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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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»Nach und nach werden wir das ganze Land
läutern.«
    »Schon wieder dieses Wort!«
    »Früher wuchsen an den Hängen dort unten gute
Trauben. Die Bewohner machten daraus Wein und Branntwein, den sie am
Ende selbst trinken mußten, weil sie ihr Land kurz vor dem
Ersten Weltkrieg an die Griechen verloren. Dann begannen sie
genmanipulierte Sonnenblumen anzubauen. Die Sonnenblumenkerne waren
reich an Opium und deckten etwa die Hälfte des europäischen
Heroinbedarfs. Aber im letzten Bürgerkrieg bombardierte ein
Konkurrenz-Kartell die Felder, kurz bevor die UN die neutrale Zone
errichtete.«
    »Die Schäden scheinen sich in Grenzen zu
halten.«
    »Die Gegner setzten Nanotech-Bomben ein«, sagt Hauptmann
Spiromilos. »Sehen Sie den hellen Schimmer im Osten der Stadt?
Das waren mal Tausende Hektar von Sonnenblumen. Ihre Zellulose wurde
in ein Polymer verwandelt, das sich über die Felder ergoß
und einen tiefen See bildete, ehe es erstarrte. Der Feind hat die
Stadt seither stark verändert, aber es gibt keine nennenswerten
Verteidigungsanlagen. Wir können sie gefahrlos durchqueren. Der
Kreuzzug wird die alte Paßstraße heraufkommen, und dort
werden wir ihn erwarten.«
    Kemmel, der türkische Stellvertreter von Hauptmann
Spiromilos, düst mit seinem Motorrad den Konvoi entlang. Sein
Beifahrer ist der halbwüchsige Web-Cowboy mit den farblosen
Augen. Als Kemmel die Maschine abgebremst und zum Stehen gebracht
hat, sagt der Cowboy: »Da draußen rührt sich
nichts.«
    Todd wirft Spike einen Blick zu. »Vielleicht sollten wir mal
zum Hügelkamm hinaufgehen und ein paar Bilder vom Konvoi
schießen.«
    »Da droben schwirren über hundert semi-intelligente
Sonden herum«, sagt der Cowboy. »Sobald auch nur ein
Käfer furzt, zeichnen wir das in Stereo auf.«
    Todd kommt noch einmal auf die Sache mit dem Prüfcode zu
sprechen.
    »Mann«, sagt der Junge, »das ist doch nicht mehr
als eine Art Fingerabdruck per Bitmap-Datei. Die hacken wir in
Nullkommanichts zurecht und fügen authentische Codes ein, wo
immer Sie wollen. Sie sollten die beiden Fuzzys loswerden, Spiro. Was
die Ihnen bieten, kriegen Sie auch von mir – aber locker,
Mann!«
    Hauptmann Spiromilos starrt den Halbwüchsigen lange Zeit
wortlos an. »Vielleicht hat der Journalist recht«, sagt er
dann. Er wendet sich an Todd: »Machen Sie die Aufnahmen, die Sie
für nötig halten. Das hilft Ihnen, und es hilft auch mir.
Wir rücken in etwa zwanzig Minuten aus. Kemmel, Sie bringen die
beiden mit dem Jeep hier nach oben und achten darauf, daß es
keine Schwierigkeiten gibt!«
    Der Jeep ist schnell, wendig und mit einer KI-Einheit
ausgestattet. Seine großen Segment-Räder besitzen
Einzelaufhängung, Einzelfederung und Einzelantrieb; die winzigen
Motoren werden über eine Schaltzentrale koordiniert. Kemmel
läßt den Jeep seinen eigenen Weg suchen, und das
Gefährt krabbelt den felsigen Hang hinauf wie ein Käfer an
einem Drahtgitter, im Zickzack an Bäumen vorbei und mitten durch
Rosenhecken.
    Spike hat bereits die Kamera losgeschickt, die dem Jeep folgt wie
ein Lotsenfisch dem Sog eines Wals. Das rote Licht über der
Schwenklinse blinkt gleichmäßig. Kemmel grinst und macht
das Siegzeichen, stolz darauf, daß er der Star der Stunde
ist.
    Todd umklammert den Überrollbügel, beugt sich vor und
sagt zu Kemmel: »Sie sind glücklich? Obwohl das hier keine
richtige Schlacht ist?«
    »Keine Sorge, wir bekommen noch genug zu tun«, entgegnet
Kemmel. »In der Stadt herrscht Stille, aber das heißt
nicht, daß sie unbewohnt ist. Sie erwarten uns, schätze
ich.«
    »Ich meine – ihr habt mich doch nicht hierhergeschleppt,
damit ich irgendein sinnloses Feuergefecht oder ein ebenso sinnloses
Massaker aufzeichne«, hakt Todd nach.
    »Ihr werdet es trotzdem senden, oder?« sagt Kemmel.
    Was Todd nervt, ist die Tatsache, daß der Söldner recht
hat, aber das kann er natürlich nicht zugeben. Deshalb versucht
er es anders. »Sie sind viel in der Welt herumgekommen, Kemmel,
ebenso wie ich. Nun mal ehrlich unter Brüdern – was schaut
für Sie bei dieser Sache heraus?«
    »Ich werde bezahlt. Ich befinde mich immer da, wo sich was
rührt. Ich versuche, von jeder Seite möglichst viel
für mich herauszuschlagen. Deshalb bin ich hier.«
    »Spielen Sie mir nicht das kleine Arschloch vor, Kemmel!
Spiromilos ist ein Verrückter, das wissen wir beide.«
    »Mag sein, aber er weiß, wie man Kohle
ranschafft.«
    »Früher oder später fällt er damit auf die
Schnauze.«
    Kemmel zuckt die

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