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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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des
Sees.«
    »Ich nehme an, daß man Sie beim Frühstück
beobachtet«, sagt Antoinette. »Frodo McHale will den
Kinder-Kreuzzug für seine eigenen Ziele einsetzen. Glass und ich
versuchen die Bewegung zu neutralisieren.«
    »Ein Begriff, der vieles enthalten kann. Verstehe ich ihn
richtig?«
    »Durchaus. Und ich will die Feen vernichten, die den
Kinder-Kreuzzug ins Leben riefen. Schockiert Sie das?«
    »Ich dachte, die wurden bereits vernichtet. Da war doch diese
Sache in der Nähe von Paris…«
    »Die Friedenspolizei behauptet, das Feen-Problem sei
gelöst, doch obwohl es das Magic Kingdom nicht mehr gibt, hat
sich wenig verändert. Frodo McHale will, daß der
Kinder-Kreuzzug fortbesteht, und ich will ihn beenden. Er ist
längst außer Kontrolle geraten. Geschöpfe wie der
flammende Mann zeigen, daß er im Begriff steht, das Web zu
erobern. Und das kann ich nicht zulassen.«
    Plötzlich weiß Todd, an wen ihn Antoinettes Frisur
erinnert – an Elsa Lanchester in Frankensteins Braut.
    »Das Zeug ist total out«, sagt er. »So eine Story
nimmt mir keiner ab. Wer will heute schon Horrorgeschichten über
Frankenstein hören?«
    »Das Monster«, sagt Spike.
    Todd sieht ihn an.
    »Das Monster«, wiederholt Spike. Er beißt ein
Stück Kuchen’ ab und nuschelt mit vollem Mund: »Es war
nicht Frankenstein, der aus dem Ruder lief, sondern das Monster, das
er erschaffen hatte. Es besaß übrigens keinen
Namen.«
    »Heutzutage gibt es manchmal keinen Unterschied mehr zwischen
Geschöpf und Schöpfer, zwischen Monster und
Wissenschaftler«, sagt Antoinette. »Begreifen Sie jetzt
mein Problem, Mister Hart? Ich weiß nicht, wie man eine
Geschichte rüberbringt. Ich habe keine Ahnung vom
Journalismus.«
    »Sie wollen also, daß ich Ihre Story verbreite. Es ist,
nebenbei gesagt, ein ziemlich guter Stoff.«
    »Ich versuchte meiner Vergangenheit zu entfliehen und verlor
dabei die Kontrolle über meine Werke. Jetzt haben sie den
flammenden Mann auf die Bibliothek der Träume losgelassen, und
es ist nur eine Frage der Zeit, bis er ins Web überwechselt, er
und Hunderte von seinem Zuschnitt. Sie werden das Web mit
Feen-Fembots vollstopfen. Vielleicht werden sie uns das Web ganz
vorenthalten. Und was dann?«
    »Warum ist das alles so wichtig für Sie?«
    »Weil ich zu meinem Geliebten gehen und mit ihm die Ewigkeit
teilen möchte. Sie sind der einzige amerikanische Journalist,
den ich erreichen konnte. Glass hat eine Geschichte zu erzählen,
und da er immer noch US-Bürger ist, halte ich es für das
beste, sie in den amerikanischen Medien zu verbreiten. Immerhin
entfallen siebzig Prozent der Web-Kapazität auf die Vereinigten
Staaten.« Der Bildschirm beginnt zu flimmern, und Antoinette
wendet sich vom Fenster ab. Sie streckt die Hände aus, als wolle
sie durch das Glas greifen, und sagt: »Kann ich Ihnen vertrauen,
Mister Hart?«
    Spike lacht.
    »Reiß dich am Riemen, Spike!« faucht Todd.
    Vom anderen Ufer des Sees hört man die dumpfen Schläge
eines Granatwerfers.
    Todd ist aufgesprungen. Einen Moment lang zögert er, ob er
die Flucht ergreifen oder unter dem Tisch in Deckung gehen soll. Das
Motorboot kommt im Zickzack auf die Terrasse zu. Es wird von einem
kleinen, langsamen Geschoß verfolgt. Die Maschinen heulen auf,
als das Boot einen letzten verzweifelten Fluchtversuch macht. Das
Geschoß schlägt ein, und das Motorboot verschwindet in
einer Säule aus weißer Gischt. Spike packt Todd am Arm und
deutet nach vorn. Ein zweiter intelligenter Flugkörper kommt
flach über das Wasser geschossen; er hält auf den
Südflügel des Komplexes zu. Der schlanke Rumpf und die
Stabilisatoren sind mit einem rotweißen Schachmuster markiert,
das sich deutlich gegen das blaue Wasser abhebt.
    Der Fernsehschirm gibt nur noch statisches Geflimmer von sich. Der
Butler steht an der Terrassentür; die Puppen marschieren an ihm
vorbei ins Haus. »Mein Kontrakt ist soeben abgelaufen«,
sagt er. »Viel Glück, meine Herren!«
    Er folgt den Puppen, und die Flügeltür schließt
sich hinter ihm.

 
11    Fieber
     
     
    Im Dunkel, im Käfig des Dunkels, im Käfig des Dunkels
unter den Bäumen, weicht das Fembot-Fieber langsam von Alex. Ein
kurzer Krieg hat in seinem Körper stattgefunden, doch jetzt ist
er so gut wie vorbei.
    Sein umgeformtes Immunsystem hat Millionen von mikroskopisch
kleinen Freßzellen produziert, die sich bis in die entlegensten
Seitenarme seines Blutstroms verteilen, um die Feen-Fembots zu
verfolgen und zu verschlingen. Jede

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