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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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da, falls es zu rauh wird.«
    »Danke. Hören Sie, Murphy, ich habe nicht vor, nach Einbruch der Dunkelheit in diesem Dschungel zu bleiben. Verdammt, wir können ja nicht einmal am hellichten Tag sehen, wenn der Gegner kommt!«
    »Das klingt nach dem ersten sinnvollen Ratschlag, den Sie heute geben.«
    Sie kontrollierte ihre neurale Nanonik. »Noch bleiben uns sieben Stunden Tageslicht. Ich schlage vor, daß wir versuchen, uns von jetzt an in sechs Stunden an der Isakore zu treffen. Falls es uns bis dahin nicht gelungen ist, einen Gegner zu fangen oder zumindest herauszufinden, was zur Hölle eigentlich in dieser Gegend vorgeht, dann können wir dort über die Lage diskutieren.«
    »Einverstanden.«
    »Jenny!« rief Dean mit drängender Stimme.
    »Ich rufe zurück«, sagte sie zu Murphy.
    Sie waren am Rand der Sperrfeuerzone angelangt. Nicht einmal die Baumstümpfe hatten hier überlebt. Krater überlappten sich gegenseitig und bildeten eine zerbröckelnde Landschaft aus instabilen Trichtern und Löchern; krumme braune Wurzeln ragten aus den meisten nackten Trichterrändern ins Freie. Rauchfetzen und langgestreckte Schleier wanden sich wie luftige Würmer über den zusammenstürzenden Verwerfungen und glitten in die Löcher, um sich am Grund zu sammeln.
    Auf der gegenüberliegenden Seite sah sie drei Männer aus den Kratern klettern und schwerfällig in Richtung festem Boden flüchten. Sie stützten und zogen sich gegenseitig oder krochen auf Händen und Füßen weiter, wenn der schlüpfrige, feuchte Boden zu weich oder zu steil war, um festen Stand zu ermöglichen.
    Jenny beobachtete ihr Vorankommen mit dem gleichen fassungslosen Staunen, das sich ihrer auch beim Anblick des antiken Mississippidampfers bemächtigt hatte, der den Fluß hinabgefahren war.
    Die Männer kamen sechzig Meter von den drei ESA-Agenten entfernt auf festen Boden und erhoben sich. Zwei von ihnen waren eindeutig Kolonistentypen: Hosen aus grobem Kattun, dicke baumwollene Arbeitshemden, dichte volle Bärte. Der dritte steckte in einer Art antiker Khaki-Uniform: eine weite Hose, an den Unterschenkeln mit gelblichen Stoffbändern zusammengebunden, ein breiter brauner Ledergürtel um die Hüften mit einem polierten Pistolenhalfter und ein halbkugelförmiger Metallhut mit einem fünf Zentimeter breiten umlaufenden Rand.
    Sie können unmöglich überlebt haben, dachte Jenny staunend. Nicht dort, wo sie sich aufgehalten haben. Eine wilde Sekunde lang fragte sie sich, ob vielleicht das elektronische Störfeld am Ende doch gewonnen hatte und seine wirren Halluzinationen direkt in ihre neurale Nanonik einspeiste.
    Die beiden Gruppen starrten sich über eine halbe Minute lang unverwandt an.
    Jennys Detektoren meldeten zunehmendes statisches Rauschen im Kurzreichweiten-Datavis. Das brach den Bann. »In Ordnung, holen wir sie uns!«
    Langsam umrundeten sie den Rand der verwüsteten Zone. Die drei Männer beobachteten reglos ihr Tun.
    »Wollen Sie alle drei?« fragte Will.
    »Nein. Nur einen. Der Soldat dort muß über unglaublich hoch entwickelte Systeme verfügen, wenn er imstande ist, diesen Chamäleoneffekt zu erzeugen. Ich würde gerne ihn gefangennehmen, falls es sich einrichten läßt.«
    »Ich dachte, Chamäleonanzüge hätten den Sinn, jemanden zu tarnen?« murmelte Dean.
    »Ich bin nicht einmal sicher, ob das überhaupt Menschen sind, die wir vor uns sehen«, entgegnete Will. »Vielleicht tarnen sich die Xenos nur. Denk an den antiken Schaufelraddampfer.«
    Jenny befahl dem lasergestützten Entfernungsmesser ihres Anzugs, den Soldaten zu erfassen: Die reflektierte Strahlung würde die tatsächlichen Umrisse mit einer Genauigkeit von weniger als einem halben Millimeter enthüllen. Der blaue Strahl schoß aus dem Sender an der Seite ihres Schalenhelms – doch anstatt den fremden Soldaten zu erfassen, wurde er ein paar Meter vor dem Ziel gestreut und bildete eine Art türkisfarbenen Nebel. Nach einer weiteren Sekunde deaktivierte sich der Entfernungsmesser. Jennys neurale Nanonik meldete, daß das Gerät nicht mehr arbeitete.
    »Haben Sie das auch gesehen?« fragte sie atemlos. Inzwischen hatten sie vielleicht ein Drittel des Weges um das ausgebombte Gebiet zurückgelegt.
    »Ich habe es gesehen«, erwiderte Will schroff. »Es ist ein Xeno. Warum sonst sollte es versuchen, seine wahre Gestalt zu verhüllen?«
    Die Störungen im Datavisband nahmen zu. Jenny sah, daß der Soldat im Begriff stand, sein Pistolenhalfter zu öffnen. »Halt!« befahl sie,

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