Feindgebiet
war.
Er wusste nicht, dass seine engsten Mitarbeiter von ihm als »Old Ademony-Kademony« sprachen, ein Ausdruck aus der Frühgeschichte des Journalismus, der in etwa einen Schwätzer beschrieb, der sich niemals so recht entscheiden konnte.
Wenn seine Annahme sich jedoch als richtig erwies, führte er in Gedanken weiter aus, sollte er dann nicht lieber den Imperator von seinem Verdacht in Kenntnis setzen? Aber angenommen, er hatte die Aussagen von Sullamora und den anderen missverstanden – stand er dann nicht als Spinner da, als Hysteriker gar, wenn er den Imperator mit derartigem Unsinn belästigte?
Vielleicht war es am besten, schloss er daraus, nichts zu unternehmen. Vielleicht sollte er ein wenig auf Distanz zu Tanz gehen und abwarten, wie sich die Situation entwickelte.
Genau. So würde er sich verhalten.
Zufrieden darüber, dass er wieder einmal auf geniale Weise zu einer Entscheidung gekommen war, wandte er seine primäre Aufmerksamkeit den Freuden zu, die der Abend zu bieten hatte.
Interessiert hörte er dem gutaussehenden jungen Mann zu, der plötzlich neben ihm an der Bar stand und mit ihm über einige verwirrende Möglichkeiten hinsichtlich bestimmter Sexpartner sprach, zu denen sich auch der junge Mann selbst durchaus zählte. Volmer dachte über diese Möglichkeit nach, doch weitaus mehr reizte ihn das, was der junge Mann über höchst ungewöhnliche Vorkommnisse innerhalb des Stabes eines gewissen Krankenhauses erwähnte; Vorkommnisse, die sich um den Kühlraum des Krankenhauses drehten.
Der gutaussehende junge Mann war wirklich käuflich. Aber nicht als Hure. Man konnte die Dienste dieses jungen Mannes zu einem weit höheren Preis in Anspruch nehmen, besonders dann, wenn es darum ging, sich ein Problem vom Hals zu schaffen.
Das Gerücht, das in letzter Zeit hinsichtlich des kranken Irren kursierte, besagte, dass er viel mehr war, als es den Anschein hatte; dass er in Wirklichkeit ein sehr hinterhältig und verdeckt arbeitender Polizist sei. Warum hätte man sonst im letzten Monat einen von Sowards einflussreichsten Sexkönigen festgenommen, angeklagt und ohne viel Federlesens verurteilt?
Das Gerücht, von dem niemand wusste, woher es kam, klang sehr plausibel.
Aus diesem Grund war es nur logisch, dass die Unterweltbosse, von denen sich jeder für wichtiger und mächtiger hielt, als er in Wirklichkeit war, ein Kopfgeld auf den kranken Irren ausgesetzt hatten. Der gutaussehende junge Mann hatte ihnen angeboten, die Aufgabe zu erledigen.
Zwei Stunden später lauschte der betrunkene Volmer fasziniert den Ausführungen, die ihm der junge Mann hinsichtlich der Nekro-Spielchen im Krankenhaus zuflüsterte, als er plötzlich einen exakt dosierten Schlag unter das rechte Ohr erhielt; anschließend wurden seine Taschen durchwühlt, seine Juwelen und seine halbhohen Stiefel gestohlen. Zu guter Letzt wurde der bewusstlose Körper über ein Geländer gekippt, woraufhin er schwer auf dem vier Stockwerke tiefer gelegenen Betonboden aufschlug.
Als die Leiche zwei Tage später entdeckt und gemeldet wurde, drückte Tanz Sullamora in angemessener Weise seine Bestürzung aus. Er kündigte an, dass er seinem eigenen Schiffssicherheitsdienst Anweisung geben wolle, seine Rundgänge auf die umliegenden Gebiete auszudehnen. Dieser schreckliche Unfall sei sicherlich nur deshalb geschehen, weil Volmer, ein allseits respektierter Journalist, auf eigene Faust Recherchen über die vermutete Korruption, die die Kriegsanstrengungen schwächte, angestellt hatte. Sullamora schrieb sogar eine Belohnung für die Ergreifung der Raubmörder aus, die seinen Freund umgebracht hatten.
Kapitel 36
Die vier Tahn-Offiziere blickten St. Clair finster an. Selbst im Glanz ihrer glitzernden Paradeuniformen wirkten sie drohend, unheilvoll. Ohne auf ihre Rangabzeichen zu achten, erkannte sie sofort am Schnitt ihrer Uniformjacken und den glänzenden, unvermeidlichen Willyguns, die sie an der Hüfte trugen, dass es sich um Leute aus der höheren Riege handelte. Mit ihrer Anwesenheit war der kleine Vorraum beinahe voll, und St. Clair musste den Impuls unterdrücken, voller Panik die Flucht zu ergreifen. Ihre Gesichter waren automatisch auf den groben Drohmodus geschaltet, den alle Tahn-Offiziere draufhatten, wenn sie wollten, dass alles nach ihrer Pfeife tanzte.
Statt wegzurennen, begrüßte sie St. Clair mit ihrem einnehmendsten Lächeln.
»Ladies und Gentlemen«, sagte sie. »Bitte Waffen und Credits an der Tür abgeben.« Mit
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