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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Kammer. Dort, wo sie aus den Wänden traten, waren sie aufgebauscht und dick. Die Hufe des Wesens steckten in Löchern, und es saß mit dem Hinterteil auf einem Hocker, der aussah wie ein Pilz mit Rillen. Die Hände ruhten auf knubbeligen Auswüchsen. Zehn Zentimeter vor dem für die Nahrungsaufnahme zuständigen Mund hing eine Zitze wie ein Stalaktit von der Decke herab. Der Körper des Laymil war fest verankert; das Nest hatte sich nahtlos an den Körper des Schiffsmeisters angepaßt. Die drei Köpfe des Wesens glitten in langsam kreisenden Bewegungen umher. Es beobachtete kleine Instrumentenpaneele aus synthetischem Material, die aus der Wand ragten. Es fiel Ione schwer zu sagen, wo der Kunststoff begann und die organischen Zellen endeten. Die Fusion zwischen beiden war nahtlos, als bestünde das Nest in Wirklichkeit aus gewachsenen Maschinen. Linsen auf Paneelen projizierten merkwürdige Bilder in die Augen des Schiffsmeisters, auf eine Art und Weise, die der Funktion menschlicher AV-Projektoren ähnelte.
    Während sich die Köpfe bewegten, erhaschte Ione kurze Blicke auf schmale Durchgänge, die in andere Kammern führten. Sie entdeckte einen der Laymil-Passagiere, der für die Reise in eine Art Kokon gehüllt auf seiner Liege lag; durchsichtige glänzende Membranen sicherten seine Position an der Wand, und ein wachsartiger Schlauch mit einer Nahrungsflüssigkeit steckte in seinem Mund. Ein ähnlicher Schlauch kam aus dem Anus zum Vorschein und erhielt so den Verdauungszyklus aufrecht. Eine sanfte Abart von Kälteschlaf.
    Die Gedanken des Laymil-Schiffsmeisters waren merkwürdig doppelt, als würde die Aufzeichnung zwei verschiedene Gedankenmuster überlagern. Auf einer untergeordneten Ebene war es sich der biologischen und mechanischen Systeme des Schiffs bewußt. Es kontrollierte sie mit der Präzision eines Prozessorblocks, während es den Fusionsantrieb für die Zündung vorbereitete, vermittels der kleinen Reaktionsantriebe die Lage stabil hielt, einen Kursvektor berechnete und gleichzeitig noch die vier Nestschöße überwachte.
    Ione bemerkte eine Ähnlichkeit zur Funktionsweise der automatischen Routinen einer neuralen Nanonik, doch soweit sie feststellen konnte, verfügte der Schiffsmeister über keinerlei Implantate. Sein Gehirn funktionierte einfach auf diese Weise. Die Biotechnologie des Schiffes verfügte nicht über ein eigenes Bewußtsein, und so war der Schiffsmeister der eigentliche Bordrechner.
    Auf einer höheren Ebene beobachtete das Bewußtsein den Planeten unter sich vermittels der Schiffssensoren. Unimeron besaß eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit terrakompatiblen Welten. Es gab ausgedehnte blaue Meere und riesige weiße Wolkenwirbel, und die Pole waren von kleinen Eiskappen bedeckt. Der sichtbare Unterschied bestand in den Kontinenten: Sie waren von einem nahezu eintönigen Grün. Selbst die Gebirgszüge waren von Vegetation überwuchert. Kein Quadratmeter Land wurde verschwendet.
    Knapp unterhalb des tausend Kilometer hohen Orbits, in dem das Laymil-Schiff kreiste, hingen blau-grüne Spinnengeflechte: Himmelshäfen, mit einem Durchmesser von zweihundert Kilometern, manche noch größer, mit einer Rotationsperiode von vier oder fünf Stunden – nicht so sehr, um Gravitation zu erzeugen, als einfach zur Stabilisierung der Form. Sie waren lebendig, angefüllt mit pulsierendem Bewußtsein, das noch um einiges größer war als das einer Raummutter. Eine Kombination aus Raumhafen und Energienodus, der aus der Magnetosphäre gespeist wurde, mit Fabrikationsmodulen rings um die Nabe wie kleine rote Kletten. Doch die physikalischen Aspekte waren lediglich eine Ergänzung zur intellektuellen Funktion. Die Himmelshäfen bildeten einen wichtigen Aspekt der Lebensharmonie des Planeten. Sie glätteten und verwoben die verschiedenen Gedanken der kontinentalen Wesenheiten zu einer planetenweiten Einheit. Mentale Kommunikationssatelliten, die zur Einheit beitrugen und zu den fernen Sternen sangen. Ihre Stimme war für Ione nichts weiter als eine vage Kadenz an der Grenze des Wahrnehmbaren, vollkommen unverständlich, sowohl die Botschaft als auch ihr Sinn. Ihre Stimmung sank ein wenig deswegen, doch der Laymil-Schiffsmeister empfand sie als wunderbar.
    Die Himmelshäfen waren dicht an dicht gepackt. Ihre Höhe unterschied sich nur geringfügig voneinander, so daß sie ihre verschiedenen orbitalen Inklinationen verfolgen konnten, ohne jemals miteinander zu kollidieren. Kein Segment des planetaren

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