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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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hinzu.
    »Klaro.« Der Junge nickt und klettert wieder in den
Helikopter. »Die Journalisten.«
    Drinks werden angeboten. Spike nimmt einen Chivas Regal, Todd
einen Jack Daniels. Hauptmann Spiromilos äußert sein
Bedauern darüber, daß man Todd und Spike stundenlang wie
Gefangene behandelt habe.
    »Das geschah zu Ihrer eigenen Sicherheit, meine Herren. Aber
jetzt ist dieser Ort fest in unserer Hand, und wir können unsere
Mission fortsetzen.«
    Hauptmann Spiromilos hat eine sanfte Stimme mit der Andeutung
eines Lispeins. Sein Englisch ist ausgezeichnet.
    Todd nippt an seinem Jack Daniels. Kein Eis, aber man kann in
einem Kriegsgebiet nicht alles haben. Er weiß, daß es
wenig Sinn hat, sich über das martialische Auftreten der
Söldner zu beschweren. Hauptmann Spiromilos wird ihn eine Weile
zappeln lassen und dann umfassend aufklären. Diese Typen lieben
es, einen hinzuhalten. Sie brauchen das Gefühl der
Überlegenheit, auch wenn es ihnen gar nichts nützt.
    »Ich hatte eigentlich erwartet, Frodo McHale hier zu
treffen«, sagt Todd. »Ich meine – Sie arbeiten doch
für ihn?«
    »Wir haben einen Vertrag abgeschlossen.«
    »Mit dem Inhalt, Antoinette zu ermorden?«
    »Wir glauben, daß sie Selbstmord begangen
hat.«
    »Diesen Glauben kann ich absolut nicht teilen. Ich hatte
wenige Minuten vor Ihrem Angriff ein Gespräch mit ihr.«
    Der Halbwüchsige am Rand der Landeplattform zerteilt die Luft
mit der Handkante und sagt: »Sie ist nicht echt tot, Mann! Nur
rübergewechselt. Der ultimative Hack!«
    »Genau das sollten die Zivilisten verhindern«,
erklärt Hauptmann Spiromilos. »Sie haben versagt.«
    Todd begreift erst jetzt, wovon sie sprechen. »Heiland! Sie
ist also Glass gefolgt. Sie hat die Grenze
überschritten.«
    Hauptmann Spiromilos nickt. »Ein kleineres Problem.«
    »Aber sicher störend, nicht wahr?«
    Der Junge schiebt die VR-Brille hoch und streift die Handschuhe
ab. Seine Augen sind milchhell. »Wir kriegen sie, Mann! Sie
hält sich versteckt, aber wir scheuchen sie ans Licht. Ein
Klacks ist das, mehr nicht.«
    »Ich glaube, Sie hat mit Ihnen über Feenland
gesprochen.« Hauptmann Spiromilos wirft ihnen einen fragenden
Blick zu.
    »Eigentlich nicht. Soll das hier etwa ein Verhör sein?
Machen Sie sich nicht lächerlich, Hauptmann! Ich weiß
über die ganze Geschichte nicht mehr als das, was Sie mir
erzählen.«
    Aber in Todd regt sich der leise Verdacht, daß Antoinette
mit ihm noch nicht fertig ist. Er kann sich nicht vorstellen,
daß sie ihn unter beträchtlichem Aufwand hierher bringen
ließ, um ihn dann den Söldnern auszuliefern – es sei
denn, sie hatte das von Anfang an geplant. Weshalb sonst hätte
sie ihn und Spike ohne Fluchtmöglichkeit auf der Terrasse
zurückgelassen?
    »Wir sind Ihre Freunde«, sagt Hauptmann Spiromilos.
»Trinken Sie noch etwas, meine Herren! Entspannen Sie sich! Wir
haben eine lange Fahrt vor uns.«
    »Sie selbst sind ziemlich enthaltsam, Hauptmann.
    Dabei entnehme ich Ihrem Akzent, daß Sie aus der Gegend von
Boston stammen – und das ist eine trinkfreudige Stadt!«
    »Oh, und ich dachte, mein Akzent hätte sich längst
abgeschliffen.«
    »Sie sollten auch Ihre Tätowierung abschleifen lassen.
Nur Amerikaner dienen bei den Marines.«
    »Ich weiß, Sie waren in Atlanta, Mister Hart, nachdem
die Glaubensfanatiker ihre Atombombe gezündet hatten«, sagt
Hauptmann Spiromilos. »Das hat Sie berühmt gemacht, aber es
war nur eine von vielen Greueltaten. Ich befand mich in der Vorhut,
die Des Moines zurückeroberte. Wir fanden fünfzigtausend
Tote. Massenselbstmord. Die Reporter liefen mit whiskygetränkten
Taschentüchern vor Mund und Nase durch die Straßen, um die
aufgeblähten Leichen zu filmen. In diesem Augenblick wußte
ich, daß Amerika am Ende war. Ich verließ das Land,
sobald meine Dienstverpflichtung abgelaufen war – und ich habe
es nie bereut.
    Mein Großvater wanderte nach Amerika aus, als die
Kommunisten im Anschluß an den Zweiten Weltkrieg die Macht in
Albanien übernahmen. Er kam aus Himara, einer etwa hundert
Kilometer von hier entfernten Kleinstadt. Meine Familie besaß
dort großen Einfluß. Ich bin noch heute aufgrund meines
Geburtsrechts Archigos, der Führer des Ältestenrates von
Himara. Meine Familie hatte stets die Hoffnung genährt,
daß wir unseren Besitz eines Tages zurückgewinnen
könnten. Es liegt jetzt an mir, den Traum in die Tat
umzusetzen.«
    »Sie wollen ein eigenes Land?«
    »Ich habe ein eigenes Land«, sagt Hauptmann

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