Feindgebiet
Bannerträger der Familientradition akzeptierten, sondern auch, dass besagter rosiger Körper unbeschadet davonkam.
Er meldete sich freiwillig für den Dienst auf Patrouillenschiffen.
Seine Kommilitonen auf der Akademie erstarrten ehrfurchtsvoll. Sie waren sehr überrascht, dass sich der lasche Kerl zu einem Feuer speienden Helden entwickelt hatte. Patrouillenschiffe, das war das letzte. Ganz vorn, vor der gesamten Flotte herumgondeln und darauf warten, dass einen der Feind mit voller Wucht angriff, nein danke!
Patrouillenschiffe waren noch selbstmörderischer als Einsatzschiffe.
Man konnte dabei umkommen.
Gilmer scherte sich um ihre Bewunderung ebenso wenig wie um ihre frühere Verachtung. Insgeheim freute er sich natürlich darüber.
Gleich in seinem ersten Jahr auf der Akademie war Gilmer zu einem Computerkurs geschickt worden, wo er sich mit einigen interessanten Recherchen beschäftigte. Er wollte seinen zukünftigen Platz finden. Er fand heraus, dass Patrouillenschiffe wirklich an der Spitze flogen. Aber im Gegensatz zu den Einsatzschiffen, die schießen mussten und sich rasant schnell aufklärerisch im Raum bewegten, brauchten die Patrouillenschiffe nur letzteren Einsatz durchzuführen.
Er erstellte eine statistische Analyse, die klar belegte, wie viel Tote es seit den Mueller-Kriegen auf Patrouillenschiffen gegeben hatte. Das Ergebnis war interessant: weniger als zwei Prozent. Weniger als zum Beispiel auf Transportschiffen. Soviel zur Gerissenheit von Kadetten. Gilmer wühlte sich weiter durch die endlosen Dateien der Unfallberichte und fand weiterhin heraus, dass die meisten Verluste auf Pilotenfehler zurückzuführen waren.
Gilmer war ein hervorragender Raumschiffpilot, darüber waren sich alle einig.
Also zog er in den Krieg.
Die Stimmung auf seinem Patrouillenschiff war miserabel. Die zwölf Besatzungsmitglieder hassten Gilmer aufrichtig, auch wenn es dafür nicht den geringsten Grund gab. Das Raumschiff wurde ordnungsgemäß geführt. Beförderungen und Bestrafungen wurden auf dem schnellsten Wege und genau nach Vorschrift erteilt. Aber irgend etwas stimmte nicht.
Gilmer war nicht gerade erfreut, als sein Patrouillenschiff einem Flottenteil zugeordnet wurde, der sich an der Invasion der Pioniersektoren beteiligen sollte. Aber bis jetzt hatte er sich aus jeder Gefahr erfolgreich herausgehalten. Er hatte mehrere Tahn-Schiffe gemeldet, die im Alleingang gegen das Imperium antreten wollten; genug, um ein oder zwei ordentliche Auszeichnungen zu bekommen, die ihm im Zivilleben, wo er eine zweite Karriere als Livie-Produzent plante, gut zu Gesicht stehen würden.
Außerdem hatte er recht bald erkannt, dass das Imperium den Krieg gewinnen würde.
Noch ein paar Wochen, und alles war vorbei. Er hatte vor, seinem Schiff eine gründliche, mehrwöchige Überholung in den Docks zu gönnen, so dass er nicht unbedingt an der letzten heißen Kriegsphase, dem Angriff auf Heath, teilnehmen musste.
Darum war Gilmer, der kluge Mann, nicht sehr begeistert, als sein Sensorschirm aufleuchtete und einen einzelnen kleinen Punkt anzeigte, der sich rasend schnell auf ihn zubewegte.
Er vergrößerte den Bildausschnitt, indem er auf einen Sensor umschaltete, den er einige Lichtjahre entfernt installiert hatte.
Gilmer schluckte, als er die gewaltige Forez auf sich zufliegen sah. Ein zweiter Bildschirm bestätigte ihm, dass es keine Illusion war. Die Flugbahn der Forez führte sie weniger als eine Lichtminute an ihm vorbei!
Sein Nachrichtenraum war schon dabei, die Meldung per Kurzfrequenz an die Flotte weiterzugehen. Gilmer befahl volle Kraft voraus, programmierte ein beliebiges Ausweichmanöver und schaute sich dann um, was er noch tun könnte. Panisch holte er sich eine Waffenkonsole heran und schickte blind zwei Raketen los.
Die vier Raketen, mit denen das Patrouillenschiff ausgerüstet war, konnten in diesem Fall kaum etwas ausrichten. Es handelte sich um Torpedos mit einfacher Zielerfassung, kaum einen Meter lang. Theoretisch waren sie in der Lage, ein feindliches Patrouillenschiff, eventuell sogar ein Einsatzschiff zu stoppen. Tatsächlich ging es eher darum, der Besatzung des Patrouillenschiffs etwas zu tun geben, bevor sie starb – wenn sie sich schon als so unfähig erwiesen hatte, sich erwischen zu lassen.
Gilmer kaute an seinem Handknöchel herum und wartete wie gelähmt auf die Erfüllung einer anderen Familientradition: Tod im Feld.
Aber nichts geschah.
Nicht ein einziges dieser Tahn-Schiffe nahm ihn
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