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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Gesellschaft, der
ich gehörte«, erklärt Milena. »Sie zeichneten die
Umstände meines Verschwindens in allen Einzelheiten
auf.«
    »Daran erinnere ich mich. Ich fand deine Töchter in
Paris, Milena, aber du bist mir immer wieder knapp
entwischt.«
    »Sie sind nicht meine Töchter. Das weißt du ganz
genau, Alex.«
    »Du hast dich selbst geklont – wann? Es muß bald
nach deinem Verschwinden aus London gewesen sein.«
    »Dr. Luther half mir dabei. Eigenartigerweise nutzte er die
Technik – die ich meiner Gesellschaft gestohlen hatte – nur
dazu, seine Sexpuppen zu machen.«
    »Ich traf Dr. Luther letztes Jahr, aber davon erzählte
er mir nichts.«
    Sie sind wie ein altes Liebespaar, das über vergangene Zeiten
und verlorene Freunde plaudert.
    Milena nickt. »Trotz oder gerade wegen seiner Interessen
besitzt Dr. Luther ein geradezu viktorianisches Ehrgefühl. Er
versprach mir, sich über diese Dinge nicht in der
Öffentlichkeit auszulassen. Ich freue mich, daß er Wort
gehalten hat. Aber nun zu dir, Alex. Du enttäuscht mich ein
wenig. Du umgibst dich mit unmöglichen Leuten. Diese
ordinäre Amazone und die naive alte Frau mit ihren romantischen
Ideen! Dein Pakt mit den wilden Feen! Das ist deiner einfach nicht
würdig. Ich hätte dich für klüger
gehalten.«
    »Cleverness ist nicht alles im Leben.«
    »Nein?« Milena setzt den Teddybär ab, und er
verschwindet mit den übrigen Spielsachen.
    »Ich bin hier…«
    »Bitte, Alex. Erspar mir die Vorträge. Ich weiß,
weshalb du hier bist.«
    »Die wilden Feen…«
    »Zugegeben, diese Aktion ist aus dem Ruder gelaufen. Aber ich
habe Vorkehrungen getroffen…«
    Eines der Rollos geht hoch, und Sonnenlicht durchflutet das
Zimmer. Es ist so gleißend, daß Milena sich darin
aufzulösen scheint. Ihre Stimme sagt: »Ich habe ein
Feenland entworfen. Schau!«
    Unvermittelt steht Alex am Fenster. Draußen befindet sich
nicht die kleine Straße – er hat ihren Namen vergessen,
aber er erinnert sich an eine gelbe Doppellinie auf dem hitzeweichen
Asphalt, an hohe Backsteinmauern und Lieferanteneingänge –,
sondern eine üppige Sommerlandschaft. Grüne
Hügelkämme erstrecken sich unter einem strahlend blauen
Himmel bis an den Horizont, wo ein Wald wie eine dunkle Gewitterwand
oder die Brustwehr einer ummauerten Stadt aufragt. Eichen- und
Ulmen-Gehölze wechseln sich mit mohngesprenkelten Wiesen ab. In
mittlerer Entfernung ragt ein kleiner Pavillon zwischen Gras und
Gänseblümchen auf, mit Stoffbahnen aus heller Seide und
einem spitzen rosa Dach. Ein weißes Pferd weidet in der
Nähe. Aus seiner Stirn wächst ein langes, gedrehtes
Horn.
    »Feenland!« sagt Antoinette.
    Nicht der Wechsel überrascht Alex, sondern die Tatsache,
daß Antoinette nackt ist und frische Wundnähte ihren
schön geformten, kahlrasierten Kopf verunstalten.
»Irgendwie antiklimatisch, wenn ich ehrlich sein soll«,
sagt er.
    Ein Blaukehlchen im Disney-Stil flattert auf das Fensterbrett. Es
hat braune Menschenaugen und senkt scheu die langen Wimpern, als es
Alex mustert. Nach einem fröhlichen, glockenreinen Lied
schießt es über die sonnigen Wiesen davon.
    »Es kann alles sein, was dir gefällt«, sagt
Antoinette. »Das Fenster ist ein Symbol für einen ganz
speziellen Pufferspeicher. Du siehst es mit anderen Augen als die
Feen. Mit anderen Augen als ich.«
    »Wer hat übrigens deinen Körper entworfen? Doch
nicht Dr. Luther?«
    »Er übertreibt ein wenig mit den Attributen seiner
Sexspielzeuge, nicht wahr? Als glühender Anhänger des
lordotischen Reizes neigt er dazu, die sekundären
Geschlechtsmerkmale stark hervorzuheben. Aber im Ernst – meine
Figur beruht zum Teil auf einem soliden Design aus Thailand und zum
Teil auf altmodischer Gymnastik plus Diät. Die Idee stammte von
Glass, und wir hatten viel Spaß bei der Planung. Wir erfanden
eine völlig neue Person, mogelten uns in die Vorausscheidungen
von InScape und manipulierten die Wahlen. Wir schufen sogar einen
Agenten, der die geschäftlichen Dinge über Telefonleitungen
abwickelte. Es erleichterte mir den Übergang, da InScape die
Profilierungskampagne übernahm – und natürlich hatte
ich Zugang zu den Hintertüren ihrer Reality-Maschinen. Wir
verwendeten viele ihrer Codes für den Aufbau der Bibliothek der
Träume.«
    »Sind die Nähte eine Modemacke oder wieder eine deiner
Metaphern? Bereitest du dich darauf vor, Glass zu folgen? Ich hoffe,
du erlebst keine Enttäuschung. Es ist noch nicht vorbei, Milena.
Erst muß der Kinder-Kreuzzug die

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