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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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entfernt – zwei Admirale gefallen. Der eine war tapfer, aber dumm gewesen, der andere starb, ohne über seine Wunden zu klagen. Er war ebenso mutig wie hartnäckig bei der Ausführung eines falschen Entschlusses gewesen, aber nie hatte es bei ihm ein Schwanken in dem gegeben, was er für seine Pflicht hielt. Und vor diesen beiden waren hier vielleicht schon andere Flaggoffiziere gefallen. Die Glücklicheren, um gleich auf See beigesetzt oder in einem Faß mit Alkohol heimgebracht zu werden, wo ihre weinenden Angehörigen sie in der Familiengruft beisetzen konnten. Die weniger Glücklichen aber hatten sich noch gequält, um dann unter dem Messer des Chirurgen doch zu sterben.
    Er schlug mit der Faust auf die Reling und starrte dabei in den an der Bordwand hochsteigenden Gischt. Aber keiner war bisher vor Angst gestorben, obwohl das die größte Gefahr in einer Schlacht war.
    Bolitho stand immer noch an der Reling, als zwei Stunden später das Tageslicht seine ersten grauen Fühler über den Horizont ausstreckte und die Gesichter der Männer um ihn herum aufhellte.
    Allday erschien mit einer neuen Kanne. »Kaffee, Käpt’n?« Er hielt ihm den Becher entgegen, wobei sein kräftiger Körper einen Winkel zum schräg liegenden Deck bildete.
    Bolitho trank langsam und fühlte, wie die heiße Flüssigkeit ihn belebte.
    Zu Gascoigne sagte er: »Sorgen Sie dafür, daß auch Ihre Leute ein heißes Getränk in den Magen bekommen, bevor das Kombüsenfeuer gelöscht wird.« Und zu Inch gewandt, fügte er hinzu: »Wir werden in einer halben Stunde die Gefechtsstationen besetzen. Das wird die Leute munter machen und die Müdigkeit aus ihren Knochen treiben.«
    »An Deck! Land voraus in Lee!«
    Er warf Allday den Becher zu. »Hinauf mit Ihnen, Mr. Carlyon! Melden Sie, was Sie sehen, und etwas lebhaft, bitte!«
    Gossett tänzelte über das Deck, die Hände tief in den Taschen seines unförmigen Wachmantels. »Die Sichtmeldung kam zur rechten Zeit, Sir.« Es klang ziemlich selbstgefällig. »Abstand etwa fünf Meilen, schätze ich.«
    Carlyon glitt an einem Backstag herunter und sprudelte hervor: »Mehrere Inseln, Sir, südwestlich von uns.«
    Er bemerkte, daß Bolitho stumm geblieben war, und fuhr fort: »Sie überlappen einander, aber auf der vorderen ist ein großer Hügel.« Er rieb sich die Nase und fügte etwas zögernd hinzu: »Sieht aus wie ein Stück Käse, Sir.«
    Gossett zischte: »Allmächtiger Gott!«
    Bolitho machte ein grimmiges Gesicht. »Lassen Sie’s gut sein, Mr. Gossett. Das war eine sehr einprägsame Beschreibung und entspricht der Karte. Ein ›Stück Käse‹, das paßt ausgezeichnet.«
    Er bemerkte, wie Inch Haltung annahm, und sah im Umdrehen die massige Gestalt des Kommodore hinter der Hüttenleiter hervortreten.
    Er tippte an seinen Hut. »Wir haben die Inseln gesichtet, Sir. Ich wollte gerade die Leute auf Gefechtstationen schicken.« Er machte eine Pause und sah die tiefen Schatten um Pelham-Martins Augen.
    »Haben Sie schon Kaffee bekommen, Sir?«
    Pelham-Martin ging unsicher zur Reling und hielt sich an ihr fest.
    »Ich möchte keinen.« Er drehte den Kopf und schielte nach den niedrig hängenden Wolken. »Wo ist die
Hermes

    »Auf ihrem Platz, Sir.« Bolitho stellte sich so neben ihn, daß er sein Gesicht den anderen gegenüber verdeckte. »Sie kann Ihre Signale leicht erkennen.«
    »Und der Holländer?«
    »Noch nicht gesichtet, Sir.«
    Der kleine Kopf schien sich unabhängig von dem massiven Körper nach allen Richtungen zu drehen.
    »Was?«
Pelham-Martin schaute auf das schräge Hauptdeck hinab. »Wo ist er?« Er schrie benahe. »Er sollte doch hier sein!«
    Bolitho sagte: »Wir mußten während der Mittelwache mehrmals über Stag gehen. Die Stengen und Rahen der
Telamon
sind für solche Belastungen bei diesem Wind vielleicht zu alt. Sie hat wahrscheinlich mit weniger Segeln ihren alten Kurs beibehalten.« Er sprach in Anbetracht der aufmerksamen Zuschauer ringsum leise.
    »Aber Kapitän Farquhar wird sicher in seiner Ausgangsposition sein. Auf der Leeseite der Inseln hatte er ruhigeres Wasser.«
    Pelham-Martin schien ihn nicht zu hören. Er starrte aufs Wasser, das von dem zunehmenden Licht aufgehellt wurde. Der Horizont trat nun klar hervor und auch ein dunkler, unregelmäßiger Streifen Land, der vom immer wieder in die Wellen eintauchenden Klüverbaum wie ein Stück Seetang mitgeschleppt zu werden schien.
    »Leer!« Er wühlte in seiner Manteltasche, als wolle er sein seidenes Schnupftuch

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