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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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nichts. Um ihn in Staub zu verwandeln oder besser noch in Dampf würde man ein Art atomarer Disruptorwaffe benötigen, die ihre Energie möglicherweise direkt aus der Sonne bezieht – ich kann mir nicht vorstellen, was sonst genug Energie produzieren könnte. Entweder das oder eine Methode, wie man eine Kernspaltungs-Kettenreaktion in stabilen Atomen in Gang bringt.«
    »Perfekte Umwandlung von Masse in Energie«, murmelte Kempster mit konzentriert zusammengezogenen Augenbrauen. »Das ist wirklich eine ausgezeichnete Idee!«
    »Aber warum hat man dann nicht die gleiche Methode bei den Habitaten benutzt?« erwiderte Renato Vella, der sich allmählich für den Gedanken erwärmte. »Wenn man schon über eine Waffe verfügt, die einen Planeten so gründlich zerstören kann, daß keine Spuren mehr übrigbleiben, warum sollte man dann die Überreste der Habitate zurücklassen, damit jemand anderes sie findet?«
    »Ja, warum eigentlich?« sagte Kempster. »Gutes Argument, junger Freund. Sehr gut gemacht. Gut gedacht.«
    Kempsters Assistent strahlte.
    »Wir glauben noch immer, daß die Habitate sich selbst zerstört haben«, warf Parker Higgens ein. »Es paßt zu allem, was wir wissen, auch jetzt noch.« Er sah Ione an, sichtlich bedrückt. »Ich denke, die Aufzeichnung könnte den Beginn der planetaren Zerstörung zeigen. Auf der Oberfläche war ganz offensichtlich irgendeine Art von Konflikt entbrannt, als das Schiff den Orbit verließ.«
    »Aber das war doch bestimmt nichts weiter als ein Streit zwischen zwei Clans, oder?« hielt Qingyn Lin zweifelnd entgegen. »Jedenfalls handelt es sich in meinen Augen genau darum.«
    »Sie irren sich alle, wenn Sie dieses Problem unter rein physikalischen Gesichtspunkten betrachten«, sagte Lieria. »Überlegen Sie, was wir bisher wissen. Der Planet hat nachgewiesenermaßen noch existiert, als die Habitate zerstört wurden. Die Laymil-Entität, deren Erinnerungen wir studiert haben, macht sich Sorgen über die Veränderungen in der Lebensharmonie-Gestalt, die sich über einen ganzen Kontinent erstrecken. Eine drastische metaphysische Veränderung, die nicht mehr und nicht weniger als die gesamte Rasse und ihre Lebensweise bedroht. Direktor Parker Higgens hat völlig recht mit seiner These, daß diese Ereignisse nicht als Zufall abgetan werden dürfen.«
    Ione blickte die Wissenschaftler der Reihe nach an. Keiner sah aus, als wolle er der Kiint widersprechen. »Ich denke, es ist vielleicht besser, wenn ich die Aufzeichnung selbst studiere«, sagte sie und nahm in dem Stuhl neben Malandra Sarker Platz. – Zeig sie mir.
    Wie schon zuvor wurde sie in den Laymil-Körper gezwängt, ein Exoskelett, das nicht so recht passen wollte – nicht passen konnte. Die Qualität der Aufzeichnung war um ein Vielfaches besser als beim ersten Mal. Oski Katsura und ihre Mitarbeiter hatten lange Stunden an den Prozessoren gearbeitet und die Programme verbessert, die zur Interpretation der gespeicherten Informationen erforderlich waren. Es gab kaum noch schwarze Punkte in der optischen Wahrnehmung, die fragmentarischen Datenausfall anzeigten. Ione entspannte sich und sank tiefer in ihren Stuhl, als das Sensorium des Laymil sie mit sich riß.
    Das Laymil war ein Schiffsmeister, von seinem Clan gezüchtet für ein Leben in der leeren Ödnis zwischen der Konstellation der Raummütter und Unimeron, dem größten Lebenswirt. Es schwebte im Zentrum der zentralen Lebenserhaltungseinheit des Schiffs, während der Antrieb für den langen Flug vorbereitet wurde. Es gab nichts, das der menschlichen Aufteilung in Decks und Maschinenräume ähnlich gewesen wäre, die sogar in den Voidhawks und Blackhawks anzutreffen war. Die schützende Metallhülle beherbergte ein biologisches Nest, ein hölzernes, gewachsenes Wabengeflecht aus Kammern und Taschen, in denen die Passagiere für die gesamte Dauer der Überfahrt blieben. Das Ganze erinnerte an eine bizarre organische Höhle.
    Die Kammern drängten sich ohne System und ohne Logik aneinander wie längliche Blasen in dichtem Schaum; die Wände besaßen die Struktur von hartem Gummi, durchsetzt von Hunderten kleiner Löcher, um Halt für die Hufe zu gewähren, und strahlten ein frisches grünes Licht aus. Die Organe zur Aufbereitung der Atmosphäre und Nahrung saßen in den dickeren Bereichen des Systems.
    Das alles durchdringende Grün erschien Iones menschlichem Gehirn merkwürdig unangenehm. Röhrenförmige Streben kurvten rings um den Körper des Laymil durch die gesamte

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