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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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mißlich!«
    »Mistress Powell!«
    Alex merkt, daß ihn die Begegnung nicht sonderlich in
Erstaunen versetzt. An Mistress Powell kann ihn nichts in Erstaunen
versetzen. Sie ist die Unwägbarkeit in Person.
    Mistress Powell lächelt. Ihre Frisur wirkt leicht derangiert.
Graue Strähnen umflattern das gerötete Gesicht wie
Medusalocken. Aber ansonsten sieht sie aus, als käme sie eben
von einem kleinen Spaziergang zurück. Sie verströmt eine
atemberaubende Jasminwolke, während sie ihren Sonnenschirm
– mit dem sie ihn wachgepiekst hat – an ihrem
Marschgepäck festschnallt.
    »Mistress Powell, Sie verblüffen mich. Ich gehe davon
aus, daß Sie sich frei bewegen können. Oder sind Sie zum
Feind übergelaufen?«
    »Was für eine ungehörige Frage, Mister Sharkey!
Zweifellos wirkt sich dieser Käfig negativ auf Ihre Laune
aus.«
    »Zweifellos. Sie haben nicht zufällig eine
Zigarette?«
    »Erste Strahlen der Neu Aufgehenden Sonne wußte, wo Sie
zu finden sind«, berichtet Mistress Powell. »Wir ritten
Ihnen auf Maultieren nach, was nahezu den ganzen Tag in Anspruch
nahm. Ich muß gestehen, daß ich ein wenig enttäuscht
war. Ich hatte mehr erwartet…«
    »Mehr Exotik?«
    »Mehr Romantik. Wir sind nahe der Grenze, Mister Sharkey, und
werden bald auf den Kinder-Kreuzzug stoßen. Ich kann mich des
Eindrucks nicht erwehren, daß es Ihnen an Bequemlichkeit
mangelt. Sie sehen aus wie eingeschweißt, wenn Sie mir diese
Bemerkung gestatten.«
    »Ich sitze schon seit geraumer Zeit in diesem Käfig,
Mistress Powell.«
    Alex hat seinem dringenden Bedürfnis bereits vor Stunden
nachgegeben; obwohl der Haufen mit Erde und Laub abgedeckt ist,
verbreitet er einen bestialischen Gestank. Aber Alex denkt nicht
daran, sich deshalb zu schämen. Er hat sich auch nie wegen
seines Gewichts oder wegen seines Lebensstils entschuldigt.
Außerdem weiß er eines: Wenn er sich einmal bei Mistress
Powell entschuldigt, wird sie ihm das immer wieder unter die Nase
reiben.
    Mistress Powell zieht die Tragriemen ihres Marschgepäcks
fest. Der Griff des Sonnenschirms ragt hinter ihrem Kopf auf.
    »Es war eine furchtbare Schlacht – und eine Art Schlappe
für unsere Seite«, sagt Mistress Powell und setzt
verträumt hinzu: »Ich hätte so gern in den Kampf
eingegriffen. Aber jemand mußte schließlich die
Verwundeten versorgen.«
    »Sie stehen unter einem Bann«, stellt Alex fest. Er
fragt sich, womit sie infiziert sein könnte. Er besitzt keine
Datenbank für die Fembot-Stämme, die von den wilden Feen
produziert werden. Niemand besitzt eine – oder hat die
Möglichkeit, eine anzulegen. Dafür verändern sich die
Viren zu rasch. Ähnlich wie die Anhänger des
Kinder-Kreuzzugs entwerfen die Feen ihre Fembots nicht nach
bestimmten Erfordernissen, sondern lassen Zufallsentwicklungen freien
Lauf. Auf diese Weise ist das Ergebnis selten vorhersehbar, und oft
gibt es radikal voneinander abweichende Lösungen für ein
und dasselbe Problem.
    »Es ist ein herrliches Abenteuer«, schwärmt
Mistress Powell.
    »Wenn Sie das glauben, stehen Sie mit einem Fuß im
Grab«, warnt Alex.
    »Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, daß Ihre
Freunde so tapfer gekämpft haben«, erklärt Mistress
Powell.
    »Die Zornigen und die anderen wilden Feen kämpfen um ihr
Überleben – gegen die Mächte, die den Kinder-Kreuzzug
schufen. Keine der beiden Seiten denkt dabei an uns. Erwarten Sie
weder Einfühlungsvermögen noch Güte oder
Großmut. Das sind menschliche Eigenschaften.«
    »Sie hätten nicht fortlaufen sollen, Mister Sharkey. Sie
haben den Hauptspaß versäumt.«
    »Es wäre wirklich hilfreich, wenn Sie mich aus diesem
Käfig befreien könnten. Die Zweige sind zwar mit
Memory-Kabel verflochten, aber falls Sie irgendwo meinen Rucksack
auftreiben, finden Sie in einer der Seitentaschen einen Rubin-Laser.
Wenn Sie den Strahl fokussieren, reicht die Batterie für drei
oder vier starke Energie-Impulse. Das genügt für eine
größere Öffnung.«
    »Leider habe ich keine Ahnung, wo ich mit der Suche nach
Ihrem Rucksack beginnen soll, Mister Sharkey.«
    »Wo ist Kat? Sie hat ebenfalls einen Laser.«
    »Ich fürchte, sie mag mich nicht, Mister Sharkey. Obwohl
ich sie verbunden habe. Keine Sorge, es war nur eine
Fleischwunde.«
    »Ein Biß?«
    »Nein, ein kleiner Schnitt mit einem Messer. Sie ist nicht
infiziert, aber ich lernte bei der Gelegenheit ein paar herrliche
Flüche. Sollte ich mich je nach Deutschland begeben, wäre
ich nun sicher in der Lage, die braven Bürger

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