Feindgebiet
hatten zum ersten Mal überhaupt ein Schlachtschiff mit vier internen Hangars für sechzehn Einsatzjäger gebaut.
Die Luken öffneten sich, und die Jäger rasten los.
Aber der lange Krieg hatte auch von den Tahn-Piloten seinen Tribut gefordert, besonders schlimm wirkte er sich auf die Ausbildung der jungen Piloten aus, die jetzt in den teilweise ferngesteuerten Raketen, die sie Einsatzjäger nannten, angeschnallt saßen. Die sechzehn Piloten verfügten zusammen über weniger als 8.000 E-Stunden Flugerfahrung. Vor dem Krieg hätte das einen Tahn für den Rang eines graduierten Fluganwärters qualifiziert – nicht mehr.
Diese Jägerpiloten hielten nicht viel von subtilen Manövern wie Ausweichen oder Antäuschen, wobei sie auch nicht in der Lage waren, sie durchzuführen; vor allem nicht gegen die überaus erfahrenen Offiziere des Imperiums, die ihnen mit jeweils abertausenden Flugeinsätzen und gefletschten Zähnen gegenüberstanden.
Die Jäger überlebten kaum die ersten Sekunden ihres Einsatzes, dann war es für sie auch schon vorbei. Das einzige Ziel, das sie trafen, war einer ihrer eigenen Zerstörer. Trotzdem trug das Durcheinander der abgefeuerten Torpedos dazu bei, dass die ohnehin schon chaotische Formation der Tahn-Kriegsflotte völlig auseinanderbrach.
Atago stand auf der Kommandobrücke und bewegte keinen Muskel im Gesicht. Sie hatte keine großen Erwartungen in die Jäger gesetzt, aber dieses Schauspiel war absurd. Und doch hatte es sich genau so abgespielt. Stoisch gab sie weitere Befehle.
Der befehlshabenden Armierungsoffizier hatte die Wahl der Waffen bereits getroffen. Er befahl eine kräftige Nach’kal-Attacke – Schiff-zu-Schiff-Raketen mittlerer Reichweite, die ihr Ziel selbständig fanden.
Die zweite Katastrophe ging zu Lasten der unfähigen, schlecht oder überhaupt nicht ausgebildeten Torpedoschützen. Computersimulationen ersetzten eben nicht wirkliches Kampfgeschehen.
Ortungstechniker wählten die falschen Ziele; Feuerleittechniker »verloren« ihr Ziel aus den Augen oder, noch schlimmer, »verloren« ihre Raketen nach dem Abschuss unterwegs im All; Torpedoschützen fummelten sich aufgeregt durch Handgriffe und Abläufe, die sie im Schlaf hätten können müssen. Und die Lademannschaften drückten die falschen Knöpfe und schickten Raketen zurück in die Silos oder ließen sie halbgeladen eingeklemmt in den Schächten stecken.
Die dritte Katastrophe war das neue, unerprobte Waffensystem selbst. Die Nach’kal-Attacke hätte aus allen Rohren erfolgen müssen. Tatsächlich wurden weniger als 71 Prozent der Rohre abgefeuert.
Die anderen Raketen weigerten sich »anzuerkennen«, dass man sie geladen hatte, oder sie »vergaßen« ihre Ziele oder blieben passiv in ihren Rohren. Eine ganze Raketenbatterie schaltete auf Automatik, unterließ es aber, die Antriebssysteme der Raketen nach dem Abschuss zu aktivieren. Mehrere Dutzend Nach’kals wurden so in den Raum geworfen und irrten dort umher, bevor ein Freiwilliger den Computer der Batterie kurzschloss – und sich dabei einen tödlichen Stromschlag holte.
Trotzdem wurden einige Einsatzschiffe, die gerade ihre Kali-Schiffskiller abfeuerten, von feindlichen Raketen getroffen.
Eine Kali erwischte die Forez und explodierte in einem nun leeren Jägerhangar. Schadensbegrenzungs-Einheiten kämpften sich durch das wütende Feuer und erstickten die Flammen nach wenigen Minuten.
Dann machte sich das erste Geschwader aus dem Staub.
Fünf Einsatzschiffe entkamen.
Die Aufmerksamkeit der Tahn konzentrierte sich inzwischen auf das zweite Geschwader, dessen Aufgabe darin bestand, die Begleitschiffe zu vernichten.
Das gelang ihm zum größten Teil.
Die Zerstörer der Tahn-Flotte manövrierten verzweifelt und ziemlich unkoordiniert vor sich hin. Nach der Katastrophe mit der Nach’kal-Attacke zögerte der befehlshabende Armierungsoffizier der Forez , ihnen Feuerschutz zu gewähren. Neun Zerstörer verglühten, bevor der Befehl zum Feuern erfolgte.
Zwanzig ferngelenkte Langstrecken-Schiffskiller schossen aus der Forez heraus und suchten sich ihre Ziele.
Das angreifende Geschwader war auf der Hut und spie seinerseits Fox-Abfangraketen und Goblins aus, die sich auf die gewaltigen Killertorpedos der Tahn stürzten. Das Steuerungspersonal auf selten der Tahn war verwirrt, man verlor sowohl die anvisierten Ziele als auch die Kontrolle über die eigenen Sprengköpfe. Die Torpedos registrierten, dass sie nicht mehr ferngelenkt wurden und aktivierten
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