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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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plötzlich schien der Regen in ihrem T-Shirt eisig kalt zu sein. Der braune Klumpen erhob sich auf vier kräftige Beine. Kelly ächzte erschrocken. Ihre didaktische Erinnerung identifizierte das Wesen augenblicklich: Es war ein Tyrathca der Soldatenkaste.
    »Verdammter Mist!« murmelte Jalal. »Das sind Clanwesen. Es ist bestimmt nicht allein.« Er suchte die Umgebung ab, doch es war ein hoffnungsloses Unterfangen. Der Regen verwischte sogar das Infrarot.
    Das Tyrathca der Soldatenkaste war fast so groß wie ein Pferd, obwohl die Beine nicht so lang waren. Auch der Kopf erinnerte schwach an den eines Pferdes und war am Ende eines langen muskulösen Halses schwach nach vorn geneigt. Es besaß keine sichtbaren Atemöffnungen und keine Ohren. Der Mund bestand aus einer komplexen Reihe doppelter Lippen, die an eine Klaffmuschel erinnerten. Das dunkelbraune Fell, das Kelly im ersten Augenblick wie ein stabiles Exoskelett vorgekommen war, bestand aus zahlreichen Schuppen, und über das gesamte Rückgrat verlief eine kurzgeschnittene kastanienbraune Mähne. Hinter der Basis des Halses setzten zwei kurze Arme an, die in runden neunfingrigen Händen ausliefen. Aus den ›Schultern‹ ragten außerdem zwei schlanke Antennenfühler, die nach hingen gebogen über den gesamten Rücken verliefen.
    Das Wesen sah vielleicht wie ein Tier aus, doch es hielt eine große und sehr modern wirkende Waffe in den Händen.
    Um den Hals hing ein breiter Gürtel, der auf der Vorderseite zu einem Harnisch ausgebildet war. Granaten und Munitionsmagazine steckten in Taschen oder waren an Schlaufen befestigt.
    Es streckte einen Prozessorblock aus, und eine schlanke AV-Säule fuhr teleskopartig aus der Oberseite. »Dreht eure Fahrzeuge um«, übertönte eine synthetische Stimme den Regen. »Menschen haben nicht mehr länger Zutritt zu unserem Territorium.«
    »Wir benötigen eine Unterkunft für die Nacht«, erwiderte Reza. »Wir können nicht mehr nach Norden zurück. Du hast die rote Wolke sicher selbst gesehen.«
    »Keine Menschen.«
    »Warum nicht? Wir müssen schließlich irgendwo bleiben. Sag mir warum nicht?«
    »Menschen haben sich verwandelt. Sind alle …« Der Block gab ein melodisches Tschirpen von sich und sagte dann: »Keine direkte Begriffsentsprechung vorhanden. Ähnlich Elementargeist.« Der Tyrathca fuhr fort: »Coastuc-RT hat Schaden erlitten. Das Händler-Raumflugzeug wurde gestohlen. Brüter und andere Kasten wurden von amoklaufenden Menschen getötet. Wir gestatten keinen Zutritt mehr.«
    »Ich weiß von den Unruhen in den Dörfern der Menschen«, erwiderte Reza. »Wir wurden von der Lalonde-Entwicklungsgesellschaft geschickt, um die Ordnung wiederherzustellen.«
    »Dann geht und tut das. Geht in die Dörfer eurer eigenen Spezies und schafft Ordnung.«
    »Das haben wir versucht, doch die Situation hat sich inzwischen so weit entwickelt, daß wir sie mit unseren Mitteln nicht mehr in den Griff bekommen können. Es gab eine größere Invasion unbekannten Ursprungs.« Er brachte es einfach nicht über sich, das Wort Besessenheit auszusprechen. Der Prozessorblock schwieg; Reza schätzte, daß er sich mit einem Brüter unterhielt. Die Soldatenkaste besaß nur geringe Intelligenz – nicht, daß er sich gerne mit einem Soldaten der Tyrathca angelegt hätte. »Ich würde gerne mich euch besprechen, was getan werden kann, um euch vor weiteren Angriffen zu schützen. Mein Trupp ist kampferfahren und gut ausgerüstet. Wir könnten wahrscheinlich eure eigene Verteidigung stärken, ganz gleich, was ihr besitzt.«
    »Akzeptabel. Du darfst Coastuc-RT betreten und die Situation begutachten. Falls du der Meinung bist, daß du und dein Trupp unsere Verteidigung stärken können, dann werden wir euch erlauben, unser Land zu betreten und zu bleiben.«
    »Reza«, meldete sich Kelly per Datavis. »Frag bitte, ob ich mitkommen kann. Bitte!«
    »Ich brauche noch zwei meiner Leute, um die Gegend rings um Coastuc-RT halbwegs genau in Augenschein zu nehmen, bevor die Nacht anbricht«, sagte er laut, dann erwiderte er per Datavis: »Damit wären wir quitt, Kelly.«
    »Absolut«, antwortete sie.
    »Nur zwei«, sagte die synthetische Stimme. »Keiner darf Waffen mit sich führen. Unsere Soldaten werden euren Schutz übernehmen.«
    »Wie du meinst.« Reza drehte sich um und kehrte zum ersten Hovercraft zurück. Er sank bis zu den Knöcheln in schlammigen Tümpeln ein, die sich in Windeseile gebildet hatten. Der AV-Projektor des Prozessorblocks sandte die

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