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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Ärger, den man am besten dadurch vermied, dass man ihn im nächsten Reisfeld verschwinden ließ, und zwar mit vielen, vielen Stichwunden.
    Genrikhs oberster Vorgesetzter, Lord Wichman, beschloss, seinen Spitzel nicht fallenzulassen. Statt dessen ernannte er ihn zum Chef seiner persönlichen Leibwache, bis sich für den Mann ein neues Einsatzgebiet finden ließ. Wichman wusste, dass er auf Genrikhs uneingeschränkte Loyalität rechnen durfte. Er war genau der Richtige, Pastours Programm zu infiltrieren, ganz egal, was Pastour wirklich damit im Schilde führte.
    Genrikh hatte sich jetzt einigermaßen beruhigt, nippte an seiner Flasche und dachte darüber nach, was er an der Stelle des Kommandanten dieses Gefängnisses wohl getan hätte. Darüber ließ sich hervorragend nachdenken. Er grinste vor sich hin. Denn schon sehr bald würde er selbst der Kommandant sein.
    Jawohl.
    ›Du stehst vor einem Haufen von nicht einfach nur Kriminellen, sondern obendrein von Feiglingen und Verrätern‹, rief er sich in Erinnerung. Genrikh wusste, dass jeder, der sich den Tahn nicht beugte, ein Verräter war.
    ›Na schön. Ihr wollt also Technikers dachte er. Aber zuerst muss man diese Subjekte dazu bringen, dass sie spuren. Jawohl.
    Zuerst lässt man sie im Innenhof antreten. Dann sucht man willkürlich 100 von ihnen aus und schlägt sie tot.
    ›Nein‹, korrigierte er sich. ›Man sucht 100 aus und lässt sie von den übrigen totschlagen. Totschlagen oder totgeschlagen werden. Jawohl. So bringt man ihnen gleich die richtige Einstellung bei.
    Unterkunft? Essen? Unsinn. Sollen sie im Freien leben und Wurzeln fressen. Hat das Imperium nicht genug Leute, von denen keiner wirklich bis zum Ende kämpfen will? Diese Resourcen konnte man wie Vieh ausbeuten: benutzen, bis sie umfallen. Für jeden, der ausfällt, gibt es viele, viele, die an seine Stelle treten.‹
    Colonel Derzhin würde seinen Irrtum schon bald einsehen und verschwinden müssen.
    Major Genrikh schloss die Augen und malte sich genau aus, wie er dann sein Gefängnis organisieren würde.

 
Kapitel 11
     
    Nach Colonel Derzhins Ansprache wurden die Gefangenen aus dem Wachhof hinaus durch den zerstörten Altarraum in ihren eigenen Bereich geführt, wo sie noch einmal strammstehen mussten und dann wegtreten durften. Sie schwärmten durch die Kathedrale und erforschten ihr neues Zuhause.
    Zum ersten Mal in der langen Zeit ihrer Gefangenschaft befanden sie sich in einem Gefängnis, das zu groß für sie war. Für jemanden, der nicht daran gewöhnt ist, ist das Schlimmste im Gefängnis der Mangel an Privatsphäre. Nie gab es einen Moment, in dem man sich allein fühlen konnte. Jetzt belegten l000 schlecht ernährte Wesen einen Gebäudekomplex, der für 15.000 Bewohner angelegt worden war; sie kamen sich richtig verloren vor.
    Sten und Alex setzten sich im Hof zusammen.
    »Mr. Kilgour?«
    »Was gibt’s, Feuerleitschütze Horrie?«
    »Wie kommt man am besten aus diesem Grab heraus?«
    »Das kann ich noch nicht genau sagen, würde aber auf den östlichen oder westlichen Flügel tippen, oder irgendwo in der Nähe des Altarraumes. Am besten stehen die Chancen wohl im Westflügel, der liegt am nächsten am Steilhang.«
    »Genau.«
    Dann sahen sie sich nach einer geeigneten Unterkunft im südlichen und längsten Flügel der Kathedrale um.
    Sie waren Ausbrecher. Ausbrecher mit einiger Erfahrung. Ihre Erfahrung besagte, dass sie ihr Quartier unter keinen Umständen nahe beim Zentrum des Geschehens beziehen sollten.
    Einmal war aus ihrem eigenen Schlafraum heraus ein Tunnel gegraben worden. Sie hatten bald die Erfahrung machen müssen, dass man keine ruhige Minute mehr hatte, wenn alle zwanzig Minuten Säcke voller Erde, Tunnelgräber oder Aufpasser hin und her liefen.
    Sie suchten eine Weile und fanden dann einen geeigneten Ort. »Ist doch ausgesprochen gemütlich, oder?« fragte Alex glücklich.
    Sten blickte sich um. Es war perfekt. Im Geiste setzte er bereits eine Anzeige für die Rubrik »zu vermieten« auf:
     
    GROSSES ZIMMER. 20 x 15 Meter. Genug Platz, um eine Katze am Schwanz herumzuschleudern. Eigene Katze ist mitzubringen. Ratten werden gestellt. Ehemaliges Büro eines mittleren religiösen Beamten, dessen Glauben inzwischen wahrscheinlich ausgerottet wurde. Das Zimmer wird ohne lästige Suchscheinwerfer in der Nacht angeboten. Die Lage im ZWEITEN STOCKWERK schützt vor eventuellen Tunnelbauern und Freizeitsportlern vom unteren Stockwerk, sowie durch die darüberliegenden

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