Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
einer unsichtbaren Schnur zu bewegen, und zwar auf einem Kurs, der mit dem der drei englischen Schiffe zusammenlief. In weiter Ferne, und durch ihr hohes Achterschiff gerade noch hinter der dräuenden Schlachtlinie erkennbar, sah er die
San Leandro,
auf der Perez und seine Ratgeber zweifellos warteten, daß ihm der Weg für seine Heimkehr zu Macht und Reichtum geöffnet wurde.
    De Block hatte erzählt, daß der Gouverneur von Las Mercedes schon über siebzig Jahre alt sei. Es war unwahrscheinlich, daß er lange genug lebte, um sich seiner Heimat längere Zeit zu erfreuen, selbst wenn die Franzosen es ihm erlaubten.
    Er warf das Teleskop in seine Halterung. Nun war er schon so weit, daß er ihre Niederlage in seine Gedankenkette einbaute. Nein, Lequiller würde
nicht
siegen, und Perez würde die Vernichtung seiner Verbündeten noch erleben.
    Knapp drei Meilen trennten die beiden Geschwader, aber immer noch ließ sich nicht sagen, welche Schiffe die Luvposition einnehmen würden. Es war besser, den augenblicklichen vorsichtigen Annäherungskurs beizubehalten, als die Schlachtordnung durch ein Manöver in letzter Minute zu gefährden.
    Das Singen hatte aufgehört, und als Bolitho das Schiff entlang blickte, sah er, daß die Männer an ihren Kanonen standen und nach achtern, auf ihn, schauten.
    Er nickte. »Sie können jetzt laden und ausrennen lassen, Mr. Inch. Es wird Zeit, daß wir ihnen die Zähne zeigen.«
    Inch grinste und eilte davon. Minuten später klappten die Deckel der Stückpforten hoch und rumpelten die Kanonen auf quietschenden Rollwagenlafetten an die Verschanzung. Die Geschützführer griffen nach den Abzugsleinen und gaben leise letzte Anweisungen. Midshipman Pascoe kam aus dem Hauptluk gerannt und meldete vom Fuß der Leiter zum Achterdeck: »Untere Batterie geladen und fertig, Sir!« Er drehte sich um und wollte zurückrennen, als Bolitho ihn anhielt. »Kommen Sie her, Mr. Pascoe!«
    Der Junge stieg aufs Achterdeck und legte die Hand an den Hut. Seine Augen strahlten, und seine sonst bleichen Wangen hatten vor Eifer Farbe bekommen.
    Bolitho sagte ruhig: »Schauen Sie mal da hinüber!« Er wartete, bis der Junge auf einen Poller geklettert war, um über die Hängemattsnetze hinwegsehen zu können.
    Pascoe starrte eine volle Minute auf die große Ansammlung von Segeln, die sich von Steuerbord voraus bedrohlich auf sie zu bewegte. Dann sprang er wieder herunter und sagte: »Das sind ‘ne ganze Menge, Sir.« Er hob das Kinn, und als er ihn ansah, meinte Bolitho, daß dieses Gesicht gut in die Ahnengalerie des nun leerstehenden Hauses in Falmouth passen würde. Impulsiv streckte er die Hand aus und faßte Pascoe am Arm. »Passen Sie auf sich auf, Mr. Pascoe. Keine Tollheiten heute, ja?« Er griff in seine Tasche und zog das kleine geschnitzte Schiff heraus, das de Block ihm geschenkt hatte. »Hier, nehmen Sie das als Erinnerung an Ihre erste Fahrt.«
    Der Junge drehte es in den Händen und sagte: »Es ist wunderschön.« Dann steckte er es in seine Jacke und machte wieder die Handbewegung zum Hut. Bolitho sah ihm nach, und das Herz wurde ihm plötzlich schwer.
    »Er ist da unten sicher, Käpt’n.«
    Allday stand hinter ihm, das Säbelgehänge und seinen besten Uniformrock über dem Arm.
    Verschiedene Leute sahen zu, als Bolitho aus seinem abgetragenen Alltagsrock schlüpfte und die Arme in jenen mit den weißen Aufschlägen und Goldstickereien steckte: in den Rock, den Cheney so bewundert hatte.
    Allday zog den Gurt über dem Bauch zurecht und trat dann zu einem kritischen Blick zurück. Gelassen sagte er: »Es wird harte Arbeit geben, bevor wir heute Schlafengehen, Käpt’n. Und viele Leute werden nach achtern schauen, wenn die Dinge schlecht stehen.« Er nickte zufrieden. »Die wollen Sie dann sehen, um zu wissen, daß Sie bei ihnen sind.«
    Bolitho zog den Säbel ein Stück aus der Scheide und berührte die Schneide mit einem Finger. Er war schon alt, aber der Mann, der ihn geschmiedet hatte, hatte etwas von seinem Handwerk verstanden. Er war leichter als die meisten neueren Waffen, aber scharf wie ein Rasiermesser. Er schob ihn in die Scheide zurück und verschränkte die Hände auf dem Rücken. »Wenn ich heute falle, sorgen Sie dafür, daß der Junge gerettet wird«, sagte er.
    Allday stand hinter ihm, ein schweres Entermesser ohne Hülle im Gürtel. ›Wenn du fällst, dann nur, weil ich vorher zu Brei verwandelt worden bin‹, dachte er. Laut erwiderte er: »Keine Sorge, Käpt’n.« Er zeigte

Weitere Kostenlose Bücher