weicht, desto
blasser werden die funkelnden Flocken, die sie umwirbein.
    Etwas abseits befindet sich ein Rudel genmanipulierter Wölfe;
sie haben lange Krokodilschnauzen mit dreieckigen Haizähnen,
dazu Kohlefaser-Mähnen und übertriebene Muskeln, die sie
bucklig erscheinen lassen. Die Wölfe sind so angepflockt,
daß sie nicht übereinander herfallen können. Sie
haben die langen Schnauzen auf die Vorderpfoten gelegt und beobachten
ihre Feen-Besitzer aus halbgeschlossenen gelben Augen. Das
Zwerg-Mammut Hannibal ist am anderen Ende der Lichtung festgebunden.
Sein Rüssel zuckt unruhig, und hin und wieder zerrt es an der
Eisenmanschette um seinen rechten Vorderfuß.
    Die Lichtpunkte der Tattoo-Uhr zeigen Alex an, daß noch etwa
eine Stunde bis Sonnenaufgang bleibt. (Er überlegt, ob er sich
noch auf seine Uhr verlassen kann; es gibt Fembot-Stämme, die
Biomechanismen umbauen.) Die mechanische Uhr haben ihm die Feen
ebenso abgenommen wie alle anderen Metallgegenstände,
einschließlich der Reißverschluß-Schlaufen von Hose
und Jacke. Selbst seine Mundhöhle wurde untersucht. Vermutlich
forschten sie nach fembotgesponnenen Verstärkern des
Nervensystems, aber die Assembler sind im Innern seiner
Knochenmark-Zellen verborgen, und die Räuber selbst
unterscheiden sich kaum von den Fembots, die sich nach einer
totipotenten Immunsystem-Behandlung im Blut befinden würden.
    Was er jetzt braucht, ist Geduld. Er hat sich in die Hände
seiner Feinde begeben. Der Ablauf der Dinge liegt jetzt nicht mehr
bei ihm.
    Alex döst ein und schreckt hoch, schwindlig vor Schlaf- und
Zuckermangel, als er merkt, daß ihn ein Mann anstarrt. Der Mann
ist hochgewachsen und stämmig und kauert ein gutes Stück
vom Käfig entfernt auf dem Boden. Graue Himmelsfetzen
hängen in den Baumkronen. Während der Mann Alex im
schwachen Dämmerlicht beobachtet, krault er geistesabwesend
einen der genmanipulierten Wölfe an den Ohren. Das Ding
genießt sein Streicheln wie eine Katze; seine rote Zunge
hängt aus entspannten Kiefern, die einem Menschen mit einem
einzigen Biß den Arm abtrennen könnten.
    Alex hält dem Blick des Mannes stand. Von den Schläfen
des Fremden stehen Fulleren-Datenspeicher in Form von
verästelten Drähten ab, im Nacken befinden sich feine
Kohlefaser-Antennen, und der Körper ist entweder mit
implantiertem Muskelgewebe oder mit subdermalen Platten
verstärkt – vielleicht auch beides. Alex überlegt,
wozu die enormen extrakranialen Kapazitäten dienen könnten,
aber er

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