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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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nicht viel Zeit in Anspruch genommen. St. Clair hatte den Plan, als reiche, verwöhnte Knollenpilzjägerin aufzutreten, sofort aufgegeben, als ihr klar wurde, dass L’ns einzige Überlebenschance darin bestand, gemeinsam mit ihr zu fliehen. Sie musste sich einfach auf ihr Glück verlassen und improvisieren. Es gab keine gefälschten Ausweise, mit denen sämtliche Situationen gemeistert werden konnten, mit denen St. Clair und L’n möglicherweise konfrontiert werden würden. Also führte sie von Anfang an keine mit sich.
    Ihre einzige Visitenkarte war unverfrorener Bluff.
    Sobald sie den Tunnel hinter sich gelassen hatten, hielt sie auf die nächstgelegenen Station der A-Gravbahn zu. Mit ihrem aufdringlich herrischen Auftreten hatte sie den Fahrkartenverkäufer dermaßen unter Druck gesetzt, bis er ihr entgegen aller Vorschriften einen Platz in der ersten Klasse eines Zuges verkaufte, der direkt in die Stadtmitte fuhr.
    »Reiseerlaubnis? Rationskarte? Mein guter Mann, habe ich Ihnen nicht gerade lang und breit erklärt, dass ich sie verloren habe? Vermutlich wäre es Ihnen lieber, ich würde wegen meiner Schusseligkeit vor Ihnen auf den Knien rutschen, oder was? Na schön. Wenn es Ihnen dann besser geht: ich rutsche vor Ihnen auf den Knien, sehen Sie das? Ich rutsche vor Ihnen auf den Knien!« Sie legte die Hände wie zum Gebet zusammen und verbeugte sich leicht vor ihm. »So! Hoffentlich sind Sie jetzt zufrieden! Und jetzt verkaufen Sie mir die verdammten Fahrkarten!«
    Ihre nicht ausgeführte Knierutsch-Vorstellung jagte dem Angestellten einen heiligen Schrecken ein. Ihren Kleidern nach zu urteilen, musste diese Frau unanständig reich sein. Entweder das, oder sie war das Joygirl eines Tahn-Offiziers, dessen Rang er sich nicht einmal zu erraten traute. Er verkaufte ihr die Fahrkarten, ohne nachzufragen, weshalb sie überhaupt zwei davon brauchte. Er vermutete, dass es etwas mit der seltsamen kleinen, rosafarbenen, pelzigen Kreatur an ihrer Seite zu tun haben musste. Vielleicht fanden es die Reichen jetzt schick, auch für ihre Haustiere Sitzplätze zu kaufen.
    Gerade als die Generatoren der A-Gravbahn ein hohes Pfeifen verlauten ließen und St. Clair und L’n mit einem tiefen Schluchzen, aber erleichtert durchatmeten, hörten sie, wie die Lautsprecher mit einem lauten Knacken angeschaltet wurden. Eine Reihe harscher, gebellter Befehle hallte über den Bahnhof. Das Pfeifen senkte sich zu einem tiefen Summen. Dann hörte sie schwere Schritte. St. Clair schwor sich, nicht aufzusehen, hörte jedoch, wie eine Autoritätsperson den Passagier vor ihnen in die Mangel nahm. Sie spürte, dass L’n vor Angst zitterte. Geistesabwesend strich sie mit den Fingern durch L’ns weiches Fell und versuchte sie zu beruhigen, doch es war hoffnungslos.
    Die Autoritätsperson schrie. Der Passagier heulte auf. L’n schluckte ein entsetztes Stöhnen hinunter. St. Clair schaute gegen ihren Willen auf – und blickte direkt in die Augen eines schwarzuniformierten Tahn-Schergen.
    Diese Augen würde sie nie vergessen. Sie hatten die Farbe eines Fisches, der sich tief unten am Meeresgrund ernährt. Sie betrachteten zuerst sie, dann L’n. Dann wieder sie. Fischauge ließ die Papiere in den Schoß des anderen Passagiers fallen und kam direkt auf sie zumarschiert. St. Clair zwang sich zu einem, wie sie hoffte, zu ihrer Rolle passenden hochmütigen Lächeln. Sie machte sich bereit, in die Taschen ihres Hosenanzugs zu greifen und nach ihren nichtexistenten Papieren zu kramen.
    Der Mann blieb vor ihr stehen. Er beugte sich näher. Dann, Wunder über Wunder, grinste er plötzlich, wobei er eine schauderhafte Reihe schwarzer und gelber Stummel entblößte.
    »Killekille«, sagte er. »Killekille.« Dabei fing er an, L’n zu streicheln und zu kitzeln!
    »Meine Güte, das ist mal’n prima Haustierchen! Was ist das? So ’ne Art Katze? Ich liebe Katzen. Meine Frau und ich müssen mindestens dreißig oder vierzig von den kleinen Rackern zu Hause haben. Ha! Besser gesagt, sie haben uns!«
    Die ganze Zeit über streichelte und neckte er L’n. St. Clair blubberte etwas zwischen Lachen und Seufzen hervor, wobei sie die ganze Zeit über dachte: ›Schnurr schon! Du sollst schnurren, L’n!‹
    »Ja«, sagte sie. »Es ist eine besondere Katzenart, jedenfalls etwas in der Richtung. Eine sehr seltene Rasse …«
    In diesem Augenblick fing L’n zu schnurren an und rettete durch diesen in der Geschichte des Imperiums wohl einzigartigen telepathischen Akt

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