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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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von ihrer Art in die Welt gesetzt
hatten. In gewisser Hinsicht waren sie doch meine
Töchter.«
    »Ich weiß, daß du kein Mensch bist, Milena. Doch
deshalb mußt du dich noch lange nicht als Monster hinstellen.
Das paßt nicht zu dir.«
    »Aber ich bin nicht mehr die Milena, die du kanntest. Die
Aufzeichnung ist alles andere als perfekt, aber das spielt keine
Rolle. Niemand bleibt gleich. Wir verändern uns alle –
immer und immer wieder.«
    »Ich bin nicht gekommen, um den Kinder-Kreuzzug zu
vernichten, Milena. Das war nie meine Absicht.«
    »Und genau deshalb bist du ein Narr! Mag sein, daß
meine Töchter mit dem Kinder-Kreuzzug die Welt verändern
wollen, aber ich wollte das nie. Für mich war die
Bewegung in erster Linie ein System, das sich selbst organisiert
– ein Labor, in dem ich mit Hilfe einer künstlich
beschleunigten Evolution die Fembot-Interfaces entwickelte, die ich
brauchte, um die entoptischen Feen-Muster so effizient wie
möglich zu übertragen. Die Codes, die von den Fembots
verwendet werden, sind die einzige Schnittstelle zur
Virtualität…«
    Alex dreht sich um, als die Stimme leiser wird. Sie ist wieder
Milena, das kleine Mädchen mit dem lackschwarzen Haar, dem
weißen T-Shirt und den knielangen grünen Shorts. Sie sagt:
»Worauf wartest du noch?«
    »Du warst eben dabei, mir dein Vorgehen zu erklären.
Deshalb bin ich hier, oder?«
    »Ich dachte, ich hätte alles Wesentliche
erläutert.«
    »Ich bin immer noch ein Mensch, Milena. Ich kann die
Informationen nur Bit für Bit verarbeiten.«
    »Schneller gehe ich auch nicht vor, Alex. Jedes meiner
Sub-Ichs muß parallel umgerechnet werden, damit nicht
irgendwann eines die anderen dominiert. In diesem Fall bekäme
ich eine Psychose.«
    Alex versucht sie wieder zum Thema zu bringen. »Du hast also
den Kinder-Kreuzzug für deine Zwecke genutzt«, sagt er.
    »Ich habe ihn als Labor genutzt, als Grundlage zur
Entwicklung von Fembot-Interfaces. Das ergab sich aus der
Notwendigkeit, die entoptischen Feen-Muster zu übertragen. Feen
können ungepuffert in der Virtualität existieren. Sie
können dort ihre eigenen Welten einrichten, da ihre entoptischen
Muster mit denen des Informationsraums übereinstimmen. Ich
weiß das – denn ich habe sie so entworfen. Die Kreuzfahrer
auf dem Weg in die neutrale Zone sind nur ein winziger Bruchteil der
von den Feen infizierten Menschen. Bei ihnen erzielte die
pseudogeschlechtliche Kombination und Rekombination der besten
Assembler-Codes ein Ergebnis, das meiner Vorstellung noch am ehesten
entsprach. Die Tatsache, daß sie meinem Ruf folgten, zeigt, wie
nahe die Codes meinem Ideal kommen. Die übrigen – all die
anderen Leute, die sich mit Kreuzzug-Fembots angesteckt hatten –
befreite ich wieder.
    Bei der kleinen Schar der Kreuzfahrer wäre das zu
gefährlich, denn was sie in sich tragen, könnte von anderen
mißbraucht werden. In ihnen fand ich, was ich suchte, und ich
nahm es. Assembler in ihrem Blut stellen sehr schnelle und sehr
kompakte Interfaces zwischen dem menschlichen Nervensystem und den
künstlichen Realitäten her. Ich nahm Stichproben von mehr
als tausend verschiedenen Typen, um eine Quellen-Bibliothek für
die Interface-Codes zu errichten, die mir den direkten Zugang zur
Virtualität ermöglichen. Ich traf meine Wahl übrigens
in Paris, etwa zur gleichen Zeit, als du in den Eingeweiden dieses
traurigen kleinen Vergnügungsparks herumirrtest. Glaubst du
wirklich, ich würde zulassen, daß eine so kostbare Fracht
zu Fuß mitten durch ein Kriegsgebiet befördert wird? Wenn
ich ehrlich bin, hatte ich gehofft, sie würden nicht bis hierher
vordringen, denn das hätte uns die Mühe erspart, sie zu
neutralisieren. Der Kreuzzug erreichte sein Ziel lange, bevor er zu
seinem letzten Marsch aufbrach.«
    Alex erinnert sich an ihre frühreife Neugier in bezug auf das
K-Leben. »Du hast weit vorausgeplant, Milena.«
    »Ich will ewig leben und habe mir deshalb schon vor langer
Zeit die Geduld der Spinne angeeignet. Als sich unsere Wege zum
ersten Mal kreuzten, war meine Flucht längst vorbereitet. Und
auch diese Apotheose hatte bereits Gestalt angenommen. Nein, der
Begriff ist nicht übertrieben, denn ich werde eine Heilige sein.
Die Heilige der Web-Cowboys. Ich habe die Bürde des Fleisches
abgeschüttelt, und sie sehnen sich danach, es mir gleichzutun.
Die Ärmsten! Sie werden dieses Ziel nie erreichen, es sei denn,
sie beginnen mein Werk ganz von vorne.«
    »Und um das zu verhindern, willst du die Kinder

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