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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Spiromilos.
»Die Kommunisten nahmen es mir weg, aber ich werde es
zurückholen.«
    »Das Kaff ist echt cool«, wirft der Junge ein.
»Nicht groß. Eine Art Fischerhafen. Aber ein richtiges
altmodisches Land wie aus dem Bilderbuch. Ich meine, solche
Kleinstaaten sind völlig out, die gehören ins neunzehnte
Jahrhundert oder so, aber sie können ein paar Dinge tun, bei
denen die internationalen Großkonzerne vor Neid erblassen.
Leute zum Tod verurteilen, Geld drucken, Daten-Oasen schaffen –
all das.«
    »Also versuchen Sie den Kinder-Kreuzzug für Ihre Ziele
zu benutzen?«
    Hauptmann Spiromilos hebt die Schultern. »Ich bin Christ, und
für mich sind Feen seelenlose Geschöpfe, nichts anderes als
Tiere. Die Kreuzzügler haben den Feen-Glauben angenommen und
deshalb ebenfalls ihre Seelen verloren. Indem wir sie benutzen, wie
Sie es ausdrücken, geben wir ihrem Dasein vielleicht wieder
einen Sinn.«
    »Soviel ich weiß, stehen eine ganze Reihe von Feen in
Ihren Diensten.«
    »Wir haben sie dekontaminiert – so wie es in Albanien
üblich ist. Wir steuern sie jetzt wie Marionetten mit Hilfe von
Computer-Befehlen. Sobald wir sie nicht mehr brauchen, werden sie
vernichtet. Wir tun hier nichts anderes als die Friedenspolizei in
der Europa-Union. Es ist eine Art Alien-Seuche, gegen die wir
ankämpfen, und ich habe die Absicht, meinen Beitrag in diesem
Kampf zu leisten.«
    Der Junge nickt eifrig: »Das ist es, was der Hauptmann will
und was wir wollen, und es gibt eine Möglichkeit, die Sache so
zu lösen, daß beide Seiten zufrieden sind. Echt cool,
Mann.«
    »Wir riskieren Kopf und Kragen«, sagt Kapitän
Spiromilos, »und sie lungern hier herum und freuen sich an ihrem
Spielzeug!«
    »So ist das Leben«, erwidert der Junge grinsend.
»Und Frodo…«
    »Frodo McHale geht seine eigenen Wege!«
    Es ist interessant zu beobachten, wie Hauptmann Spiromilos gegen
den natürlichen Wunsch ankämpft, dem vorlauten Kleinen den
schmuddeligen, bleistiftdünnen Hals umzudrehen.
    Er wendet sich an Todd und sagt: »Sie sollen der erste sein,
der über die Wiederherstellung der Unabhängigkeit von
Himara berichtet. Dafür werden Sie mir noch dankbar sein, denn
sobald Ihre Bilder ins Web gehen, wird die restliche
Journalistenmeute ihr Spesen-Hotel verlassen und hier
anrücken.«
     
    Todd und Spike bekommen ihre Kleidung zurück, und Spike
erhält darüber hinaus seine Kamera-Drohne. Inzwischen ist
der Abend hereingebrochen. Flutlichter erhellen den Kakteengarten, wo
zwei Söldner Antoinettes Puppen-Bedienstete durch
Kopfschüsse töten. Spike tut so, als würde er seine
Drohne untersuchen, während er in Wahrheit die Exekution
filmt.
    »Untauglich für Kampfeinsätze«, erklärt
Kemmel die Aktion.
    Todd überlegt, was wohl mit den Cocktailparty-Zombies
geschehen wird, aber es ist ein ungünstiger Zeitpunkt für
heikle Fragen.
    Der Helikopter startet in Richtung Norden. Um zwei Komplizen von
Antoinette aufzunehmen, wie Hauptmann Spiromilos erklärt. Im
Dienstboten-Bereich des Komplexes klettern Feen auf die
Ladefläche eines Lasters. Sie sehen aus wie blauhäutige,
halbverhungerte Kinder, die man in Uniformen gesteckt hat. Ihre
Zähne sind spitz gefeilt – eines der Geschöpfe besitzt
sogar Stoßzähne, die durch die Oberlippe wachsen. Die
meisten dieser Wesen sind kaum einen Meter groß. Sie tragen
kurzläufige Plastikgewehre mit großen Magazinen – die
Sorte aus Palästina, die lautlos Hochgeschwindigkeits-
Gummigeschosse abfeuert.
    »Das waren mal Feen«, erklärt Kemmel. »Jetzt
hat man sie…« Der Söldner deutet auf seine Genitalien
und zerhackt die Luft mit der Handkante.
    Hauptmann Spiromilos versammelt seine Leute zu einem kurzen Gebet.
Die Söldner nehmen die Mützen ab und senken gehorsam den
Kopf, ehe sie sich auf die Fahrzeuge verteilen. Todd und Spike
besteigen einen Jeep, der von einem Mann mit kahlgeschorenem
Schädel gesteuert wird. Er grinst, als er ihre orangefarbenen
Overalls sieht. Kemmel röhrt auf einem Motorrad vorbei und setzt
sich an die Spitze der Kolonne. Jemand bläst auf einer
scheppernden Fanfare. Der Konvoi rollt mit gleißenden
Scheinwerfern auf die Straße hinaus, die am Nordufer des Sees
entlang in die Wälder führt.

 
13    Keine Befreiungsaktion
     
     
    Alex erwacht, weil ihn etwas in den Bauch sticht. Es ist fast
dunkel. Er schaut auf, in der Erwartung, eine Fee zu sehen, und eine
vertraute Stimme sagt: »Du liebe Güte, Mister Sharkey, Ihre
Lage erscheint mir äußerst

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