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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Imperium, war er Junior Lieutenant an Bord eines Vermessungsschiffs gewesen. Aus welchen Gründen auch immer war einer der Reserve-Sauerstofftanks des Schiffs explodiert, wobei alle vier rangältesten Offiziere getötet und, was weitaus schlimmer war, der Navigationscomputer vernichtet wurden. Als einziger überlebender Offizier hatte Derzhin das Kommando übernommen und das Schiff – mit viel Glück, wie er dachte – bis zu einem unbewohnten Planeten manövriert.
    In jener Woche mussten die Livies der Tahn wohl verzweifelt einen Helden gebraucht haben, denn der Lieutenant wurde sofort zu einem solchen hochgejubelt. Derzhin bekam einen Haufen Medaillen und eine Beförderung verpasst, was ihm die Karriere beim Militär jedoch auch nicht schmackhafter machte. Ein Jahr darauf, nachdem sich der Medienrummel gelegt hatte, kaufte sich Derzhin in aller Ruhe vom Militärdienst frei. Seine Medaillen verschafften ihm eine Stellung im unteren Management in einer von Pastours Firmen.
    Da er ein seltenes Talent für den geschickten Einsatz von Personal und des zur Verfügung stehenden Materials entwickelte, wurde er rasch befördert. Pastour hatte einmal gesagt, dass man Derzhin mit sechs Anthropoiden und zwei Hämmern auf einem Asteroiden aussetzen könnte, und innerhalb eines Jahres hätte er den Prototyp eines Schiffes flugfertig sowie drei Modellvarianten in der Hinterhand.
    Derzhin behielt sein Offizierspatent in Reserve, weil es ihm in der Geschäftswelt eine nicht geringe Anerkennung verschaffte. Selbstverständlich war er kein Antimilitarist. Er war ein Tahn. Niemals würde er die moralische Überlegenheit seiner Rasse und die Gerechtigkeit des Krieges in Frage stellen.
    Trotzdem wäre es ihm lieber gewesen, wenn man ihn nicht gleich bei der allgemeinen Mobilmachung in den Militärdienst zurückberufen hätte. Auch Pastour war nicht sehr glücklich darüber, auf Derzhins Talent verzichten zu müssen.
    Als Pastour erkannte, dass eine hochqualifizierte Ressource die Imperialen Gefangenen – aufgrund von hochgestochenem Prinzipiengeschwätz vergeudet wurde und er eine angemessene Aufgabe für diese Ressource ausfindig machen konnte, setzte er sofort alles daran, Derzhin als Leiter dieses Projektes zu bekommen.
    Er wusste jedoch auch, dass kein leitender Angestellter, wie qualifiziert er auch sein mochte, von heute auf morgen in einen Gefängnisaufseher verwandelt werden konnte, und so stellte er Derzhin einen Partner zur Seite.
    Dieser Partner war Sicherheitsmajor Avrenti. Auch Avrenti war kein Aufseher – Gefängnisverwalter mit Erfahrung waren sehr gefragt. Avrenti war einer der geschicktesten Spezialisten für Sabotageabwehr. Jeder, der verhindern konnte, dass irgendwo eine Minibombe installiert oder wichtiges Kriegsmaterial beschädigt wurde, sowie einen potentiellen Saboteur ausfindig machen konnte, bevor er überhaupt aktiv wurde, dürfte keine Probleme damit haben, einen Haufen Aufsässige in einem abgegrenzten und obendrein schwerbewachten Gebiet unter Kontrolle zu halten. Äußerlich war Avrenti eher unscheinbar. Jeder, der ihm flüchtig begegnete, hatte sein Gesicht schon nach wenigen Minuten wieder vergessen. Er hätte einen hervorragenden Spion abgegeben. Er sprach mit leiser Stimme und zog es vor, sein Gegenüber durch Argumente und Beharrlichkeit zu überzeugen. Auffällig an ihm war allein seine altertümliche Brille. Fragte ihn jemand, warum er nicht auf einen korrigierenden Eingriff, auf Implantate oder Austauschorgane zurückgriff, gab er eine Abneigung gegen Mediziner an. Tatsächlich waren seine Augen fast normal. Er setzte seine Brille lediglich als Mittel der Verzögerung ein, um Zeit zu gewinnen, die richtige Antwort oder Vorgehensweise zu finden, so wie andere Leute Schreibstifte oder die sorgfältige Vorbereitung und den Genuss von Stimulanzien einsetzten.
    Die beiden Männer blickten auf ihre Schützlinge hinab.
    »Sieht ganz so aus, als müsste ich jetzt eine Rede halten«, sagte Derzhin schließlich.
    »Das scheint mir für einen Aufseher angebracht«, pflichtete ihm Avrenti bei.
    Derzhin lächelte. »Wie Sie wissen, Major, verlangt dieser Bereich meiner Aufgabe die Fähigkeit, vor Publikum zu sprechen.«
    »Einer der vielen Gründe, weshalb ich es vorzog, das zu bleiben, was ich bin«, sagte Avrenti.
    »Ach ja. Ich habe schon vor Lords und betrunkenen Raumhafenarbeitern gesprochen, aber ich kann mich nicht daran erinnern, jemals vor Kriegsgefangenen eine Ansprache gehalten zu

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