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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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kümmerte sie auch nicht. Ein Raumschiff war wie eine Waffe: ein Handwerkszeug, mehr nicht.
    Trotzdem brachte sie für den Offizier ein frostiges Lächeln und ein Nicken zuwege. Wenn das die Überlegungen waren, die er mit ins ewige Nichts nehmen wollte, dann sollte es so sein.
    Atago dachte nur an die Endphase ihrer Pläne, soweit sie gediehen waren.
    Jede Kultur, die es fertig brachte, das Abschlachten anderer Lebewesen als bewunderungswürdig anzusehen, würde auch den Kämpfer glorifizieren, der ohne jegliche Aussicht auf Erfolg in den Krieg zog. Aber um zur Legende zu werden, musste dieser Kämpfer mit seinem Tod etwas erreichen, und sei es auch nur, die Mächte des Bösen für ein paar Stunden länger aufzuhalten oder so etwas.
    Das hatte sogar schon auf der alten Mutter Erde gegolten. Zum Beispiel Roland: bevor er zum großen Helden werden konnte, musste man seine sture Blödheit in der Schlacht bei Roncesvalles – in Wirklichkeit ein kleiner Angriff unzufriedener Basken – zum todesmutigen Gefecht gegen mehrere Millionen Sarazenen umfunktionieren. Custer und seine Leute mussten einfach etwas Großes im Sinn gehabt haben und sich nicht, wie in Wirklichkeit, betrunken, ohne Erfahrung und ohne auf die eigenen Kundschafter zu hören, auf den Weg zum Little Big Horn gemacht haben, ohne auch nur die geringste Vorstellung davon, was sie dort eigentlich tun wollten, sobald sie angekommen waren.
    Es gab eine Ausnahme: Die Kamikazeflieger im Zweiten Weltkrieg. Sie gingen in den Tod, angetrieben einzig und allein von der verzweifelten Logik, dass ihr Tod einen Zauber bewirken würde, der den Lauf der Geschichte zwangsläufig ändern musste. In anderen Kulturen hatte man sich dieses Phänomen damit erklärt, dass man sie allesamt zu Fällen für den Psychiater erklärte, für betrunken oder bis zum Uniformkragen mit Drogen vollgeknallt. Nur in ihrem eigenen Kulturkreis galten sie als wahre Helden.
    Die Tahn hätten für die Kamizake absolutes Verständnis gehabt.
    Lady Atagos »Kriegsplan« bestand darin, direkt auf Cavite zuzusteuern. Irgendwie würde die Forez sich durch die um Cavite stationierten Imperialen Flotten durchkämpfen und dann Cavite selbst angreifen. Natürlich würden sie alle sterben.
    Aber irgendwie würde das auch den Kriegsausgang verändern.
    Die Mannschaft glaubte daran. Vielleicht glaubte auch Lady Atago ein bisschen daran.
    Aber für Lady Atago waren ihre Ehre und die Sühne für ihr schuldhaftes Versagen weitaus wichtiger. Sie hatte etwas falsch gemacht, auch wenn sie nicht wusste, was. Der Krieg hätte schon lange vorbei sein und die Tahn als Sieger daraus hervorgehen müssen. Etwas anderes war einfach unmöglich.
    »Unmöglich« war auch das Adjektiv, das zu ihrem Plan passte.
    Die Panipat , die nie wieder starten würde, wurde ihrer Raketen, Waffen, Vorräte und ihrer wenigen Soldaten, die über eine ausreichende Ausbildung verfügten, beraubt.
    Doch selbst nach dieser Maßnahme startete die Forez nur mit achtzig Prozent ihrer Soll-Besatzungsstärke. Sie verfügte jedoch über fast einhundertfünfundsiebzig Prozent der für sie vorgesehenen Waffensysteme; Waffensysteme, die bestenfalls einmal testweise abgefeuert worden waren, während sich das Schlachtschiff auf dem Weg von der Werft nach Heath befand.
    Normalerweise wurde ein Schlachtschiff von einer ziemlich großen Flotte begleitet: Kreuzern, Zerstörern, EAS-Schiffen, Jägertransportern und einem ganzen Schwarm von Hilfs- und Versorgungsschiffen.
    Die neue Forez griff das Imperium mit einem Kreuzer und siebzehn Zerstörern an.
     
    Lieutenant Gilmer hielt sich für einen klugen Mann.
    Er stammte aus einer Familie, die seit Generationen beim Militär des Imperiums gedient hatte. Jedes Mitglied der Gilmer-Familie begann seine erste Karriere beim Militär. Lieutenant Gilmer war mit der miesen Aussicht erwachsen geworden, dass er früher oder später irgendwo dort draußen Leuten begegnen würde, die wahrscheinlich teuflisch böse Absichten hatten. Die Alternative war denkbar einfach: entweder mitmachen oder Enterbung. Letzteres war das weitaus schlimmere Schicksal.
    Er hatte vergeblich gehofft, dass wenigstens der Krieg mit diesen idiotischen Tahn vorbei sein würde, bevor sein zarter, rosiger Körper das Volljährigkeitsalter erreicht hatte. Er hatte kein Glück.
    Gilmer wählte das Militär.
    Er. hatte sich jedoch einen Plan ausgedacht, der nicht nur vorsah, dass ihn seine misstrauischen älteren Familienmitglieder als wahren

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